Radevormwald Rade heute vor 700 Jahren erwähnt

Radevormwald · Der 24. Juni 1316 gilt als das Datum, an dem gesichert ist, dass das spätere Radevormwald seine Stadtrechte bis zu diesem Datum erhalten hat. Eine Gründungsurkunde gibt es wegen eines großen Brandschadens im Jahr 1525 nicht.

 Das Rokoko-Gartenhaus steht heute an der Telegrafenstraße im Parc de Châteaubriant. Früher stand es auf einer Flächen an der heutigen Gartenstraße.

Das Rokoko-Gartenhaus steht heute an der Telegrafenstraße im Parc de Châteaubriant. Früher stand es auf einer Flächen an der heutigen Gartenstraße.

Foto: Hertgen (Archiv)

Wann ist Radevormwald gegründet worden? Diese Frage hat im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Menschen beschäftigt. Im Jahr 2007 hat es eine Sitzung der Stadt gegeben, wo dieses Thema mit Blick auf die 700-Jahr-Feiern erneut diskutiert worden ist. Damals war entschieden worden, sich bei den Feiern zum 700-jährigen Bestehen der Stadt nicht auf Zufallsbekundungen zu verlassen, weil ein Gründungskorridor 1309 und 1316 angezeigt war.

Pfarrer i.R. Wolfgang Motte, langjähriger Heimatforscher und auch einiger alten Schriftsprachen kundig, empfahl, auf das Jahr 1316 zu gehen. Motte, aber auch Dr. Peter Arnold Heuser von der Universität in Bonn, beziehen sich auf eine Untersuchung von Toni Diederich aus dem Jahr 1974. Heuser hatte auf das Datum in seinem Vortrag am 15. April und im Buch Radevormwald "700 Jahre Stadt" des Bergischen Geschichtsvereins verwiesen.

Der Historiker erklärte: "Die Urkunde trägt das Stadtsiegel. Leider liegt uns das originale Dokument nicht vor, weil es wahrscheinlich bei einem der Stadtbrände von 1525 oder 1571 vernichtet wurde. Wir haben aber eine Abschrift." Die Forschungen von Toni Diederich hätten ergeben, dass in der Urkunde von einer Kattharinenvikarie in der Pfarrkirche zu Radevormwald die Rede sei. Fazit des Uni-Forschers: Der Stadtgründungsprozess muss zu diesem Datum abgeschlossen gewesen sein. Priester Gerhard ("Gerardus sacerdos") habe die Urkunde in der damals üblichen lateinischen Sprache verfasst. Als "Beglaubigungsmittel" wird das Siegel "der ehrenwerten Bürger der Stadt Radevormwald" ("discretorium vitorum oppidanorum in Rode") genannt. Die Stadt Radevormwald ist damit an diesem Tag zum ersten Mal als "Siegler" aufgetreten. Dazu gibt es laut Heuser als zweites Siegel, das des Ritters Roland, genannt "Boghen", eines für die Verwaltung der landesherrlichen Einkünfte und Ausgaben im Raum Radevormwald zuständigen gräflichen Amtsträgers. "Wir feiern dieses Jahr also nicht unbedingt 700 Jahre Rade, sondern den Tag, an dem die Stadt zum ersten Mal als solche auftrat", erklärte Heuser. Höchstwahrscheinlich hat Graf Adolf VI., der die Grafschaft ab 1308 (bis 1348) regierte, Radevormwald in seinen ersten Herrschaftsjahren zur Stadt erhoben. Die entscheidenden Impulse zur Stadterhebung, schreibt Heuser, könnte Graf Wilhelm I. (1296 bis 1308) gesetzt haben, weil sowohl er als auch Adolf VI. auf der Radevormwalder Hochfläche aktiv waren. Der Bonner Forscher bezieht sich auf eine Untersuchung des Forschers über Wuppertal-Beyenburg, Gerd Helbeck, ebenfalls aus dem Jahr 1974. Radevormwald soll damals die Grenzfestung der Grafschaft Berg gegen die Edelherren von Volmarstein und das märkische Sauerland gesichert haben - mit einer wichtigen Straßenverbindung in West-Ost-Richtung von Köln über Lüdenscheid nach Kassel.

Auch wenn das Stadtrecht erst 1316 nachgewiesen ist, soll aus einer Urkunde (München, Bayrische Stadtbibliothek) hervorgehen, dass es in Radevormwald schon 1304 ein Landgericht gab ("dat gericht van Rode"). Es gebe aber keinen Hinweis auf die Existenz der Stadt Radevormwald.

Erster genannter Vorgänger des heutigen Bürgermeisters Johannes Mans soll in einer Urkunde vom 25. Februar 1327 "Godsalcus genannt Smidtt" gewesen sein.

Eine nächste Feier könnte es in zehn Jahren geben: Zum 13. Januar 1376 soll Graf Wilhelm II. von Berg der Stadt einen freien Jahrmarkt genehmigt haben - für jeweils drei Tage vor und nach Fastabend (Fastnacht).

Ältestes Haus in der Rader Innenstadt ist das Rokoko-Gartenhäuschen aus dem Jahr 1772. Es ist beim Stadtbrand 1802 nicht mit verbrannt, weil es außerhalb der Stadtmauer stand. Älteste Gebäude außerhalb der Innenstadt sind wohl die Haferkästen in den Außenortschaften.

(RP)
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