Wasserbüffel in Radevormwald Bully, Berta und die ganze Bande

Radevormwald · Carsten Spiecker züchtet in der Ortschaft Saalberg, an der Grenze von Radevormwald zu Ennepetal, Wasserbüffel. Bullen, Kühe und Kälber dürfen hier gemeinsam in der Idylle leben – und sie sind längst Teil der Familie geworden.

 Carsten Spiecker (28) mit seinen Wasserbüffeln auf den Hügeln zwischen Rade und Ennepetal.

Carsten Spiecker (28) mit seinen Wasserbüffeln auf den Hügeln zwischen Rade und Ennepetal.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Nach den langen Regentagen scheint die Sonne. Sie taucht den Saalberg in ein warmes Herbstlicht und erlaubt den Blick weit über die Felder an der Grenze zwischen Radevormwald und Ennepetal. Bully hebt neugierig den Kopf, als er Schritte am Zaun hört. Dann erkennt er die Stimme von Carsten Spiecker, der den Wasserbüffel freundlich begrüßt – und Bully widmet sich beruhigt wieder dem Heu.

Der Wasserbüffel hatte es nicht immer leicht im Leben. Bully wuchs in einem Zirkus auf und kam dünn und wachsam auf den Hof von Carsten Spiecker. Manchmal steigt er noch auf den Zaun im Stall oder schiebt den Heuwagen über die ganze Wiese – die Wildheit des Wasserbüffels aber kehrt langsam zurück. Inzwischen hat Bully auch an Gewicht zugelegt, und seitdem behauptet er seine Rolle in der Herde. „Aber das Sagen haben weiterhin Berta und Meta. Sie waren hier die Ersten“, erzählt Carsten Spiecker lachend – während er den Blick über das Tal bis zur Waldgrenze schweifen lässt.

15 Wasserbüffel – mit vier Kälbern – leben an diesem idyllischen Ort. Die beiden Bullen und die Kühe laufen hier gemeinsam mit den Kälbern. „Ich möchte, dass sie hier so leben, wie auch früher die Herden gehalten wurden“, sagt Carsten Spiecker. Und deswegen trennt er die Kälber nicht von ihren Müttern. Deswegen hat er so viel Raum geschaffen, dass die große Familie der Wasserbüffel sich hier wohlfühlen kann.

Die Wildheit der Tiere sei trotz der Zucht noch nicht verschwunden, sagt der Landwirt dann. Ließe man die Wasserbüffel einen Sommer lang in Ruhe, würden sie scheu wie Rehe. Und manchmal flitzen sie in völlig unerwartetem Tempo über die Wiese. Sie nutzen den Raum, den der Landwirt ihnen gibt. „Da unten ist der Kälberkindergarten“, sagt Carsten Spiecker und deutet auf das Tal. Er hat sich im Wald einen kleinen Hochsitz gebaut, um die ganze Fläche überblicken zu können. Und als der 28-Jährige nun mit einem Eimer voller Futter auf die Wiese klettert und die Tiere freundlich zu rufen beginnt, da kommt Bewegung in die Herde. Finchen und Pinsel, Elli und schließlich auch Berta und Meta folgen dem Ruf. Und irgendwann deutet Carsten Spiecker dann ins Tal: „Jetzt haben sich auch die Jüngsten auf den Weg gemacht“, sagt er.

Die vier Kälber, die diesen Sommer auf die Welt gekommen sind, stapfen nebeneinander den Berg hinauf, halten zwischendurch die Köpfe in die Sonne, und von allen Seiten ist das laute Rufen der Büffel zu hören. Das jüngste Kälbchen heißt Schnuffi – sie ist am 20. August zur Welt gekommen. „Das ist eine spannende Zeit, wenn die Tiere kalben“, sagt Carsten Spiecker. Aber die Wasserbüffel würden die ganze Arbeit alleine schaffen. Ohnehin habe er in drei Jahren keinen Tierarzt zur Hilfe rufen müssen. Auf dem Speiseplan steht Gras und Heu. „Sie sind also deutlich unkomplizierter als normale Kühe“, sagt Spiecker.

Und er muss es wissen. Denn der junge Landwirt ist auf dem Milchviehhof seiner Eltern am Saalberg aufgewachsen. Nach wie vor leben ein paar Kühe im Stall, dazu Schafe, Hühner und Pferde. Inzwischen arbeitet Carsten Spiecker aber vor allem im Viehhandel. Und so kam er dann auch an die Wasserbüffel: „Ich hatte Berta und Meta für einen Kunden ausfindig gemacht“, erzählt er. Als der Kunde die Tiere nicht mehr wollte, behielt Carsten Spiecker die beiden Kühe selbst. Eine hatte gerade gekalbt, und so zogen drei Wasserbüffel auf den Hof. Kurze Zeit später kaufte Carsten Spiecker den ersten Bullen dazu. Seit dem wächst die Herde. „Es ist zu unserem Hobby geworden“, sagt er. Ehefrau Yvonne und seine Mutter sind für die Namen zuständig, Sohn Felix (2) hat die Wasserbüffel längst in die Familie aufgenommen und wenn das Wetter unbeständiger wird, ziehen die Tiere in den Stall um. Ein friedliches Idyll.

Nur neulich, da entschied Bully sich, einen Ausflug zu machen. Er suchte sich einen Weg durch die geschlossene Weißdornhecke, fand den Apfelbaum im Garten des Nachbarn und ließ es sich schmecken. „Der Nachbar hat einen ganz schönen Schrecken bekommen, als er in seinem Apfelbaum Bullys Kopf entdeckte“, erzählt Spiecker.

Mit zwei Äpfeln ließ sich der rund 700 Kilogramm schwere Bulle dann wieder Nachhause locken. Und genau dort hält er nun die Herde im Blick.

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