Kirche in Radevormwald 1228 Orgelpfeifen von Ruß befreit

Radevormwald · Die Orgel der Martini-Gemeinde musste nach dem Störfall bei der Firma Rado gereinigt werden. Jetzt wird sie von Fachleuten neu gestimmt.

 Rolf Miehl (links) und Axel Birnbaum aus Hamburg reinigen die Orgel in der Martini-Kirche. Bevor die Pfeifen wieder in die Orgel kommen, werden sie noch gestimmt.

Rolf Miehl (links) und Axel Birnbaum aus Hamburg reinigen die Orgel in der Martini-Kirche. Bevor die Pfeifen wieder in die Orgel kommen, werden sie noch gestimmt.

Foto: Jürgen Moll

Als im vergangenen Sommer Ruß-Partikel aus der Firma Rado Gummi austraten und die benachbarten Straßen mit einer schwarzen Schicht bedeckt wurden, standen vier Fenster in der Kirche an der Uelfestraße offen. Normalerweise sind die Fenster der Kirche geschlossen, aber aufgrund der Corona-Pandemie wurde in der Kirche der Martini-Gemeinde gelüftet. Das hatte Folgen: Der feine Staub setzte sich in den Pfeifen der Orgel nieder.

Die Orgel, die erst 2014 konzipiert und eingebaut wurde, musste gereinigt werden. „Das war ein Fall für die Versicherung. Nach dem Vorfall mussten viele Gebäude in der Uelfestraße professionell gereinigt werden“, sagt Pfarrer Roland Johannes, der selber Orgel spielt. In den vergangenen drei Wochen haben sich Mitarbeiter der Rudolf von Beckerath Orgelbau GmbH aus Hamburg um die Reinigung der Orgel gekümmert.

Rolf Miehl ist der Orgelbauer, der das Instrument für die Martini-Gemeinde gezeichnet, entwickelt und montiert hat. „Normalerweise ist eine Reinigung erst nach 15 bis 20 Jahren nötig. Wir haben alle 1228 Pfeifen ausgebaut und gereinigt. Der Ruß hat sich allerdings nicht nur in die Pfeifen der Orgel gesetzt, sondern auch auf die vielen Filz- und Lederelemente im Inneren der Orgel“, sagt der Orgelbauer. Einen bleibenden Schaden hat die Verschmutzung nicht hinterlassen, aber zu dem hätte es kommen können. „Wir hätten die Reinigung nicht länger aufschieben können. In Reaktion mit dem Sauerstoff hätten die Rußpartikel die Orgel langfristig schädigen können.“

Seit dieser Woche werden die Pfeifen der Orgel wieder eingebaut. Zusammen mit Axel Birnbaum, der für die Fachbereiche Stimmung und Wartung zuständig ist, wird Rolf Miehl die Orgel intonieren. „Wir müssen jede Pfeife, jedes Register stimmen. Das geht nur zu zweit. Für ein Register brauchen wir mindestens vier Stunden“, sagt er. Die Orgel in der Kirche an der Uelfestraße hat 21 Register. Die Intonation der Orgel wird weitere drei Wochen in Anspruch nehmen.

Pfarrer Roland Johannes ist froh, dass die Orgel jetzt wieder sauber ist. „Ich habe schon ein bisschen gespielt und finde, dass der Klang jetzt wieder reiner ist. Die Orgel wurde individuell für unsere Kirche angefertigt. Und ein Instrument, das zwischen 300.000 und 400.000 Euro gekostet hat, muss man pflegen“, sagt der Pfarrer.

Die Beckerath-Orgeln aus Hamburg gehören zu den besten der Welt und sind für ihre Qualität bekannt. „Unsere Orgeln stehen auf allen Kontinenten und halten hunderte Jahre“, sagt Rolf Miehl. Genau deswegen hat sich die Martini-Gemeinde für eine Orgel aus Hamburg entschieden. „In den Protokollen über die Konzeption einer neuen Orgel steht die Qualität im Vordergrund. Die Gemeinde wollte eine Orgel für die nächsten 150 Jahre anschaffen“, sagt Pastor Johannes, der die Beckerath-Orgeln auch aus seiner Heimat Südafrika kennt. Unter der Leitung von Pfarrer Johannes Dress wurde die Orgel 2014 fertiggestellt und mit einem Konzert eingeweiht.

Die Martini-Gemeinde hat am vergangenen Sonntag wieder ihre Präsenzgottesdienste aufgenommen. Roland Johannes plant bereits den „Bergischen Orgel Sommer“, der traditionell an den vier Sonntagen nach Pfingsten in der Kirche stattfindet. „Wir wollen Organisten nach Radevormwald holen und unsere Orgel erklingen lassen“, sagt der Pfarrer.

Die Orgelbauer Rolf Miehl und Axel Birnbaum genießen indessen die aktuelle Ruhe in der Kirche. Denn um eine Orgel zu stimmen, brauchen sie absolute Stille.

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