Wildunfälle Blaue Reflektoren zeigen keine Wirkung

Radevormwald · 59 Wildunfälle hat es im aktuellen Jagdjahr auf Radevormwalder Gebiet bereits gegeben. Die Hoffnung, dass Reflektoren die Zahlen senken könnten, sind enttäuscht worden, räumt Claudia Möllney von der Hegegemeinschaft ein.

  Unliebsame Zusammenstöße von Autos und Wildtieren sollten die blauen Reflektoren eigentlich verhindern. Doch der Erfolg ist gering.

 Unliebsame Zusammenstöße von Autos und Wildtieren sollten die blauen Reflektoren eigentlich verhindern. Doch der Erfolg ist gering.

Foto: dpa Fredrik von Erichsen/dpa, Fredrik von Erichsen

59 Wildunfälle gab es bisher im aktuellen Jagdjahr in Radevormwald. Bereits im Jahr 2011 wurden blaue Reflektoren in fast allen Jagdrevieren angebracht, um die Anzahl der verunglückten Tiere zu verringern. Doch die Investition von rund 4000 Euro hat bisher keine Wirkung gezeigt.

„Die Tiere haben weiterhin ihre Wechsel und folgen ihren Instinkten“, sagt Claudia Möllney, Sprecherin der Hegegemeinschaft und des Hegering Radevormwald. Knapp 890 Reflektoren wurden in den Jagdrevieren angebracht, in der Hoffnung, dass das Anstrahlen der halbkreisförmigen blauen Reflektoren eine Art Lichtbarriere für die Wildtiere erzeugt. „Das Blau soll ein Störfaktor für die Tiere sein“, sagt Möllney. Doch leider hat sich die Investition von damaligen 4,50 Euro pro Reflektor als nicht wirksam erwiesen.

Der Befund aus Radevormwald wird durch eine Studie von Forschern aus Göttingen und der Universität Zürich unterstützt. Sie kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass blaue Reflektoren am Straßenrand die Anzahl von Wildunfällen nicht verringern können. Untersucht wurden etwa 10.000 Stunden Videomaterial von 150 Teststrecken in den Landkreisen Göttingen, Höxter, Kassel und Lahn-Dill. 1600 Konfrontationen zwischen Tieren und Fahrzeugen seien bei der Auswertung festgestellt worden. Das Ergebnis: Die blauen Wildreflektoren beeinflussten nicht das Verhalten der Tiere.

Doch das sollen sie auch gar nicht, sagt Andreas Schneider, Sprecher des Landesjagdverbandes NRW. „Den Autofahrern soll durch die Reflektoren ständig die Präsenz von Wild in Straßennähe verdeutlicht werden“, sagt Schneider. Das sei wichtiger als die Farbe, zu deren Wirksamkeit es unterschiedliche Studien gebe. „Das A und O ist eine angemessene Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer“, sagt Schneider.

Außerdem sollten Autofahrer auf entsprechende Straßenschilder achten, die einen Wildwechsel anzeigen, sagt Möllney. „Die werden nicht willkürlich angebracht.“ Die Polizei führe eine Statistik darüber, an welchen Stellen sich gehäuft Wildunfälle ereignen. In Radevormwald ist das beispielsweise die B 483, etwa fünf Meter von der Freiwilligen Feuerwehr entfernt. Auch an der Uelfe-Wuppertal-Straße ist Vorsicht geboten.

Der ADAC empfiehlt, dass Autofahrer insbesondere in der Dämmerung an unübersichtlichen Wald-Und Feldrändern die Geschwindigkeit anpassen und vorausschauend fahren. „.Bei Tempo 80 kann ein Fahrzeug noch rechtzeitig zum Stehen gebracht werden, wenn in 60 Meter Entfernung ein Wildtier auf die Straße springt“, sagt Julia Spicker, Sprecherin ADAC Nordrhein. Bei 100 Stundenkilometern funktioniere das nicht mehr.

„Meistens ruft die Polizei zwischen 0 und 7 Uhr an“, sagt Möllney. Die Polizei habe eine Liste, auf der vermerkt sei, welcher Jagdpächter für welches Revier zuständig ist. Immer wieder komme es vor, dass Autofahrer den Unfallort einfach verlassen. „Aufgrund der Uhrzeiten glaube ich manchmal, dass die Fahrer vielleicht etwas getrunken haben“, sagt Möllney. Ansonsten gebe es keinen Grund den Unfall nicht der Polizei zu melden, da der Unfall weder bestraft noch Kosten verursachen würde.

„Im günstigsten Fall fahren wir raus und bergen das Tier“, berichtet Möllney. Oftmals seien die Tiere aber auch verletzt und geflohen. Vor ein paar Wochen sei beispielsweise ein Reh an der Bundesstraße 483 angefahren worden und mit einem gebrochenen Vorder- und Hinterlauf noch zwei Kilometer gelaufen. Ein speziell ausgebildeter Hund spürte das verletzte Wild auf, so dass es von seinen Schmerzen erlöst werden konnte. „Das Tier wäre sonst elendig gestorben“, sagt Claudia Möllney.

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