Naturschutz in Radevormwald Blaumeisen sterben durch ein Bakterium

Radevormwald · Naturschützer in der Region machen sich Sorgen um die bekannten Gartenvögel. Seit Wochen werden immer häufiger tote Exemplare entdeckt, viele Tiere wirken krank. Verantwortlich ist der Erreger „Suttonella ornithocola“.

 Blaumeisen sind als Gartenvögel vielen Menschen vertraut. Nun jedoch machen sich Naturschützer Sorgen.

Blaumeisen sind als Gartenvögel vielen Menschen vertraut. Nun jedoch machen sich Naturschützer Sorgen.

Foto: Reiner Jacobs

Seit einigen Wochen werden im Oberbergischen Kreis vermehrt Blaumeisen gemeldet, die krank wirken oder tot aufgefunden werden. Für das Blaumeisensterben ist das Bakterium „Suttonella ornithocola“ verantwortlich, das eine Lungenentzündung verursacht. Für Menschen und Haustiere ist das Bakterium nicht gefährlich.

Beim Kreisverband Oberberg des Naturschutzbundes (NABU) sind in den letzten zwei Wochen zahlreiche Anrufe eingegangen, die über tote Maisen informiert haben. „Viele Gartenbesitzer sind besorgt und melden sich deswegen bei uns. Die meisten Vogelliebhaber sind sehr aufmerksam und beobachten die Veränderungen schnell“, sagt Uwe Hoffmann des NABU Oberberg. Er empfiehlt allen Anrufern und Gartenbesitzern Futterstellen, Tränken und Badestellen abzubauen. „Die Blaumeisen stecken sich an diesen Futter- und Badestellen gegenseitig an. In der freien Natur kommen sich Singvögel nur sehr selten in die Quere und stecken sich deswegen auch weniger mit Krankheiten an.“ Uwe Hoffmann weiss, dass die Fütterung von Maisen für viele Menschen wichtig ist. „Das ist ein Thema, das den meisten am Herzen liegt. Ich habe sogar schon Anrufe von Menschen bekommen, die gefragt haben, ob sie ihre Futterstellen so umbauen dürfen, dass immer nur ein Vogel dort Platz findet. Das macht natürlich wenig Sinn und ist nicht umsetzbar“, sagt Uwe Hoffmann. Obwohl es den Menschen schwer fällt die Blaumeisen nicht mehr an gewohnter Stelle beobachten zu können, ist die Fütterung jetzt eine Bedrohung.

Die ersten Fälle des Blaumeisensterbens sind mitten März in Rheinland-Pfalz gemeldet worden, die Ausbreitung der Krankheit ist in Nordrhein-Westfalen aber besonders schnell vorangeschritten. Im Oberbergischen Kreis begann die Infektionskette in Nümbrecht. „Innerhalb von einer Woche sind dann weitere Fälle in Wiehl, Gummersbach und Wipperfürth gemeldet worden. Das ging sehr schnell“, sagt Uwe Hoffmann.

Wie stark der Oberbergische Kreis tatsächlich betroffen ist, können die Experten schwer einschätzen. Wichtig ist deswegen, dass tote Maisen bei dem zuständigen Naturschutzbund gemeldet werden. Die Akutmeldungen sind in der vergangenen Woche leicht zurückgegangen. „Vielleicht liegt dieser Rückgang daran, dass weniger Maisen sterben oder daran, dass die Menschen über das Bakterium informiert sind und sich deswegen nicht mehr melden“, sagt Uwe Hoffmann. Unter den Ornithologen ist das Füttern von Wildvögeln ein stark diskutiertes Thema. Insbesondere das Sommerfüttern ist umstritten.

Vögel zu füttern ist aber wichtig in der Sensibilisierung für Vogelschutz. „Über das Füttern bauen Menschen einen Bezug zu den Vögeln auf und fangen an sich für sie zu interessieren.“ Uwe Hoffmann appelliert aber gerade jetzt daran die Sommerfütterung auszusetzen, um die Blaumeisen vor „Suttonella ornithocola“ zu schützen.

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