Naturschutz in Radevormwald Eine „Hotelkette“ für nützliche Insekten

Radevormwald · Auf der Streuobstwiese bei Herbeck ist gestern eine der ersten Nistwände für Hautflügler aufgestellt worden, die bald auch in Honsberg und Vogelsmühle stehen sollen. Naturschützer und Jäger tun sich dafür zusammen.

 Beim Aufstellen des Insektenhotels (von links): Regina Hildebrandt, Jörg Krogull, Dietmar Fennel und Johannes Mans. Rings um die neue Anlage sind Wildblumen gesät worden, damit die Bewohner auch in der Nähe versorgt werden können.

Beim Aufstellen des Insektenhotels (von links): Regina Hildebrandt, Jörg Krogull, Dietmar Fennel und Johannes Mans. Rings um die neue Anlage sind Wildblumen gesät worden, damit die Bewohner auch in der Nähe versorgt werden können.

Foto: Stefan Gilsbach

Wenn das so weiter geht, müsste sich Radevormwald bald unter Insekten als Kurort herumsprechen. Nachdem zwei größere Flächen bei Grafweg als Bienenweide durch die Stadt ausgewiesen und im Parc de Châteaubriant ein Insektenhotel von den Grünen errichtet wurde, ist gestern eine weitere Bleibe für nützliche Insektenarten errichtet worden. Bürgermeister Johannes Mans und Regina Hildebrandt vom Bauverwaltungsamt besuchten die Naturschützer auf der Streuobstwiese bei Herbeck, wo das neue Insektenhotel ab sofort auf Gäste wartet.

„Eigentlich wäre der Begriff Hautflügler-Nistwand treffender“, sagt Dietmar Fennel, Vorsitzender des Bergischen Naturschutzvereins (RBN). Zu den Hautflüglern zählen unter anderem Bienen, Hummeln, Wespen und auch Ameisen. Nur wenige Schritte von der neuen Nistwand entfernt stehen Bienenstöcke, die von staatsbildenden Tieren bewohnt werden. „Die neue Nistwand ist dagegen für Solitärbienen gedacht“, erläutert Fennel. Die Idee zu dem Projekt entstand gemeinsam mit der Radevormwalder Jägerschaft. Jörg Krogull, gestern als Vertreter der Waidmänner und -frauen vor Ort, betont, dass die Zusammenarbeit der Naturschützer und der Jäger in Rade gut funktioniert – was bekanntlich nicht überall der Fall ist. „Wir haben bereits gemeinsam eine ganze Reihe von Projekten auf den Weg gebracht“, berichten Fennel und Krogull. So wurden zahlreiche Feldermauskästen aufgehangen und Nisthilfen für Hohltauben angeschafft.

Finanziert wird das aktuelle Projekt durch den Förderverein für Natur- und Umweltschutz in Radevormwald (NUR), der unter anderem Aktionen des RBN, des NABU, des BUND und der IG Wiebachtal unterstützt. „Ein Drittel der Kosten kommt vom Oberbergischen Kreis“, erläutert Dietmar Fennel. Mitarbeiter der Biologischen Station Oberberg installierten gestern im Auftrag der Naturschutzvereins die neue Nistwand mit den zahlreichen Öffnungen, in denen die Hotelgäste einziehen werden.

 Eine Hummel bestäubt eine Blume.

Eine Hummel bestäubt eine Blume.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke
 Waldameisen suchen in den Nistwänden Schutz.                

Waldameisen suchen in den Nistwänden Schutz.                

Foto: dpa
 Wildbienen wie diese ziehen ins Insektenhotel ein.        

Wildbienen wie diese ziehen ins Insektenhotel ein.        

Foto: dpa/Arne Dedert

Was in den Höhlungen geschieht, ist je nach Spezies verschieden. Bienen legen dort ihre Eier ab und sorgen gleichzeitig für einen ausreichenden Nachwuchs an Pollen, die der Nachwuchs schnabulieren kann. Andere Arten, zum Beispiel Schlupfwespen, gehen bei der Brutpflege weniger zartfühlend vor. Sie deponieren lebende Beute, die sie gelähmt haben, in den Löchern, die der frisch geschlüpfte Nachwuchs dann verzehrt. Wie auch immer die Brutpflege betrieben wird:  Eine solche Nistwand ist nicht etwa nur ein nettes Hobby für Insektenfreunde, sondern trägt dazu bei, das ökologische System zu bewahren. „In den vergangenen 20 Jahren sind 80 Prozent der Insekten verschwunden, und da reden wir sowohl von der Größe der Populationen wie von der Artenvielfalt“, gibt Jörg Krogull zu bedenken. Und das geht die Menschen direkt an, den Bienen und andere Hautflügler sind unverzichtbar für die Befruchtung von Pflanzen. „Manche Solitärbienen fliegen auch bei kälteren Temperaturen“, erläutert Dietmar Fennel. Sie tragen also neben den bekannteren Honigbienen zur Artenvielfalt bei. Wespen wiederum vernichten viele Schädlinge wie Raupen, auch Florfliegen sind  nützlich. Es soll nicht bei der Anlage auf der Streuobstwiese bleiben. „Weitere Nistwände werden demnächst in Honsberg und in Vogelsmühle aufgestellt“, kündigen die Naturschützer an. Und auch die Grünen wollen weitere Insektenhotels aufstellen, bekräftigte Ratsmitglied Bernd Bornewasser, der gestern ebenfalls vor Ort war.

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