Flüchtlingsbetreuung in Radevormwald FDP will bei Flüchtlingsbetreuung sparen

Radevormwald · Die Liberalen sind der Meinung, dass die Stadt die Aufgaben der Diakonie übernehmen könnte – und rechnet mit 63.000 Euro Einsparungen. Diakonie-Chef Florian Schäfer verweist auf erfolgreiche Tätigkeit der Mitarbeiter.

  Die ehemalige Grundschule an der Ecke Blum  enstraße/Neustraße dient derzeit als Flüchtlingsunterkunft.

Die ehemalige Grundschule an der Ecke Blum enstraße/Neustraße dient derzeit als Flüchtlingsunterkunft.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Sechs Jahre ist es nun her, seit eine große Flüchtlingsbewegung Europa erreichte. Auch in Radevormwald wurden die Menschen, die um Asyl baten, aufgenommen und betreut. Die Fraktion der FDP im Radevormwalder Rat sieht nun den Zeitpunkt für gekommen, die Flüchtlingsbetreuung auf neue Beine zu stellen.

In einem Antrag für den Ausschuss für Soziales, Gesundheit, Sport, Integration und Demografie plädieren die Liberalen dafür, die Sozialarbeit für Flüchtlinge zum 1. Januar 2022 nicht mehr neu auszuschreiben. Stattdessen soll die Aufgabe der Betreuung künftig von städtischen Sozialarbeitern übernommen werden. Dafür soll die Verwaltung maximal 1,5 neue Stellen in den Stellenplan aufnehmen – befristet auf zwei Jahre.

Hauptsächlich Kostengründe bewegen die FDP-Fraktionsmitglieder zu diesem Vorschlag. Derzeit wird die Betreuung der Flüchtlinge in der Stadt von der Diakonie des Kirchenkreises Lennep übernommen – durch zwei Sozialarbeiter, die anderthalb Stellen ausfüllen. In der Zeit vom 1. August 2020 bis 31. Dezember 2021 koste dies 182.000 Euro. Florian Schäfer, Leiter der Diakonie im Kirchenkreis, habe in der jüngsten Sitzung des Ausschusses erklärt, „dass dieser Betrag nicht kostendeckend sei, man nehme noch zusätzlich Kirchensteuern und Landesmittel in Anspruch“, berichtet die FDP in ihrer Antragsbegründung. Den kostendeckenden Betrag habe Schäfer nicht nennen können. Die Liberalen gehen davon aus, dass die Kosten im Fall einer neuen Ausschreibung weiter ansteigen werden.

Aktuell würden von der Diakonie nach eigenen Angaben 138 Personen betreut, davon sind 81 Asylbewerber beziehungsweise geduldete Personen. 57 Personen seien Kunden des Jobcenters. „Das Jobcenter ist eine eigene Behörde“, argumentiert die FDP. „Das heißt, die Stadt erfülle zurzeit zu rund 40 Prozent Aufgaben einer anderen Behörde“, was überflüssig sei.

Doch wie viel Geld könnte die Stadt einsparen, wenn sie die Betreuung selber übernimmt ? Die Liberalen haben dies durchgerechnet und kommen für den oben genannten Zeitraum auf Kosten von 119.000 Euro – das wären also 63.000 Euro weniger. Möglicherweise, so die FDP, könne sogar eine einzige Vollzeitstelle für die Betreuung reichen, da man die Lösung der anderthalb Stellen in der Regel nur deshalb wähle, um Ansprechpartner des gleichen Geschlechts für Männer und Frauen zu haben.

In Radevormwald gebe es aktuell (Stand Juli 2021) 52 Asylbewerber und 39 geduldete Personen. Da diese seit längerem in der Stadt leben, sei voraussichtlich keine intensive Betreuung mehr nötig. „Die Aufnahmeverpflichtung für Asylbewerber bzw. Flüchtlinge liege aktuell bei 58 Personen. Auch wenn die Asyl- und Flüchtlingszahlen steigen sollten, ist für die Betreuung eine Vollzeitstelle ausreichend“, heißt in dem FDP-Antrag.

 Diakonie-Geschäftsführer Florian Schäfer (r.), Mitarbeiter Thomas Homberg (M.) und SPD-Landtagsabgeordneter Sven Wolf bei einem Besuch in den Räumen der Flüchtlingsbetreuung.

Diakonie-Geschäftsführer Florian Schäfer (r.), Mitarbeiter Thomas Homberg (M.) und SPD-Landtagsabgeordneter Sven Wolf bei einem Besuch in den Räumen der Flüchtlingsbetreuung.

Foto: Büro Wolf

Florian Schäfer, Geschäftsführer der Diakonie des Kirchenkreises Lennep, kann die Auffassung der FDP, dass eine intensive Betreuung der Betroffenen nicht mehr nötig ist, nicht teilen: „Angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage ist es zudem nicht ausgeschlossen, dass es eine neue Welle geben wird.“ Die Diakonie sei für dieses Thema qualifiziert, habe in den vergangenen Jahren eine erfolgreiche Arbeit bei der Betreuung der Flüchtlinge in Radevormwald geleistet, und die Zusammenarbeit mit dem Sozialamt sei gut eingespielt. „Ich denke nicht, dass ein externer Anbieter grundsätzlich mehr kostet als ein Angebot der Stadt“, meint Schäfer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort