Diamanthochzeit in Radevormwald Auf der Kirmes gab’s das erste Treffen

Radevormwald · Renate und Horst Held lernten sich einst in der Tuchfabrik Wülfing in Dahlerau kennen. Nun feiert das Ehepaar die Diamanthochzeit.

 Zur Diamanthochzeit wurde die Eingangstür von Renate und Horst Held festlich geschmückt. Das Paar ist immer noch beeindruckend fit.

Zur Diamanthochzeit wurde die Eingangstür von Renate und Horst Held festlich geschmückt. Das Paar ist immer noch beeindruckend fit.

Foto: Heike Karsten

  Wer Horst und Renate Held sieht, kann kaum glauben, dass das Ehepaar bereits seit 60 Jahren verheiratet ist. Zu jung wirken die Jubilare, die elegant gekleidet, geistig fit, gebildet und wortgewandt auf der häuslichen Terrasse aus ihrem Leben erzählen.

Das war jedoch nicht immer so. Horst Held, der in Radevormwald als eines von fünf Geschwisterkindern geboren wurde, kam aus ärmlichen Verhältnissen und hatte einen Sprachfehler. „Ich habe früher gestottert“, berichtet er. Auch Renate Held hatte in früheren Jahren nicht viel, da ihr Vater mit nur 36 Jahren früh gestorben war und ihre Mutter die beiden Töchter alleine großziehen musste. „Man hatte nicht viel, konnte aber trotzdem gut aussehen“, sagt die 83-jährige heute.

Horst Held und Renate Gessner, wie sie früher noch hieß, lernten sich 1953 in der Firma Johann Wülfing & Sohn in Dahlerau kennen. „Ich war dort in der Lehre als Lagerist, Renate als Kettenschererin“, erinnert sich der 84-Jährige. Man begegnete sich in der Firma und sprach auch miteinander. Den ersten Schritt aufeinander zu machte Renate Gessner erst Jahre später, als sie Horst Held aus dem Urlaub von der Ostseeinsel Fehmarn 1958 eine Postkarte schrieb. Ihr Auserwählter antwortete darauf und so kam es nach dem Urlaub zu einem ersten privaten Treffen auf der Radevormwalder Pflaumenkirmes. „Meine Mutter meinte damals, es komme nicht darauf an, wie jemand gekleidet ist, sondern wie sein Charakter ist“, sagt die Jubilarin heute.

So wurde aus den Arbeitskollegen ein Paar, das sich 1960 verlobte und am 13. Juli 1962 heiratete – zunächst standesamtlich im Alten Rathaus, später in der evangelischen Kirche in Dahlerau. Gefeiert wurde in der Gaststätte Neuhaus in Niederdahl. Doch auch als Ehepaar mussten die Eheleute zunächst getrennt leben. „Es gab keine Wohnungen“, erklärt Horst Held.

Erst ein Jahr später zogen die Vermählten in die erste gemeinsame Wohnung am Hölterhof. 1965 ging es für das Ehepaar auf Hochzeitsreise nach Gmunden am Traunsee in Österreich. 1966 kam Sohn Mike, 1979 Tochter Tanja zur Welt. Während Renate Held die Kinder großzog, engagierte sich ihr Ehemann in der Firma. „Ich war früh Jugendvertreter und von 1962 bis 1996 im Betriebsrat aktiv – ab 1971 als Vorsitzender“, berichtet der 84-Jährige. In dieser Zeit hatte er immer ein offenes Ohr für die Sorgen der Tuchfabrik-Mitarbeiter. Aber auch viele Schicksalsschläge wie Kurzarbeit und Entlassungen hatte er in seiner Funktion mittragen müssen. Ebenso engagierte sich der Lagerist im Musterungsausschuss der Bundeswehr und war über 25 Jahre Vorsitzender der Vertreterversammlung der Betriebskrankenkasse.Trotz des Angebots der Firmenleitung sei er nie ins Angestelltenverhältnis gewechselt. „Ich war halt Gewerkschafter von den Füßen bis zu den Haarspitzen“, sagt er heute.

Zusammen mit seiner Ehefrau hatte er Wanderungen mit der Belegschaft, Betriebssportgemeinschaften, Kegelturniere, Skatrunden bis hin zu Senioren- und Weihnachtsfeiern organisiert.

Doch damit nicht genug. Von 1971 bis 1993 war Horst Held ebenso für die SPD im Radevormwalder Stadtrat aktiv. „Meine Frau hat mir immer den Rücken freigehalten“, ist er dankbar für diese Unterstützung. Sie hatte sich nicht nur um die Kinder gekümmert, sondern auch ihre Mutter und Schwiegermutter im Alter gepflegt. Und das neben der Arbeit, denn auch Renate Held blieb 35 Jahre bei der Firma Wülfing. Ihre Hobbys waren das Handarbeiten, der Turn- und Gesangsverein, während ihr Ehemann gerne fotografierte und mit dem Rennrad unterwegs war.  

1971 zog die Familie in das Elternhaus von Horst Held am Kollenberg, wo das Paar heute noch lebt. „Ich wollte nie aus Rade weg“, betont der Jubilar. Während der Berufstätigkeit hatte das Paar viele prominente Personen getroffen. Unter anderem zählte Horst Held zu den Initiatoren, die den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt nach Lennep holten. Die Belegschaftsmitglieder der Dahlerauer Tuchfabrik Wülfing waren an diesem Tag zu einer Betriebsversammlung im Werk Lennep zusammengekommen und hörten, was der Bundeskanzler zu sagen hatte.

Viele schöne Urlaubsreisen hat das Diamanthochzeitspaar in seinem Leben schon gemacht. „Wir waren in Florida und der Karibik, in Israel, Dubai, Mexiko, Spanien, Italien und mehrmals in Ägypten“, zählt Horst Held einige Ziele auf. „Es waren oft Studienreisen, um mehr über das Urlaubsland zu erfahren. 15 Jahren waren wir auch im Wintersport in Großarl“, fügt Renate Held hinzu.

In naher Zukunft möchten die Jubilare noch einmal einen Familienurlaub mit ihrem Sohn und den beiden Enkelkindern in Spanien verbringen. „Leider können wir unsere Diamanthochzeit nicht mehr mit unserer Tochter feiern. Sie ist im vorigen Jahr gestorben“, berichtet das Paar mit Tränen in den Augen von dem wohl schwersten Schicksalsschlag in ihrem Leben. Geplant ist nur ein Essen mit der Familie. „Zur Silberhochzeit waren noch 250 Gäste bei uns im Garten“, denken beide gerne an diese Zeit zurück.

Die beiden Jubilare sind froh, noch immer so gesund und zufrieden leben zu können. Ihr Tipp für eine glückliche Ehe: „Offen, ehrlich und tolerant sein“, stimmen beide überein. Treue ist dem Paar ebenso wichtig. „Mich hätte keine andere Frau rumgekriegt, denn ich hatte mein Goldstück ja zu Hause“, sagt Horst Held und macht seiner Ehefrau damit nach 60 Ehejahren ein ganz besonderes Kompliment.

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