Aktion für Grundschulkinder in Radevormwald Ein ganz besonderer normaler Tag

Radevormwald · An dem Projekttag „Ein ganz normaler Tag“ erlebten die Schülerinnen und Schüler der KGS Lindenbaum, wie es sich anfühlt, ein Handicap zu haben.

 Beim Projekttag an der KGS konnten die Kinder an Stationen nach vollziehen, wie es sich anfühlt, mit Einschränkungen zu leben. Lena, Clara, Lehrerin Melanie Schoppe und Anna (v. l.) beim Selbstversuch, mit Krücken Hindernisse zu überwinden.

Beim Projekttag an der KGS konnten die Kinder an Stationen nach vollziehen, wie es sich anfühlt, mit Einschränkungen zu leben. Lena, Clara, Lehrerin Melanie Schoppe und Anna (v. l.) beim Selbstversuch, mit Krücken Hindernisse zu überwinden.

Foto: Jürgen Moll

Wie fühlt sich der Alltag für einen Menschen an, der im Rollstuhl sitzt oder für einen Menschen, der taub ist? Dieser Frage gingen die 175 Schüler der Katholischen Grundschule Lindenbaum am Freitag beim Projekttag „Ein ganz normaler Tag“ nach. Der Projekttag der Weik-Stiftung aus Langenfeld hat das Ziel, Verständnis für Menschen mit Behinderung zu wecken und will dazu beitragen die Unterschiedlichkeit der Mitglieder der Gesellschaft in den Fokus zu rücken.

Eröffnet wurde der Projekttag am Freitagmorgen von Schulleiterin Barbara Janowski. Alle Schulklassen versammelten sich in der Morgensonne auf dem Schulhof, die Vorfreude auf den Projekttag war groß. „Wir sehnen uns nach Normalität und einem Projekttag wie heute“, sagte die Schulleiterin.

Ermöglicht wurde der Tag nicht nur von der Weik-Stiftung und dem Kollegium der Schule, sondern auch von über 50 Eltern. Sie waren an der Vorbereitung und Durchführung des Tages beteiligt. Regina Lambert und ihre Tochter Paula haben dem Tag entgegengefiebert. „Die Vorfreude bei den Kindern ist riesig. In der Corona-Pandemie waren Projekttage nicht möglich. Heute wieder etwas gemeinsam zu erleben, ist toll. Paula war so aufgeregt wegen des Projekttages, dass sie kaum schlafen konnte“, sagte die Mutter.

Für die KGS Lindenbaum hatte sich die Lehrerin Anja Ahlemann ins Zeug gelegt, damit „Ein ganz normaler Tag“ zum vierten Mal in der Grundschule stattfinden konnte. Für dieses Engagement bekam sie einen großen Applaus von der gesamten Schule. Nach der Eröffnung entdeckten die Mädchen und Jungen die insgesamt acht Stationen, an denen unterschiedliche Handicaps vorgestellt und erfahrbar gemacht wurden. Lena, Clara und Anna übten, wie man sich mit Krücken fortbewegt und mit ihnen sogar Hindernisse überwinden kann. „Ich habe mal die Krücken von meinem Opa ausprobiert, um mich darauf vorzubereiten. Eigentlich klappt das ganz gut“, sagt Lena aus der 2a. Für Clara war es am Freitag das erste Mal, dass sie mit der Hilfe von Krücken laufen musste. Nach einigen Übungen kam auch sie über die Hindernisse, die in einem Klassenraum aufgebaut waren.

In der Aula erlebten die Schüler, wie man mit einem Rollstuhl fährt, und durch das Treppenhaus stiegen die Schüler mit Gewichten. „Heute könnt ihr erleben, wie sich Menschen mit schwerem Übergewicht fühlen“, erklärte die Schulleiterin. Die Selbsterfahrung verschiedener Behinderungen und körperlichen Einschränkungen erstaunte die meisten Schüler.

Bernhard Weik, der Gründer der Stiftung und Erfinder des Projekts „Ein ganz normaler Tag“ beobachtete bei den Kindern Neugier und Interesse. „Kinder gehen offen auf Neues zu und sind neugierig“, sagte er. Ihm kam die Idee für den Projekttag 2006 und der Name fiel ihm ganz spontan ein. „Für Menschen mit Behinderung ist ihr Körper und ihr Alltag ganz normal. Daran erinnert der Projektname“, sagt Bernhard Weik. Was normal ist, entscheidet jeder für sich selber.

Auf dem Schulhof probierten die Schüler aus, wie man blind Tandem fährt. An dieser Station war Mut und Vertrauen gefragt. Zu dem Projekttag gehörten außerdem ein Hörballspiel, ein Orientierungslauf mit der Hilfe eines Blindenstocks und eine Übung für Armverletzte.

„Wir müssen lernen, Verständnis füreinander zu haben und rücksichtsvoll miteinander umzugehen. Auch dafür ist der Projekttag geeignet“, sagte Barbara Janowski. Sie, alle Helfer und Kinder bildeten am Freitag eine Gemeinschaft, sie alle waren in passenden T-Shirts des Projekts gekleidet. Die Weik-Stiftung stellte nicht nur alle Materialien für den Tag und die acht Stationen, sondern auch die T-Shirts und ein Budget für die Helfer zur Verfügung.

Der beeindruckende Projekttag in der KGS Lindenbaum endete mit einem gemeinsamen Mittagessen, bei dem die Erfahrungen ausgetauscht wurden. Die zahlreichen Selbsterfahrungen des Tages werden die Schüler langfristig prägen und sie im Umgang mit behinderten Menschen begleiten.

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