Politik in Radevormwald Das sagt die Rader CDU zur Urwahl

Radevormwald · Rufe nach einer Urwahl für die Kanzlerkandidatur werden besonders in den Reihen der Jungen Union laut. Doch wie beurteilen die Christdemokraten in Radevormwald diese Forderung? Wie sich zeigt, sind die Meinungen geteilt.

 Regionalkonferenz zur Wahl für den Bundesvorsitz der CDU (v.l.): Friedrich Merz, Jens Spahn und Annegret Kramp-Karrenbauer.

Regionalkonferenz zur Wahl für den Bundesvorsitz der CDU (v.l.): Friedrich Merz, Jens Spahn und Annegret Kramp-Karrenbauer.

Foto: dpa/arifoto UG

Die CDU steht vor einer wichtigen Entscheidung: Wer soll die Kandidatur für das Amt des Bundeskanzlers bzw. der Bundeskanzlerin übernehmen? Anfang des Jahres schien diese Frage so gut wie geklärt zu sein: Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK) war zur CDU-Vorsitzenden gewählt worden und hatte ihre Mitbewerber Friedhelm Merz und Jens Spahn auf die Plätze verwiesen.

Doch in den Monaten darauf machte die neue Vorsitzende nicht immer eine gute Figur. Die Kritik an ihr ist gewachsen, der Ruf nach einer Urwahl wird vor allem unter der Parteijugend lauter. Ein entsprechender Antrag wurde nun auf dem Deutschlandtag der Jungen Union in Saarbrücken diskutiert. Eine Urwahl könnte auch Kramp-Karrenbauers parteiinternen Rivalen wie Friedrich Merz eine neuen Chance geben, sich an die Spitze der Partei zu sehen.

 Gerd Uellenberg plädiert für mehr Gelassenheit.

Gerd Uellenberg plädiert für mehr Gelassenheit.

Foto: CDU

Im Oberbergischen Kreis verficht die Nachwuchsorganisation der Christdemokraten auch diese Linie. In der vergangenen Woche teilte der JU-Kreisverband mit: „Um die Kanzlerschaft bestmöglich zu legitimieren und alle Mitglieder zu motivieren, ist eine Urwahl sicherlich der beste Weg.“

Dejan Vujinovic, Ratsmitglied in Radevormwald und stellvertretender Vorsitzender der Kreis-JU, war nicht beim jüngsten Deutschlandtag. Doch er kann den Wunsch aus den Reihen der CDU-Jugendorganisation gut verstehen: „Wir hatten ja vor der Wahl der neuen Bundesvorsitzenden mehrere Regionalkonferenzen mit den drei Bewerbern, und ich denke, das hat der Partei gut getan“, sagt der junge Politiker. Auf diese Weise könne man die Mitglieder an der Basis wirklich „mitnehmen“.

 Dejan Vujinovic will die Mitglieder an der Basis unbedingt mitnehmen.

Dejan Vujinovic will die Mitglieder an der Basis unbedingt mitnehmen.

Foto: CDU

Die Junge Union gilt als unverzichtbar beim Führen von Wahlkämpfen. Der Parteinachwuchs organisiert, ihre Mitglieder stehen an Infoständen, verteilen Flyer und Aufkleber, sorgen bis in kleine Ortschaften für Präsenz. Klingt in dem Ruf nach der Urwahl daher nicht auch ein leise Drohung mit: Folgt ihr uns nicht, dann wird es nichts mit dem Wahlkampf? Dejan Vujinovic weist diesen Vorwurf zurück: „Wir werden für jeden Kanzlerkandidaten Wahlkampf machen, ganz egal, ob wir für ihn gestimmt haben oder nicht“, versichert er. Und er widerspricht dem Eindruck, die Forderung der Urwahl sei vor allem eine Aktion, die sich gegen „AKK“ richte.

Doch wie sehen es die „älteren“ Mitglieder der Radevormwalder CDU? Gerd Uellenberg, der Vorsitzende des Stadtverbandes, hat Vorbehalte gegen eine Urwahl. Die Erfahrung zeige, dass dieser Weg nicht immer zu den besseren Lösungen führe. Allerdings räumt Uellenberg ein, dass die Regionalkonferenzen vor der Wahl der Bundesvorsitzenden eine positive Resonanz hatten: „Die Basis war begeistert“, sagt er. Doch bei einem so zugespitzten Wettbewerb von mehreren Kandidaten beschädige der Ablauf am Ende die Stellung des Siegers oder der Siegerin.

 Dietmar Busch sieht das Modell der Urwahl eher skeptisch.

Dietmar Busch sieht das Modell der Urwahl eher skeptisch.

Foto: CDU Radevormwald/CDU

Die Etablierung der neuen Vorsitzenden sei schwierig gewesen – und nach einer kontroversen Urwahl zur Kanzlerkandidatur könne dies dann auch problematisch für die Geschlossenheit beim Bundestagswahlkampf werden. Und über die alles beherrschende Personaldebatte könnten die Diskussion über Inhalte vernachlässigt werden.

Überhaupt plädiert Gerd Uellenberg bei der Beurteilung der bisherigen Amtszeit von Annegret Kramp- Karrenbauer für mehr Gelassenheit. Schließlich sei die Vorsitzende noch kein ganzes Jahr im Amt. „Helmut Kohl und Angela Merkel waren nach dieser kurzen Zeit auch nicht voll etabliert. Sie haben sich ihre Kompetenzen über einen längeren Zeitraum erarbeitet.“

Dietmar Busch, Fraktionsvorsitzender der CDU in der Bergstadt, verweist auf die turbulente Suche der Sozialdemokraten nach neuen Parteivorsitzenden und betrachtet daher das Modell Urwahl eher skeptisch: „Man sollte Vertrauen in die Parteispitze setzen, dass sie die richtige Person für die Kandidatur findet“, sagt er.

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