Radevormwalder „Life-ness“ spart Heizkosten Ein Grad kälter im Becken – Senioren beschweren sich übers Bad

Radevormwald · Ältere Besucher beschweren sich über die Temperatur-Senkungen in den Becken. Die SPD-Fraktion hat einen Brief an die Leitung des Bades geschrieben: Heizkosten zu sparen, sei in Ordnung, dürfe aber nicht Senioren benachteiligen.

 Blick ins Innere des Freizeitbades „Life-ness“. Wie in anderen Hallenbädern hat man hier die Wassertemperatur reduziert, um angesichts der aktuellen Probleme bei der Energieversorgung zu sparen. Das gefällt nicht allen Besuchern.

Blick ins Innere des Freizeitbades „Life-ness“. Wie in anderen Hallenbädern hat man hier die Wassertemperatur reduziert, um angesichts der aktuellen Probleme bei der Energieversorgung zu sparen. Das gefällt nicht allen Besuchern.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Schon jetzt schwören Politiker und Verwaltung die Bürgerinnen und Bürger auf die kalte Jahrezeit ein. Wegen des Ukraine-Krieges und der problematischen Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas muss mit Engpässen gerechnet werden. Heizkosten zu sparen, sei daher das Gebot der Stunde.

Zwar hat die Stadt Radevormwald noch kein Konzept vorgelegt, wie in den städtischen Gebäuden künftig Energie eingespart wird, doch soll dies in den kommenden Wochen vorgestellt werden. Offensichtlich wurden bereits Fakten geschaffen, beispielsweise bei der Wasser-Temperatur in den Becken des „life-ness“. Das geht zumindest aus einem aktuellen Schreiben der SPD-Fraktion hervor. Ratsherr und Fraktionssprecher Hans Golombek hat für die Sozialdemokraten im Rat einen Brief an die Leitung des Freizeitbades geschickt. 

„Ich habe von verschiedenen Teilnehmern an Wassergymnastik-Kursen erfahren, dass die Wassertemperaturen in beiden Wasserbecken des life-ness abgesenkt wurden“, schreibt Golombek. Manchen sei dadurch die Wassertemperatur so unangenehm kalt geworden, dass sie ihren Besuch des life-ness abgebrochen haben.“

Es sei verständlich, dass sich das Bad darum bemühe, Heizkosten einzusparen, erklärt der SPD-Ratsherr. Es sei auch einsehbar, dass jüngeren sportlichen Schwimmern die Absenkung der Wassertemperatur um einige Grad Celsius nicht viel ausmache. „Aber befürchten Sie nicht, dass älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die vor allem das Therapiebecken im Rahmen ihrer Kurse nutzen, der Aufenthalt im life-ness verleidet werden könnte?“, fragt Hans Golombek die Verantwortlichen.

Doch um wie viele Grad wurde denn eigentlich die Temperatur gesenkt? Mario Banse, Betriebsleiter des „life-ness“, hat die Antwort: um ein Grad. „Die normale Becken-Temperatur beträgt 27,8 Grad Celsius“, erklärt er auf Anfrage unserer Redaktion. „Wir haben nun, um Heizkosten zu sparen, auf 26,8 Grad reduziert.“

Theoretisch könne man verschiedene Becken auch mit unterschiedlichen Temperaturen heizen, erläutert der Fachmann. Sportbecken müssen grundsätzlich weniger intensiv geheizt werden als Mehrzweckbecken. „Das ist im ,life-ness‘ technisch aber noch nicht möglich, weil wir nur eine Wasseraufbereitungsanlage haben.“ Das soll sich allerdings bei der geplanten Sanierung des Bades ändern, die voraussichtlich im kommenden Jahr beginnen wird. Das heißt, eine Temperatur-Trennung je nach Zielgruppe ist für den kommenden Herbst und Winter noch nicht möglich.

Mario Banse bedauert die Beschwerden, weist aber darauf hin, dass Energiesparen in dieser Situation nicht zu vermeiden sei. „Die Politik ruft ja selber dazu auf“, erklärt er mit Blick auf die sozialdemokratische Fraktion als Urheber des Schreibens.

Die Diskussion, wie man beispielsweise in den Bädern der Kommunen die Heizkosten verringern kann, wird auch in anderen Städten und Gemeinden intensiv geführt. So war in Wermelskirchen darüber diskutiert worden, ob man das Quellenbad nach vorübergehender Schließung wieder öffnen solle. Doch die Wiedereröffnung ist nun geplant. „Wir haben die Vorgaben der Bundesnetzagentur abgewartet“, erklärt Wermelskirchens Bürgermeisterin Marion Lück. „Und da es bezüglich der Hallenbäder noch keine Entscheidung oder wenigstens eine Empfehlung gibt, machen wir erstmal wieder auf.“ Am 10. August, pünktlich zum Schulstart, sollen die Becken wieder zur Verfügung stehen.

In Radevormwalds Nachbarstadt Hückeswagen stellt sich die Frage derzeit nicht, denn das Hallenbad ist wegen einer nötigen Sanierung ohnehin seit Anfang 2021 geschlossen. Allerdings gibt es auch bei der Verwaltung in der Schloss-Stadt erste Überlegungen, die Warmwasseraufbereitung in den Turn- und Sporthallen abzuschalten.

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