Grundschule in Radevormwald Drittklässler werden zu Schulsanitätern

Radevormwald · Kinder der Katholischen Grundschule Lindenbaum erhielten spannende Einblicke in einen Rettungswagen. 15 Schüler haben sich bereit erklärt, sich bis Sommer ausbilden zu lassen und im nächsten Schuljahr abwechselnd ihren Dienst auf dem Pausenhof zu absolvieren.

Gruppenbild mit Rettungswagen: Die Schüler lernen, wie man im Notfall helfen kann. Da war es interessant zu sehen, wie die Profis vom Rettungsdienst arbeiten.

Gruppenbild mit Rettungswagen: Die Schüler lernen, wie man im Notfall helfen kann. Da war es interessant zu sehen, wie die Profis vom Rettungsdienst arbeiten.

Foto: Cristina Segovia-Buendia

Ungeduldig tippelt Mahlia (9) vor dem geöffneten Rettungswagen, während einige ihrer Mitschüler sich bereits darin umschauen. Seit Tagen hat sie sich auf den Besuch des Rettungswagens gefreut und will nun endlich schauen, was sich hinter den zahlreichen Schubladen verbirgt und wofür die vielen Geräte sind. Doch um alle 15 Kinder gleichzeitig hineinzulassen, ist die fahrbare Rettungsstation zu klein. Mahlia muss sich zusammen mit Hanna (9) und weiteren Mitschülern der zweiten Gruppe gedulden. Dabei erzählen die Mädchen, was sie in ihrer noch jungen Ausbildung als angehende Schulsanitäterinnen schon alles gelernt haben: „Wenn sich jemand verletzt hat, sollte man sich zu ihm setzen und sagen: ‚Ich bin für dich da. Du bist nicht allein‘ und dann natürlich Hilfe holen“, erklärt Hanna. Auch Mahlia weiß nach nur zwei Stunden jetzt etwas besser, wie sie sich im Ernstfall richtig verhält. „Ich bin mal mit einem Freund Fahrrad gefahren. Der ist dann gestürzt und hat sich den Arm gebrochen“, erzählt Mahlia. Auch damals reagierte das Mädchen schon vorbildlich: „Ich habe dann seine Mutter gerufen.“ Ein bisschen Angst, verrät sie, hatte sie damals schon. Jetzt fühlt sie sich ein bisschen gewappneter, sollte nochmal ein solcher Unfall passieren.

Darum geht es auch bei dieser Schulsanitätsausbildung, erklärt OGS-Leiterin Melanie Schoppe, die gemeinsam mit Kollegin Tatjana Marotta den Schulsanitätsdienst nach der Pandemie wieder aufleben lassen will. 15 Drittklässler haben sich bereiterklärt, sich bis Sommer ausbilden zu lassen und im nächsten Schuljahr abwechselnd ihren Dienst auf dem Pausenhof zu absolvieren. Das Interesse und Vorwissen der Kinder sei groß. Alle wüssten, wie ein Notruf abzusetzen ist. „Ihre größte Sorge ist meist, dass sie etwas falsch machen könnten.“ Doch die wird den Kindern hier schnell genommen.

Dann dürfen auch Mahlia und Hanna mit den Kindern der zweiten Gruppe endlich zu Philipp Jankowski, stellvertretender Bereitschaftsleiter des DRK-Ortsvereins Dahlhausen-Wupper, in den Rettungswagen steigen. Jankowski führt ihnen ein kleines Absauggerät vor, lässt bei Mahlia ein kurzes EKG schreiben und öffnet für die neugierigen Kinder einige der Schränke. Das Geschrei ist plötzlich groß, als der Lebensretter die Tür mit den Spritzen öffnet. „Wer will eine Spritze?“, fragt Jankowski mit ruhiger Stimme, während sich alle ängstlich wegdrehen. Er holt eine eingepackte Plastikspritze heraus und reicht sie Mahlia. Das Mädchen guckt und atmet erleichtert auf: „Das ist ja eine Spielzeugspritze.“ Jankowski schmunzelt. „Das ist schon eine echte, nur die Nadel fehlt.“

Jankowski ist überzeugt, dass diese Art der Konfrontation Ängste der Kinder abbaut. Sollten sie in die Situation kommen, mal vom Rettungswagen abgeholt werden zu müssen, werden sie weniger aufgeregt sein, weil sie schon mal drin waren und sich alles angeschaut haben. Die Ausbildung von Schulsanitätern begrüßt der Fachmann ausdrücklich und würde diese auch an anderen Schulen unterstützen. Er hofft auf eine Fortsetzung: „Ich freue mich, wenn ich nächstes Jahr wieder mit dem Rettungswagen vorbeikommen kann.“

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