Nikolaus-Turnier in Wipperfürth Am Ball für die Völkerverständigung

Radevormwald/Wipperfürth · Am Samstag fand in der Wipperfürther Voss-Arena ein integratives Fußballturnier mit sechs – in jeder Hinsicht – bunt gemischten Teams aus Radevormwald, Wipperfürth und Lindlar statt.

Ökumenische Initiative und reformierte Gemeinde veranstalten ein Fußball-Turnier in Wipperfürth. Das Ziel: Mit Sport für gegenseitiges Verständnis werben.

Ökumenische Initiative und reformierte Gemeinde veranstalten ein Fußball-Turnier in Wipperfürth. Das Ziel: Mit Sport für gegenseitiges Verständnis werben.

Foto: Jürgen Moll

Mancher Teilnehmer, der am Samstagvormittag in der Voss-Arena zum Nikolaus-Turnier angetreten war, wird vielleicht an die laufende WM in Katar gedacht haben. Dort sorgen politische und gesellschaftliche Kontroversen für ein ungutes Gefühl bei vielen Teilnehmern und Zuschauern. Vor allem in den ersten Tagen des Turniers gab es Eklats, die den Sport teilweise in den Hintergrund drängten.

In einem viel kleineren Rahmen, aber dafür mit deutlich besserer Stimmung, kamen dagegen in Wipperfürth Menschen zusammen, um im Rahmen eines integrativen Fußballturniers zu zeigen, dass sowohl Sport als auch Respekt und Integration völlig unkompliziert und Hand in Hand gehen können. Ausgerichtet hat das Turnier die Ökumenische Initiative Radevormwald/Wipperfürth in Kooperation mit der Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Radevormwald. Sechs Teams hatten sich für das integrative Fußballturnier angemeldet.

Der Termin, am Samstag vor dem Nikolaustag am 6. Dezember, sei mit Bedacht gewählt worden, sagt Pfarrer Dieter Jeschke. „Der Grundgedanke ist, dass der Heilige Nikolaus ursprünglich aus der Türkei stammt – dazu kommt, dass Fußball für Fairness und Völkerverständigung steht“, sagt der Radevormwalder Pfarrer.

Nikolaus sei zudem auch Pate der Bedrängten. Das wiederum zeige sich auch daran, dass mehrere geflüchtete Menschen, die in ihrer jeweiligen Heimat mehr als nur Bedrängnis ausgesetzt gewesen seien, in den Teams zusammen mit Menschen aus Lindlar, Radevormwald und Wipperfürth kicken würden.

„Wir haben zwei gemischte Teams mit geflüchteten Menschen – das Team Adler und das Team International“, sagt Laura Timmann, die sich bei der Ökumenischen Initiative sehr um die Geflüchteten kümmert. „Wir haben 15 Menschen motivieren können mitzuspielen. Sie kommen aus Syrien, Iran, Afghanistan, dem Kongo – und auch ein Ukrainer ist mit dabei“, sagt sie.

Dabei habe sie im Vorfeld nicht nur motivierende Überzeugungsarbeit geleistet – sondern ganz konkret auch noch Hallenschuhe organisieren müssen. „Das war Voraussetzung, da der Hallenboden schon empfindlich ist“, sagt sie schmunzelnd. Die Schuhe habe sie aus den für die Initiative gespendeten Schuhen auswählen können.

Neben den geflüchteten Menschen sind auch mehrere Teams mit türkischstämmigen Menschen mit beim Fußballturnier dabei, sagt Jeschke. „Wir haben tatsächlich drei Ditib-Teams aufgestellt – zwei aus Wipperfürth und eines aus Rade“, sagt der Pfarrer. Es sei auch für ihn eine Premiere gewesen, da er in diesem Rahmen erstmals mit dem Ditib-Leiter in Rade in Kontakt gekommen sei. „Ich würde mich freuen, wenn wir hier vielleicht künftig noch weitere gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen machen würden“, sagt Jeschke.

Die Freude am Spiel ist zu spüren, alleine der Einsatz der jeweils sechs Feldspieler macht das deutlich. Bei aller Fairness und dem Miteinander, wird sich nichts geschenkt, es geht mit vollem Körpereinsatz zur Sache. „Wir sind der Stadt Wipperfürth sehr dankbar, dass wir die Voss-Arena so unkompliziert nutzen können“, sagt Jeschke.

In der Halle sind indes nur Männer beim Kicken zu beobachten – ist es denn als Herren-Turnier ausgeschrieben worden? „Tatsächlich nicht“, sagt Jeschke und ergänzt. „Wir haben das ganz offen ausgeschrieben, aber es haben sich irgendwie nur Männer gemeldet. Dafür sind aber fast alle Altersgruppen mit dabei – vom Jugendlichen bis zum älteren Herrn“, sagt der Radevormwalder Pfarrer.

Die Verständigung funktioniert ebenfalls prima und unkompliziert, wie überhaupt die ganze Stimmung in der Voss-Arena sehr gelöst ist. „Ein ungeplanter Zufall ist, dass auch an diesem Samstag der neue Runde Tisch für Demokratie in Radevormwald seine Gründungsversammlung hat“, sagt Jeschke. Er selbst wäre auch dort mit dabei gewesen, wenn er nicht in Sachen Nikolaus, Integration und Fußballspielen im Einsatz gewesen wäre. „Ich finde das irgendwie richtig schön, dass wir hier das in der Praxis machen, was der Runde Tisch für Demokratie in der Theorie planen will und wird“, sagt Jeschke. Das – das ist der Spaß am Miteinander, am gemeinsamen Sport und an der gelebten Völkerverständigung.

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