Kultur in Radevormwald Großes Klangerlebnis mit der Roetzel-Orgel

Radevormwald · Die Kirchenmusikerin Angelika Kozinowski-Werler spielte Werke alter Meister auf der historischen Orgel. Die Besucher waren begeistert.

 Angelika Kozinowski-Werler spielte im Rahmen des Deutschen Orgeltages auf der Roetzel-Orgel in der reformierten Kirche.

Angelika Kozinowski-Werler spielte im Rahmen des Deutschen Orgeltages auf der Roetzel-Orgel in der reformierten Kirche.

Foto: Jürgen Moll

(sig) Facettenreicher kann ein Orgelkonzert kaum sein, wie es am Sonntagabend geboten wurde. Der große Kirchenraum der reformierten Kirche am Markt hatte sich schnell mit Musik gefüllt, die von sanft getragenen Klängen bis hin zu mitreißend tosenden Akkorden reichte. Die wenigen Bänke waren fast ausnahmslos besetzt.

Kirchenmusikerin Angelika Kozinowski-Werler hatte an der historischen Roetzel-Orgel Platz genommen und schien sehr schnell mit dem riesigen Kircheninstrument zu verschmelzen. Sie stellte zu Beginn des Konzertes das Instrument den Besuchern vor, in dem sie das Gehäuse, die Pfeifenstandorte sowie den verdeckten Orgelaufbau erklärte. „Ich freue mich heute besonders auf den Besuch von direkten Nachkommen des großen Orgelbauers Christian Roetzel“, so die Kirchenmusikerin. Für den „Eintritt“ in die musikalische Welt hatte sie ein Werk von Johann Sebastian Bach gewählt. „Fantasia in G-Dur“ wurde zu einer kleinen  lebhaften Reise.

Mit einem ehe unbekannten Werk von Bach setzt Angelika Kozinowski-Werler dem alten Meister ein Zeichen, indem sie den Liedertext noch vor Einsetzen der Musik gesanglich vortrug. Hierdurch wolle sie einmal mehr die Melodie unterstreichen, betonte sie. „Christ, unser Herr zum Jordan kam“ verdeutlichte die musikalischen Wellen des Flusses Jordan, in dessen Wasser seither viele Taufen stattfanden. Auch vertont war der eigentliche Effekt von Wassergeräuschen leicht erkennbar.

Das Stück stammt aus der 3. Orgelmesse von Bach. Auch Mendelssohn Bartholdy war ein Komponist, den die Kirchenmusikerin in ihr Programm aufgenommen hatte. Das Praeludium und die Fuge Nr. 3 in d-Moll zeigten wieder das große Klangspektrum der schönen Orgel. Eine sanfte einleitende Melodie wurde später durch laute, kräftige Musik abgelöst und dürfte jeden Zuhörer auf eine Art mitgerissen haben.

„Die Roetzel-Orgel kann so laut klingen, wenn ich alle Register ziehe. Deshalb habe ich mir jetzt schon Ohrschützer anfertigen lassen“, erzählte Angelika Kozinowski-Werler. Sie spielte „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ gleich doppelt. Eine Ausführung, die einst vom Alt-Meister Bach geschrieben wurde, sowie eine aus der Neuzeit, die aus den Federn von Stefan Viegelahn stammt. Beide Stücke wurden zu einem großen Klangerlebnis, ließen dennoch keinen Raum für den direkten Vergleich. Jede Version hatte ihren Reiz und eine musikalische Neugier verdient.

Vielfältig klingende Werke von Gunter Kennel und Johannes Matthias Michel machten den Ausflug in die Neuzeit komplett. Als Sahnehäubchen hatte sich die Kirchenmusikerin ein Werk-Mix von Mendelssohn-Bartholdy ausgesucht. Sonate, Grave, Adagio, Allegro Maestoso und Fuga wurden teils so spektakulär heftig gespielt, als gäbe es keinen Morgen. „Der Mond ist aufgegangen“ war eine Passage aus diesem Abschluss-Werk, das passend daran erinnern sollte, dass die Nacht bevorstand.

Das Orgelkonzert in Rahmen des 10. Deutschen Orgeltages wurde von den Besuchern mit einem kräftigen Applaus belohnt.

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