Evangelischer Kirchenkreis Lennep Flüchtlingsbetreuer auf Zweirädern

Radevormwald · Halbtags im Büro, dann zu der Klientel in den Flüchtlingsunterkünften – so sieht der Arbeitstag der Sozialarbeiter des Kirchenkreises Lennep aus, die im Auftrag der Stadt Asylbewerber betreuen. Nun sind sie ein Stück mobiler geworden.

 Vor dem Büro an der Schlossmacherstraße (von links): Michael Scholz, Thomas Homberg, Gundula Meurer (stellvertretende Geschäftsführerin) und Lozan Bamarny.

Vor dem Büro an der Schlossmacherstraße (von links): Michael Scholz, Thomas Homberg, Gundula Meurer (stellvertretende Geschäftsführerin) und Lozan Bamarny.

Foto: Stefan Gilsbach

Für Lozan Bamarny und Thomas Homberg ist der Arbeitstag meist zweigeteilt. Morgens stehen die beiden Sozialarbeiter für Beratungen im Büro des Kirchenkreises in der Schlossmachergalerie zur Verfügung. Und nachmittags machen sie sich auf den Weg zu den Flüchtlingsunterkünften, suchen das Gespräch, knüpfen Kontakte, bietet ihre Hilfe an. Im Auftrag der Stadt kümmert sich die Flüchtlingsbetreuung des Kirchenkreises seit März 2018 um Asylbewerber in der Stadt.

„Es ist wichtig, dass wir die Menschen regelmäßig besuchen, damit sie uns kennenlernen und Vertrauen fassen“, erläutert Thomas Homberg. „Aufsuchende Sozialarbeit“ heißt die Arbeit vor Ort in den Unterkünften in der Fachsprache. Bislang haben sich Lozan Bamarny und Thomas Homberg meist mit Autos auf den Weg gemacht. Nun machen sie das mit E-Bikes. Aus diesem Anlass hatte der Kirchenkreis zu einem Pressegespräch eingeladen – nicht nur, um das neue Gefährt vorzustellen, sondern auch, um über die Arbeit vor Ort zu reden.

Denn das Thema Flüchtlinge ist zwar ein wenig aus den Schlagzeilen verschwunden, aber die Betreuung der Menschen, die in Deutschland Asyl suchen und sich ein neuen Leben aufbauen möchten, geht natürlich weiter. „Es herrscht immer noch ein Kommen und Gehen“, sagen die beiden Betreuer. Manche Menschen warten auf das Ergebnis ihres Asylverfahrens, andere sind im Duldungs-Status, wieder andere haben bereits die Anerkennung als Asylsuchender und können die Unterkünfte verlassen, suchen aber in manchen Fällen immer noch die Beratung der beiden Sozialarbeiter. Ihre Hilfe ist zum Beispiel nötig, wenn Menschen mit dem Verständnis von Behördenschreiben Probleme haben. Wichtig sei, dass im Team auch eine Frau als Beraterin zur Verfügung stehe, betont Lozan Bamarny. „Es gibt einfach familiäre, persönliche Themen, die Frauen nicht mit einem Mann besprochen können.“ Barmany ist irakischer Herkunft und spricht Kurdisch, auch das ist oft hilfreich. Allerdings komme man bei Gesprächen auch mit Englisch ganz gut zurecht. In manchen Fällen helfen so genannte „Kulturmittler“ mit ihren Sprachkenntnissen. Die Bezeichnung „Dolmetscher“ dürfen sie allerdings nicht verwenden.

„Mit den E-Bikes sind wir schneller und flexibler“, sagt Thomas Homberg, der neben dem neuen „offiziellen“ Fahrrad auch sein eigenes E-Bike nutzt. In einem Monat kommen so mehr als 80 Radel-Kilometer zusammen. „Natürlich spart es zugleich CO2“, sagt der Sozialarbeiter. Und für die persönliche Fitness ist es nebenbei auch gut.

Michael Scholz, Sprecher der Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen, war am Mittwoch ebenfalls zu dem Gespräch gekommen. Die Bank hat bei der Anschaffung der E-Bikes die Betreuer mit 1000 Euro unterstützt. Die gleiche Summe kam von der Stiftung „Sozialimpuls“. „Wir wollten uns kein preiswertes E-Bike aus einem Discounter zulegen, denn wenn da etwas kaputt geht, ist es mit den Ersatzteilen schwierig“, erklärt Thomas Homberg. Also setzte man lieber auf den Fachhandel.

Übrigens kann auch die Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen, wenn es um Sprachbarrieren bei Kunden geht, auf Vermittlung der Beratungsstelle die Hilfe der „Kulturmittler“ in Anspruch nehmen. So haben beide Seiten etwas von den guten Kontakten.

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