Natur und Umwelt in Radevormwald Förster haben nicht immer Mitspracherecht

Radevormwald · Die reformierte Kirchengemeinde hatte Förster Bernhard Priggel zum „Gespräch im Grünen“ eingeladen. Dabei ging es um die Zukunft der Wälder, die auch im Bergischen angegriffen sind.

    Bernhard Priggel ist Förster für den Bezirk Radevormwald.

Bernhard Priggel ist Förster für den Bezirk Radevormwald.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Der Zustand und die Zukunft des Waldes sind aktuelle Themen, die im Moment nicht nur Fachleute beschäftigen. Der Wald interessiert auch Bürger, die sich über den Klimawandel, die Artenvielfalt und die Forstwirtschaft Gedanken machen.

Für diese Menschen bot die reformierte Kirchengemeinde am Sonntag eine Plattform. Pfarrer Dieter Jeschke hat nicht nur Förster Bernhard Priggel zu der Gesprächsrunde eingeladen, sondern auch viele Gemeindeglieder, die sich in den vergangenen Monaten mit dem Buch und Film „Das geheime Leben der Bäume“ von Peter Wohlleben auseinandergesetzt haben. Dieses Buch hat es in den vergangenen Jahren geschafft, das Thema Wald in den Fokus zu rücken und in allen Gesellschaftsschichten präsent zu machen.

Diesen Erfolg rechnet Bernhard Priggel dem Autor und Förster hoch an. „Peter Wohlleben hat es geschafft, Menschen auf den Wald aufmerksam zu machen und wichtige Diskussionen angeregt. Der Wald ist sehr aktuell, und das ist auch gut so“, sagt der Förster.

 In vielen Wäldern von Radevormwald – hier ein aktuelles Foto von den Hängen im Wiebachtal – gibt es derzeit massive Einschläge. Menschen machen sich Sorgen über die Zukunft der Ökosysteme.

In vielen Wäldern von Radevormwald – hier ein aktuelles Foto von den Hängen im Wiebachtal – gibt es derzeit massive Einschläge. Menschen machen sich Sorgen über die Zukunft der Ökosysteme.

Foto: Stefan Gilsbach

Die Waldgebiete in Radevormwald sind derzeit von vielen Kahlschlägen gezeichnet. Nahezu an allen Ortsausgängen werden Massen an Holz gestapelt und abtransportiert. Dieser Anblick ist für viele Rader schmerzhaft. Die Fichtenwälder kann man schrumpfen sehen. In den letzten drei Jahren sind große Schäden durch den Borkenkäfer entstanden, der sich in den trockenen Sommern rasant ausgebreitet hat. Die Nadelwälder in Radevormwald sind fast alle tot.

Sabine Fuchs, die sich für die IG Wiebachtal für nachhaltige Forstwirtschaft und Wiederaufforstung einsetzt, fordert bessere Beratungsleistungen durch die Förster. „Die Forstbeamten sollten nachdrücklicher zu der klimastabilen Wiederaufforstung beraten und Aufklärungsarbeit leisten. In Radevormwald gibt es viel Privatwald, der zu wirtschaftlichen Zwecken genutzt wird. Das ist ein Problem“, sagt Sabine Fuchs. Dass Teile von Wäldern zur Holzgewinnung genutzt werden müssen, ist ihr bewusst. Jedoch gibt es Unterschiede in der Umsetzung von Forstwirtschaft. „Manche Dienstleister verhalten sich wie die Axt im Wald, andere gehen schonend mit den Wäldern um“, sagt die Vorsitzende der IG Wiebachtal.

    Peter Wohlleben, einst Förster in der Eifel, heute Autor.

Peter Wohlleben, einst Förster in der Eifel, heute Autor.

Foto: dpa/-

Bernhard Priggel weist darauf hin, dass Förster nur wenig Mitspracherecht bei der Bewirtschaftung privater Wälder haben. „Die Besitzer müssen uns nicht um Rat fragen. Unseren Rat, Laub- oder Mischwälder zu pflanzen, nehmen nur wenige an, weil man mit diesen Wäldern kein Geld verdienen kann“, sagt der Förster. Die Aufforstung mit Laubbäumen steht außerdem vor anderen Problemen. Rehwild macht die jungen Pflanzen oft kaputt. „An dieser Stelle sind die Jäger gefordert“, macht Priggel deutlich. Die Herausforderung ist, die riesigen Kahlflächen wieder zu bepflanzen, denn Setzlinge gibt es im Moment kaum. Zeitgleich wird viel Holz gebraucht.

In der Diskussionsrunde, die im Unperfekt-Garten geführt wurde, war man sich einig, dass die Veränderung bei dem Konsumenten anfangen muss. „Wir müssen anfangen, nachhaltiger zu leben und nicht mehr so viel Rohstoffe zu verbrauchen. Wenn das nicht passiert, wird sich nichts ändern“, sagt ein Gemeindemitglied. Umweltschutz wird ein wichtiges Thema im Gemeindealltag bleiben.

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