Theater in Radevormwald Gelungenes Comeback der „MaskeRader“
Radevormwald · Mit einer mörderischen Komödie präsentierte sich das Theaterensemble des Kulturkreises nach pandemiebedingter Auszeit am Samstagabend wieder auf der Bühne. „Ein Mords-Sonntag“ lockte nahezu 200 Besucher ins Bürgerhaus.
Wem an verregneten Tagen vor lauter Langeweile die sprichwörtliche Decke auf den Kopf fällt, der greift zur Ablenkung vielleicht zum Buch oder klickt sich neuerdings durch die Mediatheken der Streaming-Dienste. Andere basteln, backen, stricken oder werkeln, und richtig verzweifelte Menschen erledigen ihre Steuererklärung. Die Auswahl ist vor allem in der heutigen Zeit gewaltig. Nicht so für die Schwestern Hélène und Clarissa, Hauptfiguren des Stückes „Ein Mords-Sonntag“ von Jack Jaquine.
Die beiden wissen vor lauter Langeweile nichts mit sich anzufangen und stricken einen Vermisstenfall aus der Zeitung zu einem Mord um und bringen sich mit einem anonymen Brief an die Polizei selbst als Täterinnen ins Rampenlicht. Als Inspektor Spingeot, grandios gespielt von Kai Olthoff, die Ermittlungen aufnimmt und vor ihrer Tür steht, ist die Freude der Schwestern groß: „Endlich passiert hier mal wieder was“, freut sich etwa Hélène (Ramona Vedder), die gleich damit beginnt, den Tatort zu präparieren. Putztücher werden mit roter Farbe beschmiert, so dass es aussieht, als wäre Blut damit aufgewischt worden. Die perfekte Geschichte hat sie sich zurechtgelegt, in der ihre Schwester Clarissa (Aurora Bogdanov) für den Mord an der vermissten Frau verantwortlich ist. Ein Motiv liefert sie gleich mit: Clarissa hatte eine Affäre mit dem Ehemann des Opfers. Natürlich ist all das nur ausgedacht, doch die Schwestern verstricken sich immer weiter in die Geschichte und kommen zwischendurch selbst ganz durcheinander.
Der Inspektor kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, glaubt hier der Aufklärung eines Mordes auf der Spur zu sein und bringt sich, in den Fängen der umtriebig verrückten Schwestern, immer wieder selbst in für die Zuschauer ulkige Situationen. Mit viel Wortwitz und Situationskomik sowie einer gekonnten Portion Slapstick manövrieren sich die Darsteller im Bürgerhaus in gut 120 Minuten durch die Geschichte und sorgen immer wieder für herzhafte Lacher und ungläubiges Kopfschütteln.
Die Kulisse ist funktional mit mehreren Türen versehen, um die Verwirrung zwischen den Charakteren perfekt zu machen, ohne dabei immer wieder ein neues Bühnenbild hineinschieben zu müssen. Ein gelungenes Detail der Kulisse ist ein zentrales Fenster, vor dem es in Dauerschleife regnet.
Schauspielerisch sind die drei Darsteller absolut überzeugend und trotz der Herausforderung eines langatmigen Stückes szenisch immer wieder auf dem Punkt, so dass die Situationskomik funktioniert. Das Zusammenspiel zwischen Ramona Vedder und Aurora Bogdanov als schräge, fantasievolle Schwestern ist perfekt.
Einzig und allein das Tempo des Stücks zu Beginn wirkt abgebremst und fad, so dass sich das Gefühl der Langeweile der Schwestern im Spiel kurzzeitig auch auf den Zuschauer überträgt. Ist diese Hürde jedoch einmal überwunden, wird der geduldige Zuschauer aber prompt mit einer humorvollen und handwerklich sehr gut ausgeführten Komödie belohnt.
Ein gelungenes Comeback der „MaskeRader“. Schön, sie wieder auf der Bühne zu haben.