Radevormwald Rade braucht mehr Kindergartenplätze

Radevormwald · Der Rat hat beschlossen, die städtische Kindertagesstätte Sprungbrett von drei auf vier Gruppen zu erweitern. Ab August entsteht in Bergerhof als Außengruppe ein Waldkindergarten. Bedarf ist noch viel größer - auch bei den ganz Kleinen.

Es sind turbulente Tage im Fachbereich Jugend und Bildung: Die Kindergartenbedarfsplanung für 2015/2016 zeigt deutlich, dass fürs nächste Kindergartenjahr bei den Kindern von drei Jahren bis zur Schulpflicht 30 Plätze fehlen. "Der Mehrbedarf hat sich durch verstärkte Zuzüge aus Nachbarkommunen und leicht steigende Geburten ergeben", sagt Sozialdezernentin Ute Butz.

Vor allem in Bergerhof ist die Situation prekär. Dort sind viele Eltern von außerhalb ins Neubaugebiet Loh'sche Weide gezogen. Deshalb hat der Rat mit großer Mehrheit (nur die AL lehnte ab) beschlossen, die städtische Kindertagesstätte Sprungbrett von drei auf vier Gruppen zu erweitern, wobei die vierte Gruppe ab August als Außengruppe in Form eines Waldkindergartens geführt werden soll. Hierfür gibt es auch bereits Anfragen.

"Das nimmt den ersten Druck, reicht aber bei weitem nicht aus", sagt Ute Butz. Da es auch bei den ein- bis dreijährigen Kindern einen erhöhten Bedarf gibt, werden im Fachbereich zurzeit die aktuellen Zahlen zusammengefasst. Fest steht schon jetzt, dass die Stadt spätestens zum Kindergartenjahr 2016/2017 eine zusätzliche drei- bis viergruppige Einrichtung benötigt, um alle Kinder unterzubringen.

"Das ist eine besondere Steigerung, die so nicht zu erwarten war", sagt die Dezernentin. Laut Gesetz gebe es zum neuen Kindergartenjahr die Pflicht für Eltern, ihren Bedarf anzumelden, das scheinen aber viele nicht getan zu haben, so dass die Explosion der Kinderzahlen erst nach der Anmeldung auffiel. "Eltern haben zwar die Pflicht, ihren Bedarf zu melden, tun sie das aber nicht, haben sie trotzdem Anspruch auf einen Platz für ihr Kind. Das stellt uns vor Probleme", sagt Ute Butz. Deshalb nochmals ihr Appell: Eltern müssen ihren Bedarf rechtzeitig beim Jugendamt und nicht beim Träger melden, dann sei eine vernünftige Planung möglich. In den größeren Städten würden viele Kinder schon mit ihrer Geburt in einem Kindergarten angemeldet.

Ute Butz weiß, dass das Prozedere schwieriger geworden ist, da hilft es auch nicht wirklich, dass Eltern laut Gesetz ein halbes Jahr Wartezeit in Kauf nehmen müssen. "Das müssen die Eltern akzeptieren, wir versuchen aber alles, das zu verhindern", sagt sie. Wenn Eltern aus einer Nachbarstadt nach Rade ziehen, werde versucht, das Kind so lange in der alten Einrichtung zu belassen, bis ein neuer Platz gefunden wurde.

Während sich in Bergerhof die Situation verschärft hat, gab es in anderen Neubaugebieten wie Laaker Feld oder Wasserturmstraße eher Verschiebungen innerhalb des Stadtgebietes, aber keine enormen Zuzüge von außerhalb.

Zum kommenden Kindergartenjahr wird sich auch bei den Strukturen innerhalb der Kindergärten etwas verändern: Wurde bislang die Anzahl der Plätze reduziert, wenn ein behindertes Kind aufgenommen wurde, ist das künftig nicht mehr möglich. "Wir brauchen jeden Platz. Mit dem zweieinhalbfachen Betreuungssatz ist das möglich, auch wenn mehr Kinder als bislang betreut werden müssen", sagt Ute Butz.

Eine Zwischenlösung für die Kleinsten kann eine Tagesmutter sein, von denen die Stadt zurzeit auch mehr im Einsatz hat. "Aber für eine verlässliche Vollzeitbetreuung die ganze Woche über, wählen viele Eltern dann doch lieber eine institutionelle Unterbringung", sagt Ute Butz. Deshalb der Vorschlag an die Politik mit der neuen Einrichtung.

Für diese kommt die Stadt nicht als Träger in Frage. "Wir würden die Einrichtung gerne an einen freien Träger angliedern oder einen Träger finden, der neu baut. Gespräche haben wir schon mit der evangelischen Kirche geführt. Sie hat grundsätzlich Bereitschaft signalisiert", sagt Ute Butz. Vorbild ist die Arbeiterwohlfahrt mit ihrer Kindertagesstätte Lily Braun an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße.

Im Juni sollen die aktuellen Entwicklungen und Zahlen für die Kindertagesstätten in Radevormwald im Jugendhilfeausschuss besprochen werden.

(RP)
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