Kunst im öffentlichen Raum in Radevormwald Inspirierender Stadt-Spaziergang

Radevormwald · Kunst im öffentlichen Raum gibt es in Radevormwald viel. In Corona-Zeiten, in denen die Museen geschlossen haben, lassen sich immer wieder neue Ecken entdecken. Die BM hat sich auf den Weg gemacht.

 „Zweiklang“ von Gerlach Bente an der Südstadtkreuzung.

„Zweiklang“ von Gerlach Bente an der Südstadtkreuzung.

Foto: Flora Treiber

Das Frühlingserwachen ist in vollem Gang – und ich habe mich dazu entschieden, einen sonnigen Spaziergang durch meine Heimatstadt zu unternehmen. Obwohl ich eigentlich jeden Straßenzug kenne und mich auch blind durch die Innenstadt von Radevormwald bewegen könnte, habe ich mir heute vorgenommen, genauer hinzusehen und an Stellen stehen zu bleiben, an denen ich normalerweise vorbeifahre oder nicht die Muße habe, zu verweilen. Heute will ich die Kunst im öffentlichen Raum entdecken, in mir aufsaugen und sie in den Kontext der aktuellen Krise setzen. Jetzt, wo Museen wegen des Coronavirus geschlossen bleiben, wird mir noch bewusster, wie wichtig Kunst ist. Kunst in Form von Gemälden, Skulpturen, aber auch Literatur bildet gesellschaftliche Prozesse und Probleme ab, stellt Fragen, lädt zum Träumen und Entspannen ein und ist ein elementarer Bestandteil unseres Lebens. Kunst beeinflusst uns, mal bewusst, mal unbewusst.

Mein bewusster Spaziergang beginnt an der Uelfestraße. Hier habe ich mein Auto abgestellt. Vor der Kirche der Martini-Gemeinde fällt mein Blick auf die Friedensskulptur „Teil aus einem Ganzen“ von Erwin Wortelkamp, die seit 1995 an diesem Ort steht. Das Volumen dieser Skulptur wirkt stark, und der Ortsbezug dieses Kunstwerkes ist deutlich zu erkennen. Mich motiviert die Skulptur, in der Zeit der Pandemie Stärke zu zeigen. Gleich um die Ecke gehe ich auf den Fahnenkreisel zu, der aktuell die Fahnen von Gabriele Straub präsentiert. Sie hat die Fahnen dem farblichen Spektrum der Natur gewidmet.

 Am Schlossmacherplatz steht der „Menschenkreis“ der Künstlerin Ulle Hees. Die Skulptur erinnert an die Kraft des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Am Schlossmacherplatz steht der „Menschenkreis“ der Künstlerin Ulle Hees. Die Skulptur erinnert an die Kraft des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Foto: Flora Treiber

An diesem sonnigen Tag Ende März, der im Kontrast zu der bedrückenden Stimmung steht, achte ich besonders auf die Herbst-Fahnen. Der Gedanke an den bunten Herbst gibt mir Hoffnung, denn bis dahin wird Deutschland vielleicht wieder zurück zur Normalität gefunden haben, die nach der Corona-Krise sicherlich anders aussehen wird. Mit dem Fahnenkreisel im Rücken steuere ich geradewegs auf meine Lieblings-Skulptur von Radevormwald zu. Am Kopf des Schlossmacherplatzes steht der „Menschenkreis“ der Wuppertaler Künstlerin Ulle Hees. Die Bronzeskulptur erinnert nicht nur an die Städtepartnerschaft zwischen Radevormwald und Châteaubriant, sondern auch an die Kraft des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Bevor ich nach dem Marktplatz weiter auf der Kaiserstraße weitergehe, mache ich einen Abstecher in die Weststraße. Hier wurde eine Hausfassade von Achim Zeman gestaltet. Auf einer dunkelgrauen Wand fliegen weiße Rechtecke, scheinbar schwerelos auf mich zu, andere von mir weg. „In motion“ öffnet meinen Blick für eine unendliche Ferne, in der ich mich gerne verliere.

 Die Wand „in motion" an der Weststraße.

Die Wand „in motion" an der Weststraße.

Foto: Flora Treiber

Zurück in der Realität spaziere ich die Kaiserstraße herunter Richtung Südstadtkreuzung. Hier steht der rote Läufer von Frank Dornseif, der mich daran erinnert, wie schön es ist, durch das Bergische Land zu joggen. Kontaktloser Sport ist jetzt ein wichtiger Ausgleich für die viele Zeit zu Hause und ermöglicht es uns, den Körper müde zu kriegen und zur gleichen Zeit das Wetter zu genießen. Auf der Grünfläche an der Kreuzung steht auch die Skulptur „Zweiklang“ des Rader Künstlers Gerlach Bente. An dieser Stelle drehe ich mich wieder um und gehe zurück über die Kaiserstraße Richtung Innenstadt.

 Vor der Kirche der Martini-Gemeinde fällt der Blick auf die Friedensskulptur „Teil aus einem Ganzen“ von Erwin Wortelkamp, die seit 1995 an diesem Ort steht.

Vor der Kirche der Martini-Gemeinde fällt der Blick auf die Friedensskulptur „Teil aus einem Ganzen“ von Erwin Wortelkamp, die seit 1995 an diesem Ort steht.

Foto: Flora Treiber

Wer den inspirierenden Spaziergang erweitern möchte, sollte die Mühlenstraße heruntergehen und sich den pinken Kunstspiegel von Raymund Kaiser ansehen, der mitten im Uelfebad steht. Je nach Witterung und Lichteinfall wirkt dieses Kunstwerk neu, setzt Energien und Lebensfreude frei. Auf dem Weg zu meinem Ausgangspunkt komme ich am Parc de Châteaubriant vorbei, und mir fällt zufällig ein Kunstwerk auf, das ich noch nie bewusst wahrgenommen habe: „Dialog“ von André Bregnard ist 2003 neben dem Gartenhäuschen aufgestellt worden und bezieht sich auch auf gegenseitige Unterstützung, Respekt und Freundschaft. Werte, die wichtiger denn je sind. Nach der Begegnung mit meiner Heimat und den zahlreichen Skulpturen fühle ich mich inspiriert und zuversichtlich.

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