Grünanlagen in Radevormwald Im Einsatz gegen trockene Grünflächen

Radevormwald · Herbert Schmitz (83) geht mit gutem Beispiel voran: Er wässert regelmäßig mit dem Schlauch den Parc de Châteaubriant. Die Verwaltung ermuntert Bürger, öffentliches Grün zu pflegen – zum Beispiel mit Patenschaften.

 Herbert Schmitz bewässert als Pate die Bäume in trockenen Zeiten im Parc de Châteaubriant.

Herbert Schmitz bewässert als Pate die Bäume in trockenen Zeiten im Parc de Châteaubriant.

Foto: Jürgen Moll

Vor gut einem Jahr machte Herbert Schmitz mit seiner Ehefrau einen Spaziergang durch den Parc de Châteaubriant. Der trockene Sommer 2019 ist noch vielen in Erinnerung. Der 83-Jährige war betroffen, wie sehr die Trockenheit der Grünanlage zugesetzt hatte. „An manchen Stellen war alles verdorrt“, erzählt der Gartenfreund. „Da dachte ich mir: Dagegen kann ich doch etwas tun.“

Seither macht sich Herbert Schmitz trotz seines Alters regelmäßig im Park nützlich. Wenn das Wetter trocken ist und kein Regen in Sicht, geht er mit dem Wasserschlauch durch die Anlage und gibt den Bäumen, Blumen und dem Rasen das Wasser, das die Pflanzen brauchen. Der Wasseranschluss befindet sich am Rokoko-Pavillon. Der Schlauch bietet einen Radius von 30 Metern. „Wenn ich den Strahl in die Luft lenke, auch noch weiter“, erklärt Schmitz amüsiert. Dass der Park derzeit grünt und blüht und keineswegs einen welken Eindruck macht, ist also nicht zuletzt ihm zu verdanken.

Um dem engagierten Bürger für seinen Einsatz zu danken, hatte die Verwaltung für Freitagvormittag zu einem Pressetermin eingeladen. Bürgermeister Johannes Mans erklärte: „Wir möchten den Menschen zeigen, dass wir diese Art von Unterstützung wirklich schätzen.“ Die Bürger sollten sich nicht scheuen, bei trockenem Wetter im öffentlichen Grün mit etwas Wasser nachzuhelfen.

Nun wird sich mancher fragen: Warum müssen eigentlich die Bürger ran? Ist für die Pflege der öffentlichen Anlagen nicht der Betriebshof zuständig? Das ist auch grundsätzlich richtig. Aber wie Herbert Schmitz inzwischen aus Erfahrung weiß: „Der Betriebshof kann nicht alles schaffen.“ Radevormwald hat zum Glück viel Grün, aber die Pflege ist enorm aufwendig. Wenn Bürger im Sommer selber zu Gießkanne und Wasserschlauch greifen, um hier zu helfen, ist das also ein willkommener Beitrag zur Attraktivität des Stadtbildes.

Regina Hildebrandt, beim Bauverwaltungsamt der Stadt für Grünanlagen zuständig, erklärt: „Jeder kann dabei mithelfen. Wir werben inzwischen auch dafür, dass Bürger Patenschaften für bestimmte Bäume übernehmen.“ Damit die Pflege dieser Exemplare problemlos funktioniert, hat sich die Verwaltung mit hundert so genannten Wassersäcken eingedeckt. Diese werden so um den Baum gelegt, dass Wurzeln und Erdreich mit einfacher Wasserzufuhr gut versorgt werden können. „In so einen Wassersack passen bis zu 75 Liter rein“, erklärt Hildebrandt.

Die Stadtverwaltung hofft, dass der Sommer 2020 nicht so heiß und trocken wird wie in den vergangenen Jahren – und sie ist damit nicht allein. Landwirte hoffen auf ergiebigen Regen, und beim Wupperverband macht man sich nach zwei „Jahrhundertsommern“ ebenfalls ernste Gedanken (unsere Redaktion berichtete).

Daher bedauert Herbert Schmitz, dass sein Einsatz bei anderen Bürgern oft nur ein Kopfschütteln erntet. „Ich versuche, andere zu animieren, das Gleiche zu tun, aber es gibt da wenig Zustimmung“, erklärt der Orchestermusiker im Ruhestand, der früher Flötist bei den Bergischen Symphonikern war. Auch sein eigener Garten, sagt der 83-Jährige, schlucke in diesen Tagen viel Wasser. „In Spatentiefe ist der Boden knochentrocken“. Die Regenfälle der vergangenen Tage hätten da kaum etwas bewirkt. Und für die kommende Woche ist wieder Sonne satt vorausgesagt worden. Herbert Schmitz wird mit dem Wasserschlauch vermutlich auch dann wieder im Parc de Châteaubriant unterwegs sein.

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