Sana Krankenhaus in Radevormwald Grüne Damen haben stets offenes Ohr

Radevormwald · Ehrenamtlich kümmern sie die Grünen Damen auch im Sana Krankenhaus Radevormwald liebevoll um Patienten auf den verschiedenen Stationen. Dabei sind auch starke Nerven manchmal von Vorteil.

 Inge Menn ist Leiterin der Grünen Damen im Sana Krankenhaus Radevormwald und kümmert sich ehrenamtlich um die vorwiegend älteren Patienten.

Inge Menn ist Leiterin der Grünen Damen im Sana Krankenhaus Radevormwald und kümmert sich ehrenamtlich um die vorwiegend älteren Patienten.

Foto: Stefan Mülders (Sana Krankenhaus Radevormwald)

„Wenn ich von meinen Einsätzen nach Hause komme, bin ich oftmals ein Stück weit dankbarer für mein eigenes Leben und die Lebensumstände, in denen ich mich bewegen darf“, sagt Inge Menn. Die 76-Jährige schenkt als Grüne Dame im Sana Krankenhaus Radevormwald den Patienten ihr Gehör und muss dabei gelegentlich auch starke Nerven haben. „Manchmal ist bestürzend, in welchen Situationen diese Menschen stecken. Nicht nur, dass sie von schweren oder weniger schweren Erkrankungen betroffen sind; einige haben keine Familie mehr, andere können nicht auf ihre Angehörigen zurückgreifen, wieder andere hat das Schicksal neben ihrer Krankheit zusätzlich getroffen.“

Angesichts der Geschichten, die ihr im Laufe ihrer ehrenamtlichen Arbeit erzählt werden, blickt Inge Menn durchaus auch ganz anders auf die eigenen kleinen Probleme des Alltags. „Die Hürden, die wir in unserem Leben wahrnehmen, sind nichts gegenüber dem, was wir hier immer wieder erfahren“, sagt die Leiterin der Grünen Damen in Radevormwald stellvertretend für die aktuell 16 Helferinnen des Teams.

Jede von ihnen nimmt sich zwei bis vier Stunden pro Woche Zeit, um Patienten – wo gewünscht – auf den Zimmern zu besuchen, für Gespräche zur Verfügung zu stehen, einfach mal Zeit zu schenken. „Wir übernehmen die Dinge, die Ärzte und Pflegekräfte in ihrem Berufsalltag nicht leisten können“, sagt Inge Menn. „Die Hand halten, in Ruhe zuhören, kleine Besorgungen machen oder einfach mal ein Buch besorgen – all das übernehmen wir sehr gerne.“ Auch, wenn es mal an geeigneter Kleidung fehlt, kann geholfen werden: Ein kleiner Kleiderfundus, auf den Pflegekräfte und Grüne Damen gleichermaßen Zugriff haben, schafft bei diesem kleinen Problem Abhilfe.

 Gertrud Rolf (l.) und Ingeborg Schreiber kümmern sich als Grüne Damen ehrenamtlich um die Patienten im Sana Krankenhaus.

Gertrud Rolf (l.) und Ingeborg Schreiber kümmern sich als Grüne Damen ehrenamtlich um die Patienten im Sana Krankenhaus.

Foto: Stefan Mülders (Sana Krankenhaus Radevormwald)

In ihrer Arbeit in Radevormwald sind die Damen festen Stationen zugeordnet, die sie regelmäßig besuchen. Zwei von ihnen reisen – aufgrund alter Verbundenheit – sogar dafür aus dem Sauerland an. Dass es keine Herren in ihren Reihen gibt, ist nicht gewollt. „Sehr gerne nehmen wir auch männliche Kollegen bei uns auf und freuen uns auf ‚Bewerbungen‘ von Kandidaten“, meint Inge Menn, Überhaupt kann das Team der Grünen Damen und Herren immer Unterstützung gebrauchen. „Es gibt sicher auch andere Bereiche, in denen man sich ehrenamtlich engagieren kann“, sagt Inge Menn. „Auch für mich hätten sich andere Optionen ergeben. Mein Mann zum Beispiel engagiert sich in der Flüchtlingshilfe. Aber diese Art, meine freie Zeit sinnvoll einzusetzen, bereichert auch mein eigenes Leben ungemein. Ich erlebe große Dankbarkeit und das insbesondere von den Menschen aus sogenannten ‚einfachen Verhältnissen‘.“

Im Sana Krankenhaus Radevormwald kümmern sich seit 1983 Grüne Damen und Herren um die Belange der Patienten. Inge Menn ist von Anfang an dabei. Für Geschäftsführer Bernd Siegmund leistet das Team einen unverzichtbaren Beitrag zum Gesamtsystem Krankenhaus und zur Genesung der Patienten. „Der ehrenamtliche Einsatz der Grünen Damen ist mit kaum etwas aufzuwiegen. Sie leisten wichtige Arbeit für die Menschen hier im Haus, auch für das Personal, das dadurch etwas Entlastung erfährt“, sagt er. Die jährliche Einladung zum gemeinsamen Weihnachtsessen solle daher zumindest eine kleine Geste der Wertschätzung für dieses hohe Engagement sein. „Ich bin beeindruckt, mit welcher Freude einem die Damen bei ihren Einsätzen auf den Stationen begegnen. Wir haben hier eine wirklich tolle Gruppe im Haus“, sagt Siegmund.

Deutschlandweit wurde die Organisation bereits 1969 von Brigitte Schröder in Düsseldorf als „Evangelische Kranken- und Altenhilfe“ gegründet. Der Verein feierte im vergangenen Jahr sein 50-jähriges Bestehen und kann aktuell in mehr als 500 Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen von 7600 aktiven Ehrenamtlern berichten. Wer mitmachen möchte, sollte mindestens 18 Jahre alt und kontaktfreudig sein, außerdem Einfühlungsvermögen, Lebenserfahrung und ein Stück weit Belastbarkeit mitbringen. Teamfähigkeit und Verschwiegenheit sind darüber hinaus von Bedeutung. In Radevormwald wenden sich Interessenten an die Vorsitzende Inge Menn. Sie ist telefonisch erreichbar unter 02195 672981.

Während Inge Menn sich umzieht und auf den Rückweg nach Hause vorbereitet, hat sie fast eine Träne im Auge. „Mich beeindrucken die Menschen hier, die trotz ihrer schwierigen und manchmal auch ausweglosen Situation unglaubliche Stärke zeigen. Ich hoffe, ich bin selbst auch so stark, wenn ich mal an diesen Teil meines Weges komme. Meine jetzige Tätigkeit hier wird mir aber sicher dabei ein Stück weit helfen.“

(BM)
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