Ehrenamtsinitiative Weitblick aus Radevormwald Gemeinschaft im Drachenboot erleben
Radevormwald · Die Ehrenamtsinitiative „Weitblick“ organisierte einen Tag für geflüchtete Menschen am Beyenburger Stausee.
Bei sonnigem Wetter und in idyllischer Lage nahmen am Sonntagnachmittag mehr als 50 geflüchtete Menschen, die seit mehreren Jahren in der Bergstadt leben, am Drachenboot-Tag der Ehrenamtsinitiative Weitblick teil. Der Radevormwalder Standortlotse Horst Kirschsieper hatte dieses Angebot im vergangenen Sommer das erste Mal mit seinen Helfern auf die Beine gestellt und gute Erfahrungen gesammelt. „Alle waren begeistert von der Aktion, obwohl einige natürlich zunächst Angst vor Wasser oder Booten haben. Heute haben wir nicht nur Spaß, sondern überwinden auch Ängste gemeinsam“, sagt er. Einige von den Teilnehmern sind über das Wasser, in überfüllten Booten, aus ihrem Heimatland in ihr neues Leben geflohen, trotzdem wollten mehr als 40 von ihnen mit im Drachenboot fahren, den Sport kennenlernen und das Erlebnis für sich nutzen.
Auf dem Vereinsgelände am Beyenburger Stausee der Wuppertaler Paddler-Gilde bereitete Michael Tscherniewski alles für einen gelungenen Start mit dem Drachenboot vor. Er nahm den Teilnehmern jegliche Angst. „Mit dem Drachenboot werden wir auf keinen Fall umkippen, und diejenigen, die nicht schwimmen können, werden eine Schwimmweste für zusätzliche Sicherheit tragen“, sagt er.
Michael Tscherniewski fährt oft mit dem Drachenboot auf den Stausee, um Teams näher zusammenzubringen, denn ein Drachenboot zu steuern ist Teamarbeit. Die ersten 20 Teilnehmer, Erwachsene, Jugendliche und Kinder, bekamen von dem Experten eine Einweisung. Wie man ein Paddel richtig hält und durch das Wasser führt, zeigte er ihnen zunächst an Land. „Auf mein Kommando, ich zähle einen Takt, bekommt ihr dann den Einsatz“, sagt Michael Tscherniewski. Die Männer des Teams ließen das Drachenboot zu Wasser. Milika freute sich schon auf die einstündige Tour. „Ich bin schon mal Kanu gefahren, aber Drachenboot noch nie. Ich finde das cool“, sagt sie. Zusammen mit ihrem großen Bruder Sharam stieg sie in das Drachenboot ein. „Für mich ist das neu, aber ich traue mich das auf jeden Fall“, sagt Sharam.
Nachdem alle Teilnehmer ihren Platz in dem grünen Drachenboot gefunden und der asiatische Drachenkopf seinen Platz an der Spitze des Bootes bezogen hatte, gab Michael Tscherniewski das erste Kommando. Schnell setzte sich das schwere Boot in Bewegung, und alle Paddler machten einen stolzen und glücklichen Eindruck.
Horst Kirschsieper bestätigt das. „Ich habe mit einigen Männern und Frauen nach der ersten Tour gesprochen. Für viele war das Angebot das erste Mal, dass sie ihre Wohnung oder das Flüchtlingsheim für eine reine Freizeitaktivität verlassen haben. Besonders die Frauen haben einen glücklichen Eindruck gemacht. Eine Teilnehmerin hat mir erzählt, dass sie endlich mal wieder richtig lachen konnte“, sagt der Standortlotse. Rückmeldungen wie diese sind der Grund, warum Horst Kirschsieper sich ehrenamtlich engagiert. Helfen macht glücklich.
Das Drachenboot kehrte schließlich nach einer Stunde an den Steg zurück, um der nächsten Gruppe die Möglichkeit zu geben, über den Stausee zu paddeln. Den Sonntag nutzten die Teilnehmer auch, um sich untereinander besser kennenzulernen. „Viele haben noch keine Freunde außerhalb ihrer Familie gefunden, weil sie schon ihre eigene Wohnung haben oder einfach zu schüchtern sind. Heute bauen wir auch diese Barrieren ab“, sagt Horst Kirschsieper.
Ende des Monats will er auch wieder die Möglichkeit schaffen, dass geflüchtete Menschen ohne Führerschein ein Probetraining hinter dem Steuer bekommen.