Erinnerung an München-Tour Eine Reise von 1948 wird lebendig

Radevormwald · In dem Archiv von Hans Aldermann wurde ein Film von 1948 entdeckt. Damals waren erfolgreiche TSV-Sportler nach München aufgebrochen und nahmen an den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften teil.

 Der TSV Radevormwald belegte bei der DMM 1948 München Platz 5. Auf dem Bild bei der Siegerehrung von rechts: Heinz Rosendahl, Heinz Westerteicher und Heinz Konze.

Der TSV Radevormwald belegte bei der DMM 1948 München Platz 5. Auf dem Bild bei der Siegerehrung von rechts: Heinz Rosendahl, Heinz Westerteicher und Heinz Konze.

Foto: Lutz Aldermann

Mitte September 1948 fährt ein Kleinbus in Radevormwald in Richtung München los. An Bord sind die besten Sportler des TSV, die an den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften (DMM) in München teilnehmen sollen. Damals konnte sich Radevormwald mit den Sportlern aus ganz Deutschland messen. Begleitet werden die jungen Männer von Hans Aldermann. Der Redakteur der Bergischen Morgenpost hält die Reise auf einem acht Millimeter-Film fest und sichert damit bewegendes Material über die sportliche Geschichte seiner Heimatstadt und über ein Wochenende im Leben der Männer, die immer noch für ihre sportlichen Leistungen bekannt sind.

Lutz Aldermann hat den historischen Film im Archiv seines Vaters gefunden und selber digitalisiert. Anhand von alten Teilnahmelisten und im Gespräch mit Zeitzeugen, wie Hans-Joachim Harnischmacher, der selber an der Reise teilnahm, konnte er viele Gesichter zuordnen und die Reise fast komplett rekonstruieren.

 Die Mannschaft des TSV Radevormwald bei der Begrüßung im Stadion.

Die Mannschaft des TSV Radevormwald bei der Begrüßung im Stadion.

Foto: Lutz Aldermann

Das Filmmaterial gibt einen Einblick in die damalige Zeit, das zerstörte München, in die damalige Infrastruktur und in die Freundschaften der jungen Männer.

 Zwischenstopp: Locker ging’s bei den Athleten 1948 auf der Fahrt nach München zu.

Zwischenstopp: Locker ging’s bei den Athleten 1948 auf der Fahrt nach München zu.

Foto: Lutz Aldermann

Heinz Konze, Paul Ronge und Heinz Rosendahl sind in den Aufnahmen des Filmes immer wieder, Seite an Seite, zu sehen. Auf dem Weg zu den Meisterschaften lachen und reden die Sportler und Freunde viel, machen Rast an völlig leeren Autobahnen und gehen auf dem Münchner Oktoberfest, damals noch menschenleer, auf Entdeckungstour. Im Alter zwischen Mitte Zwanzig und Anfang Dreißig sehen die Männer damals erwachsener und reifer aus, als die heutige Generation. Das liegt nicht nur an ihrer Kleidung oder den gescheitelten Haaren, sondern vermutlich an den Kriegsjahren, die sie schnell erwachsen gemacht haben.

 Stadttour durch München, hier (2.v.l.) Heinz Konze, (3.v.l.) Paul Ronge, (7.v.l.) Hans Joachim Harnischmacher.

Stadttour durch München, hier (2.v.l.) Heinz Konze, (3.v.l.) Paul Ronge, (7.v.l.) Hans Joachim Harnischmacher.

Foto: Lutz Aldermann

Mit strammem Gang und kräftigen Körpern betreten sie das Stadion in München, wo die Mannschaftsmeisterschaften stattfinden. Einige von ihnen geben Interviews für das Radio.

Bei dem Einmarsch der Mannschaften ist das Rader Stadtlogo auf den Trikots klar zu erkennen. Die Konkurrenz kommt unter anderem aus Frankfurt und natürlich aus München. Die Schiedsrichter tragen Lederhosen und Kniestrümpfe. Kein Zweifel, dass diese Meisterschaften in Bayern ausgetragen werden.

Der Film zeigt die Rader Sportler bei Mannschaftsläufen, beim Hochsprung oder beim Staffellauf. Unvergessen bleibt der Sperrwurf von Heinz Rosendahl. Mit höchster Konzentration tritt er die Disziplin an Nach mehreren Versuchen wirft er den Sperr ab ohne überzutreten. Mit der Kamera eingefangen wurde auch einer der Hammerwürfe von Paul Ronge. Der kräftige Mann, damals 29 Jahre alt, beherrscht die komplizierte Technik. Er schwingt den Hammer in die Luft, dreht sich und lässt genau im richtigen Moment los. Den Schrei, den er in diesem Moment von sich gegeben hat, ist auf dem tonlosen Film leider nicht zu hören.

Wie genau die Radevormwalder TSV-Sportler bei den Meisterschaften abgeschnitten haben, weiß Lutz Aldermann leider nicht genau. Fest steht nur, dass der Pokal an Eintracht Frankfurt gegangen ist und die Rader in einigen Einzelwertungen vorne lagen.

Der schwarz-weiß Film ist ein Ausflug in eine andere Zeit und eine Erinnerung an viele Radevormwalder und die sportliche Geschichte der Stadt.

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