Beigeordnetenwahl in Radevormwald Freude und Frust nach der Beigeordnetenwahl

Radevormwald · Dass die Wahl beinahe auf Antrag der SPD gekippt worden war, liegt der Rader CDU noch im Magen. Sie sieht darin reine Parteitaktik.

 Bürgermeister Johannes Mans mit dem künftigen Beigeordneten Christian Klicki (links). Am Dienstag wurde der 27-jährige Wermelskirchener von einer Mehrheit im Rat gewählt.

Bürgermeister Johannes Mans mit dem künftigen Beigeordneten Christian Klicki (links). Am Dienstag wurde der 27-jährige Wermelskirchener von einer Mehrheit im Rat gewählt.

Foto: Stefan Gilsbach

Wenn Christian Klicki künftig zu seiner Arbeitsstelle fährt, wird er deutlich weniger Zeit brauchen. Von Wermelskirchen nach Radevormwald, das sei eine entspannte Strecke im Vergleich zu der jetzigen Route nach Düsseldorf, wo der Christdemokrat derzeit im Büro von Innenminister Herbert Reul arbeitet.

Am Dienstagabend ist der 27-jährige Jurist zum neuen Beigeordneten der Stadt Radevormwald gewählt worden. „Ich habe den weiteren Verlauf der Ratssitzung verfolgt und im Anschluss, bei der Abschlussfeier, noch einige Mitarbeiter der Verwaltung kennengelernt“, berichtet Klicki. Wann sein erster Arbeitstag als Beigeordneter und Kämmerer sein wird, steht noch nicht präzise fest. „Anfang April mache ich meine mündliche Prüfung im zweiten Staatsexamen“, erläutert er. Damit sei dann die Befähigung für den höheren Dienst erfüllt.

Schon bei seiner Präsentation in der Ratssitzung hatte der Wermelskirchener betont, dass er sein Amt parteipolitisch unabhängig ausführen werde. Das bekräftigte er auch gestern gegenüber unserer Redaktion: „Ich möchte eine gute Zusammenarbeit mit allen Fraktionen.“

Er wird noch einiges an Vertrauen gewinnen müssen, denn ein nicht unbeträchtlicher Teil der Ratsmitglieder wollte am Dienstagabend gleich die ganze Wahl kippen. Die SPD-Fraktion hatte dies beantragt, weil durch den Absprung eines Bewerbers am Montag eine neue Situation eingetreten sei. Die Alternative Liste, die Grünen und Teile der Unabhängigen Wähler-Gemeinschaft (UWG) stimmten bei.

Aus diesem Grund ist die Freude von Dietmar Busch, dem Fraktionsvorsitzende der CDU, etwas getrübt durch Verärgerung über den Vorgang im Rat. In einer geheimen Abstimmung hatten schließlich 22 gegen 18 Ratsmitglieder dafür votiert, die Wahl doch noch durchzuführen.

„Der Versuch, den Punkt von der Tagesordnung zu setzen, war reine Parteitaktik“, empört sich Busch. In seinen Augen ging es nicht um sachliche Gründe, sondern nur darum, einen Kandidaten der CDU zu verhindern. Den Vorwurf der Alternativen Liste, es sei den Christdemokraten nur darum gegangen, jemanden mit dem richtigen Parteibuch auf den Posten zu hieven, bezeichnet Dietmar Busch als „Schwachsinn“. Und er kontert: „Warum kommt die Alternative Liste erst an diesem Tag mit ihren Einwänden an? Seit Oktober hätten sie Zeit gehabt, sich darum zu kümmern.“ Dass die AL-Fraktion erklärt habe, die Informationen der Kommunalaufsicht seien erst kurzfristig eingetroffen, lässt Busch nicht gelten: „Man kann sich kurzfristig bei der Kommunalpolitischen Vereinigung über solche Themen informieren.“

Ist der CDU-Fraktionschef enttäuscht, dass es keine breitere Mehrheit für Christian Klicki gegeben hat? „Adenauer ist ja nur mit einer Stimme gewählt worden“, sagt Dietmar Busch. Und bei der damaligen Beigeordnetenwahl in Radevormwald habe der aktuelle Amtsinhaber Frank Nipken ja auch nur mit einer Stimme Mehrheit gesiegt. Klicki hatte 22 Stimmen erhalten, sein Gegenkandidat 16.

Bei der Alternativen Liste will man das Ergebnis der Wahl offenbar nicht akzeptieren. „Wir müssen noch in der Fraktion darüber reden, aber ich gehe davon aus, dass wir Einspruch bei der Kommunalaufsicht einlegen werden“, erklärte Rolf Ebbinghaus gestern. Für die Grünen bekräftigte Elisabeth Pech-Büttner gestern: „Wir haben die Eignung von Herrn Klicki nicht gesehen.“ Grundsätzlich sei es wünschenswert, dass Amtsträger in solchen Positionen nicht Mitglied von politischen Parteien seien, meint die Fraktionsvorsitzende.

Und die SPD? Dietmar Stark ist überzeugt, dass man sich solche Probleme, die am Ende womöglich noch vor Gericht landeten, hätte ersparen können, wenn man, wie es die Sozialdemokraten beantragten, die Entscheidung verschoben hätte. „Es gab Zweifel an dem Kandidaten, der noch nie eine Verwaltung von innen gesehen hat“, begründet der SPD-Fraktionsvorsitzende die Linie seiner Partei. Und angesichts der vielen Projekte in der Stadt, „des Wusts, der vor uns liegt“, wie Dietmar Stark es ausdrückt, brauche man Personen mit Erfahrung in der Verwaltungsspitze. „Wir sind nicht glücklich über den Ausgang“, resümiert Stark und widerspricht dem Eindruck, die SPD wolle nur einen CDU-Kandidaten verhindern.

Diesen Eindruck allerdings hatte Thomas Lorenz von der Radervormwalder Unabhängigen Alternative (RUA): „Wir haben den ganzen Prozess der Bewerbungen wie vereinbart durchgezogen.“ Es habe sogar eine Check-Liste der Verwaltung gegeben, mit der die Fraktionen sich zur Qualifikation der Kandidaten äußern konnten. „Keiner kam auf die Idee, dass es ein Problem gibt, bevor einer der Kandidaten am Montag noch abgesprungen ist“, erklärt Lorenz.

 SPD-Fraktionschef Dietmar Stark bemängelt die Wahl von Christan Klicki: „Wir brauchen jemanden mit Erfahrung an der Verwaltungsspitze.“

SPD-Fraktionschef Dietmar Stark bemängelt die Wahl von Christan Klicki: „Wir brauchen jemanden mit Erfahrung an der Verwaltungsspitze.“

Foto: Stefan Gilsbach
 Elisabeth Pech-Büttner, Grünen-Fraktionsvorsitzende: „Wünschenswert, dass solche Positionen keine Personen besetzen, die parteipolitisch gebunden sind“.

Elisabeth Pech-Büttner, Grünen-Fraktionsvorsitzende: „Wünschenswert, dass solche Positionen keine Personen besetzen, die parteipolitisch gebunden sind“.

Foto: Grüne
 Dietmar Busch, Fraktionsvorsitzender der CDU, ist überzeugt: „Der Versuch, die Wahl von der Tagesordnung abzusetzen, war reine Parteitaktik.“

Dietmar Busch, Fraktionsvorsitzender der CDU, ist überzeugt: „Der Versuch, die Wahl von der Tagesordnung abzusetzen, war reine Parteitaktik.“

Foto: CDU

Nicht nur diejenigen Fraktionen zu überzeugen, die ihn nicht wollten, wird eine Herausforderung für Christian Klicki sein. Die Aufgabe, die als Kämmerer auf ihn zukommt, hat es in sich, denn um den Finanzhaushalt der Stadt Radevormwald steht es nicht gut. Der Neue will sich jedoch nicht entmutigen lassen: „Wenn der Kämmerer nicht zuversichtlich ist, wer soll es sonst sein?“ In den Rader Haushalt habe er sich vor Erstellung seiner Präsentation natürlich vertieft. Sein Eindruck von der Verwaltung ist positiv: „Hier gibt es sehr fähige Amtsleiter.“ Um sich einzuarbeiten, habe er angeboten, in den kommenden Monaten bereits an Besprechungen teilzunehmen. Außerdem werde er erste Termine absolvieren, um Kontakte zu den Ehrenamtlern vor Ort zu knüpfen.

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