Falsche Abituraufgaben Rader Abiturienten stehen unter Druck

Radevormwald · Bis zum kommenden Freitag müssen die 52 Abiturienten entscheiden, ob sie die Abi-Klausur in Sozialwissenschaften von Donnerstag nachschreiben wollen. Bei einigen entstand nach der Information ein Gefühl der Ohnmacht.

 Am Wochenende herrschte am Theodor-Heuss-Gymnasium noch Ruhe. Heute, so ist zu vermuten, werden zahlreiche Abiturienten Beratungsbedarf haben.

Am Wochenende herrschte am Theodor-Heuss-Gymnasium noch Ruhe. Heute, so ist zu vermuten, werden zahlreiche Abiturienten Beratungsbedarf haben.

Foto: Jürgen Moll

"Der Druck ist sehr groß", sagt einer von zwei Betroffenen am Wochenende. Beide machen derzeit am Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) ihr Abitur. "Als ich von dem Problem gehört habe, ist in mir eine sehr große Nervosität aufgestiegen. Und die ist immer noch vorhanden." 52 Schüler des THG sind, wie berichtet, von einer Panne im Schulministerium in Düsseldorf betroffen. Sie haben am Donnerstag in Sozialwissenschaften ihre Leistungsfach-Klausur geschrieben, konnten aber nicht, wie in den Regularien vorgesehen, zwischen drei Themen wählen. Düsseldorf hatte dem Gymnasium die Arbeiten für Sozialwissenschaften mit Politik und nicht mit Schwerpunkt Wirtschaft geschickt. Eine Information darüber ist erst am Donnerstagabend nach der Klausur an der Schule eingegangen.

Die Schüler haben bis zum Wochenende inoffiziell erfahren, dass sie vielleicht eine falsche Klausur geschrieben haben. Sie werden von heute an offiziell von der Schule informiert. "Wir konnten unter drei Themen auswählen, eine befasste sich mit Entwicklungspolitik in Afrika, das war die Politik-Aufgabe", berichtet ein Betroffener. Die Schüler wollen wegen der noch nicht abgeschlossenen Abi-Prüfungen namentlich nicht genannt werden. Nach dem Kenntnisstand einiger Schüler haben ein oder zwei das Politik-Thema gewählt.

Ein erstes Gerücht sei am Donnerstagabend bei Schülern angekommen. Gewissheit, dass ein Fehler bei der Klausurstellung unterlaufen ist, haben die Schüler aber erst am vergangenen Freitag vor und nach der Englisch-Abiturklausur erhalten. Später gab es über soziale Netzwerke und Mund-zu-Mund-Propaganda Kontakt zwischen einigen Schülern. Am Wochenende wollten sich einige Schüler noch einmal beraten. "Einige Schüler haben sogar im Ministerium in Düsseldorf angerufen, aber auch dort keine richtige Antwort bekommen", hieß es.

Jetzt stehen die Schüler vor der für sie sehr schweren Entscheidung, die erste Sozialwissenschafts-Klausur stehen und bewerten zu lassen oder sie nachzuschreiben. "Da kommt wieder riesig großer Druck auf uns zu, weil man ja noch für die anderen Fächer zu lernen hat. Außerdem weiß man nicht, ob die zweite Klausur besser läuft. Das ist schon heftig", beschreibt der Schüler seine Gefühle.

Berichtet wird von den Schülern aber auch, dass eine große Zahl von ihnen die Aufgaben von Donnerstag für "gut schreibbar" gehalten hat. Von Lehrern sei in ersten Gesprächen geraten worden, dass die Schüler sich genau überlegen sollten, ob sie vom Recht des Nachschreibens Gebrauch machen. "Aber die Entscheidung muss jeder von uns für sich treffen", sagen die Schüler. Die Tendenz bisher gehe wohl bei vielen dahin, die Klausur nicht nachzuschreiben. Matthias Fischbach-Städing, Schulleiter des Theodor-Heuss-Gymnasiums, versteht den Druck der Schüler.

Für ihn und seine Kollegen gibt es keine Alternative, als den Schülern zu sagen, dass sie sich für die eine oder andere Variante entscheiden müssen. "Es gibt kein Wahlrecht, die eine oder die andere Klausur bewerten zu lassen. Der Schüler muss sich bis kommenden Freitag erklären, ob er die erste Klausur bewertet haben will oder ob er am 26. April mit allen Konsequenzen nachschreiben will", sagte Fischbach-Städing im Gespräch.

(RP/EW)
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