Musikschule Radevormwald Angemessenheit durch Musik finden

RADEVORMWALD · Christoph Sapp lehrt Wahrnehmungspsychologie und den kreativen Umgang mit Medientechnik. Mit der Rader Musikschule entwickelt er ein neues Projekt.

 Christoph Sapp ist Mitarbeiter der Musikschule Radevormwald und hat kürzlich einen Philosophie-Preis gewonnen.

Christoph Sapp ist Mitarbeiter der Musikschule Radevormwald und hat kürzlich einen Philosophie-Preis gewonnen.

Foto: Jürgen Moll

Angemessenheit ist in den meisten Lebenssituationen hilfreich. Den richtigen Ton für ein Gespräch oder die Balance zwischen einem bodenständigen Privatleben und einer erfolgreichen Karriere zu finden, hat etwas mit Angemessenheit zu tun. In den Projekten von Christoph Sapp spielt dieses Thema oft eine große Rolle, mal aus musikalischer, mal aus technischer oder philosophischer Sicht.

Der 36-jährige Ton- und Bildingenieur lehrt an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf Wahrnehmungspsychologie und damit ein Fach, das ein Fundament für kreatives Arbeiten legt. Wichtige Fähigkeiten für seine berufliche Tätigkeit hat er an der Radevormwalder Musikschule erlernt. Mit sieben Jahren fing er an, Instrumentalunterricht zu nehmen und sein musikalisches Talent am Schlagzeug zu entfalten. Später hat sich der Radevormwalder dann um die Tontechnik bei Veranstaltungen der Musikschule gekümmert und sich mit Phänomenen der Wahrnehmung beschäftigt. Parallel zu seinem Studium der Ton- und Bildtechnik ist er der Musikschule stets verbunden geblieben.

Für das neueste Projekt der Musikschule, unter der Leitung von Michael Borner und Kati Majorek, übernimmt Christoph Sapp einen wesentlichen Teil der Planung und Durchführung. Angelehnt ist das Projekt „Ikarus“ an den gleichnamigen Mythos, der den Wert von Balance und dem „goldenen Mittelweg“ thematisiert. Das vom Kulturministerium NRW geförderte Projekt startet nach den Sommerferien. „Ikarus soll Jugendlichen aus Radevormwald die Möglichkeit bieten, Vorstellungen und Träume für ihre Zukunft zu entwickeln – und das mit einem Gefühl für Balance und Angemessenheit. Wir nutzen dafür Ausdrucksformen wie Instrumente, Gesang, Tanz, Video oder Fotografie“, erklärt Christoph Sapp.

Das Projekt wird zusammen mit Kati Majorek und der Dozentin für Tanz, Theresia Kammann, durchgeführt. Jugendliche werden dabei ihre musikalischen und kreativen Talente entdecken und lernen, sie auf ihren gesamten Alltag zu übertragen. „Musikalität spiegelt sich in allen Teilen des Alltages wider und gibt Menschen ein Gespür für Qualitäten, die im Leben wichtig sind“, sagt Christoph Sapp. Ob im Umgang mit sich, anderen Menschen oder einer kritischen Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, Musikalität hilft. „Durch Musikalität lernen wir, Unterschiede auszubalancieren, zum Beispiel zwischen laut und leise, schnell und langsam oder brachial und zart. Diese Prinzipien aus der Musik lassen sich auf den Alltag übertragen.“

Zusammen mit seinen Kolleginnen aus Radevormwald wird Christoph Sapp „Ikarus“ an den weiterführenden Schulen von Radevormwald vorstellen und auch Jugendliche dafür begeistern, die sich ihrer Musikalität bisher so noch nicht bewusst sind. Am Ende des Projekts steht eine Abschlussveranstaltung, bei der die verschiedenen Ausdrucksformen der jungen Frauen und Männer in einem gemeinsamen Ergebnis präsentiert werden. Für die Jugendlichen aus Radevormwald kann dieses Projekt ein kreativer Prozess werden, der sie und ihre Zukunft maßgeblich prägt.

Für Christoph Sapp war die Erweiterung seines akademischen Wissens über Musik und Medien um einen philosophischen Ansatz naheliegend. So ist das Prinzip der Angemessenheit auch in dem Projekt „denXte“ zu finden, für das Christoph Sapp und seine Kolleginnen und Kollegen an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Stifterverband mit dem Communicator-Preis 2022 für innovative und zukunftsweisende Wissenschaftskommunikation ausgezeichnet wurden. Initiiert wurde „denXte“ durch den Philosophen Prof. Markus Schrenk. Dabei können Interessierte anhand interaktiver Formate spielerisch philosophieren und das eigene Denken erproben.

Dass das Projekt „denXte“ Philosophie zugänglich macht, zeigt eine weitere Parallele zu dem Projekt „Ikarus“ der Radevormwalder Musikschule auf: Auch bei diesem kreativen Vorhaben wird es darum gehen, akademisches Wissen für das alltägliche und zufriedene Leben zu nutzen.

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