CDU Radevormwald Brodesser vermisst Wahlprogramm

Radevormwald · Der oberbergische Bundestagsabgeordnete war digital bei der Jungen Union zu Gast. Er berichtete von seinem Berliner Abgeordnetenleben, von den Corona-Entwicklungen und dem anstehenden Wahlkampf.

 Dr. Carsten Brodesser (CDU) im November 2017 im Deutschen Bundestag. Der Jungen Union in Rade berichtete er jetzt digital, dass ihn in den vergangenen Jahren mehr als 4600 Anfragen aus Oberberg erreicht hätten.

Dr. Carsten Brodesser (CDU) im November 2017 im Deutschen Bundestag. Der Jungen Union in Rade berichtete er jetzt digital, dass ihn in den vergangenen Jahren mehr als 4600 Anfragen aus Oberberg erreicht hätten.

Foto: büro bundestag

Die Junge Union hatte wieder zur virtuellen Vorstandssitzung eingeladen. Diesmal war der oberbergische Bundestagsabgeordnete Dr. Carsten Brodesser digital zugeschaltet und berichtete von seinem Berliner Abgeordnetenleben, von den Corona-Entwicklungen und dem Wahlkampf. „Ich hätte vor fünf Jahren nicht gedacht, wie intensiv die Zeit in Berlin werden würde“, sagte Brodesser. So habe er mehr als 4600 Briefe von Menschen aus Oberberg bekommen, die ihm ihre Sorgen geschildert hätten. „Und das waren keine vorgefertigten Briefe über irgendwelche Plattformen“, sagte er.

Corona habe immense Auswirkungen auf die Menschen. „Die Maßnahmen sind eine Herausforderung für alle Beteiligten – die Menschen im Homeoffice, die Schüler im Digital- oder Präsenzunterricht“, sagte er. „Die Pandemie hat sich regelrecht eingefressen.“ Es habe keine Regieanweisung für die Regierung gegeben. „Es war eine enorm steile Lernkurve, die wir alle hingelegt haben. Wenn man heute aus dem Haus geht, überprüft man, ob man Schlüssel, Handy, Brieftasche – und Maske mit hat“, sagte Brodesser. Das sei noch zu Beginn der Krise nicht denkbar gewesen. Aber letztlich werde Corona irgendwann vorbei sein – und dann stünden die „drei großen Ds“ an: „Digitalisierung – wenn man sich ansieht, wie weit man in Estland etwa hier ist, erkennt man, dass wir da noch meilenweit hinterherhinken“, sagte Brodesser. Das zweite D sei die Dekarbonisierung, die vor allem für die künftige Generation im Hinblick auf das Pariser Klimaabkommen umgesetzt und vorangetrieben werden müsse. „Dazu kommt dann die Demographie, also der demographische Wandel. Die Menschen leben länger, bekommen länger Rente, und die muss ja irgendwie finanziert werden“, sagte Brodesser.

Diese Themen seien durch Corona ein wenig in den Hintergrund gerückt. „Aber ich glaube, dass die Dekarbonisierung das alles beherrschende Thema im Wahlkampf sein wird. Und gerade im ländlichen Raum müssen wir auch im Bereich des demographischen Wandels Antworten finden.“

Mit Blick auf die Wahl im September sehe er zudem nur zwei politische Mitbewerber – die SPD und die Grünen. „Die AfD ist ein extremistischer Haufen, das ist keine demokratische Partei. Und auch die Linke hat immer noch kommunistische Züge, auch wenn sie mit Bodo Ramelow sogar einen Ministerpräsidenten stellen“, sagte Brodesser. Interessanterweise erwähnte er an dieser Stelle die FDP gar nicht, obwohl er später mehrfach seine Sympathien für die Liberalen äußerte.

Vielmehr sehe er einen deutlichen Zuwachs der Grünen, denen er aber Monothematik unterstellte. „Wenn man Regierungspartei ist, kann man aber nicht monothematisch unterwegs sein“, sagte er. Daher empfahl er den jungen Unionsmitgliedern, die auch über Facebook im Live-Stream dabei sein konnten, sich die Wahlprogramme von SPD und Grünen genau anzusehen.

Und ergänzte selbstkritisch: „Ich würde mir auch wünschen, dass die Union bereits ein Wahlprogramm hätte.“ Zudem stimmte er auf einen „echten Wahlkampf“ ein. „Der Weg nach Berlin wird keine Fahrt im Schlafwagenwagon“, sagte er.

(wow)
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