Brauchtum in Radevormwald Das alles bietet die 526. Pflaumenkirmes
Radevormwald · Vom 13. bis 16. September feiert die Bergstadt wieder die Kirmesveranstaltung mit ihrer langen Tradition. 27 Stände und Fahrgeschäfte erwarten dann die Radevormwalder und die Besucher von außerhalb.
Bei einer richtigen Kirmes dreht sich alles um die Tradition. Egal, welche aktuellen Moden gerade herrschen, wenn die Fahrgeschäfte und Buden in der Innenstadt aufgebaut werden, dann freuen sich auch die Radevormwalder auf Altbewährtes: Autoscooter, Kinderkarussell, Bratwurst, Backfisch, Entenangeln, Greifautomat, Kinderschleife, Torwandschießen, Schießwagen und so fort. Alles Attraktionen, die seit Generationen Spaß bereiten und nie veralten.
Und nicht viele Kirmesveranstaltungen können sich an Tradition mit der Pflaumenkirmes in Radevormwald messen. Tanja Sonnenschein, die Tourismusbeauftragte der Stadt Radevormwald, hat noch einmal nachgerechnet: In diesem Jahr findet die Feier zum 526. Mal statt. Das heißt, die Bergstädter feiern das Fest rund um das beliebte Obst schon dem 15. Jahrhundert.
Auf eine lange Tradition kann auch die Schausteller-Dynastie Schmidt zurückblicken, die in Kooperation mit der Stadt die Kirmes organisiert. „Wir sind Schausteller in der fünften Generation“, sagt Frank Schmidt, dem Tochter Jaqueline Ruth Schmidt bei den Geschäften zur Seite steht. Dank des guten Wetters hat die Familie jüngst mit der Schwelmer Heimatfestkirmes eine erfolgreiche Veranstaltung gehabt. Nun hofft sie mit allen Beteiligten, dass auch am zweiten Septemberwochenende in Radevormwald die Sonne scheint.
Bei einem Pressetermin im Rathaus wurde gestern das Programm der Pflaumenkirmes, die vom 13. bis 16. September dauern wird vorgestellt. In diesem Jahr erwartet die Radevormwalder und die Gäste von außerhalb ein buntes Programm mit 27 verschiedenen Ausstellern und Fahrschäften. Außerdem gibt es zwei Getränkestände. Zwei Angebote von einer Sorte und nicht mehr, sagt Schmidt aus langjähriger Erfahrung, das sorge für die richtige Mischung auf der Kirmes.
Einige der Attraktionen wurden bereits oben erwähnt. Ohne Autoscooter ist keine Kirmes komplett. „Sie glauben gar nicht, wie viele Ehepaare sich dort kennengelernt haben“, erklärt Frank Schmidt. Zwei weitere Fahrgeschäfte – „Hawaii Swing“ und „Blue Polyp“ – sind bereits fest gebucht. Und ein weiteres, sagt der Schausteller, könnte hinzukommen, noch sei die Sache aber nicht ganz entschieden.
Natürlich ist für Essen und Trinken auf der Kirmes wieder reichlich gesorgt. Neben bewährten Leckereien wie Wurst und Backfisch, Pommes frites und Spiralkartoffeln gibt es auch Spezialitäten aus anderen Ländern, so Lángos aus Ungarn, ein pikantes Gebäck, das beispielsweise mit Käse gefüllt wird, und die spanischen Churros, lang gezogene Küchlein aus Brandteig. Auch auf einen Stand mit Slush-Eis können sich die Besucher freuen.
Ab dem kommenden Montag, 9. September, wird wegen der Vorbereitungen ein Teil der Straßen im Ortskern gesperrt, und zwar in den Bereichen Hohenfuhrstraße (hinter der Einmündung Kottenstraße bis zur Einmündung der Carl-Diem-Straße), Schützenstraße, Oststraße, Marktplatz, Kaiserstraße und Schlossmacherplatz.
„Wir wollen den Bürgern so wenig Unannehmlichkeiten wie möglich bereiten“, versichert Tanja Sonnenschein. Aus diesem Grund wird der Kreisverkehr zwischen Hohenfuhrstraße und Kaiserstraße nicht gesperrt sein, er bleibt für den Durchgangsverkehr in Richtung Rathaus und Stadtausgang geöffnet.
Wegen der Umleitung Weststraße/Kaiserstraße fällt der Wochenmarkt am zweiten Septemberwochenende aus, und auch der Feierabendmarkt wird nicht stattfinden.
Tanja Sonnenschein hat sich im Vorfeld über die Geschichte der Pflaumenkirmes noch einmal schlau gemacht und dafür auch die Expertise von Bernhard Priggel vom Bergischen Geschichtsverein eingeholt. Die heutige Kirmes war ursprünglich ein „Kirchweihfest“, das rund um den 8. September, das katholische Fest „Mariae Geburt“, gefeiert wurde. Zunächst wurde bei diesen Gelegenheiten vor allem getafelt und getrunken, später kamen dann zur Belustigung Karussells und Buden hinzu. Fahrende Händler nutzten schließlich die Gelegenheit, bei der Kirmes ihre Waren vorzustellen, und so entwickelte sich über Jahrhunderte hinweg das Fest, wie die Radevormwalder es heute kennen.
Auf diesen Kirmesmärkten wurden natürlich auch Waren der Saison wie Obst und Gemüse angeboten. „In der bergischen Region war die Pflaume ein wichtiges Obst, sie fand hier gute Bedingungen, um zu gedeihen“, berichtet Sonnenschein. Außerdem kann man mit Pflaumen viel machen – süße oder pikante Zubereitungen. Laut Bernhard Priggel entwickelte sich so auch ein klassisches Radevormwalder Gericht: „Nudeln mit Pflaumen“.
Eine Tradition aus alter Zeit war es auch, dass die Händler sich als Dankeschön, weil sie bei der Kirmes dabei sein durften, dem Stadtoberhaupt einen Korb mit Pflaumen verehrten. Inzwischen ist es umgekehrt: Bürgermeister Johannes Mans wird bei der Eröffnung des Festes wie jedes Jahr einen Pflaumenkorb als Dankeschön an eine verdiente soziale Einrichtung der Stadt überreichen – diesmal ist es der Verein „Rade integrativ“.
Die Eröffnung findet am Freitag, 13. September, um 16 Uhr vor dem Rathaus, direkt an Fuhrmanns Braukessel, statt. Einen Fassanstich wie zuletzt gibt es dieses Mal nicht, dafür wird den Besuchern ein Pflaumenkuchen angeboten, den das „Tortenatelier“ gebacken hat.
Nach den Ereignissen von Solingen haben die Organisatoren natürlich das Thema Sicherheit im Blick. „Wir haben das sehr intensiv besprochen“, versichert Bürgermeister Johannes Mans. Die zuständigen Ämter der Stadt – so Ordnungsamt und Jugendamt – sind ebenso eingebunden wie die Polizei. Zudem werden zusätzliche Securityleute während der Veranstaltung darauf achten, dass es ein fröhliches Fest wird. „Wenn man jetzt aus Angst alle Feiern absagt, dann haben die Terroristen ihr Ziel erreicht“, meint Mans.