Radevormwald Plastiktüte verschwindet aus den Geschäften

Radevormwald · Das Umweltbewusstsein hält Einzug. Papier, Kartons und Mehrweg-Taschen lösen den Kunststoff ab.

In Radevormwald haben Einzelhändler und Filialisten unterschiedliche Möglichkeiten gefunden, sich von Plastiktüten zu verabschieden. Bei den Kunden soll so ein Umweltbewusstsein geweckt werden. Plastiktüten sollen in Deutschland nach und nach besonders geschickt aus dem Handel genommen und dem Kunden nicht mehr bei jedem Einkauf kostenfrei an die Hand gegeben werden. Dieser Plan geht auf eine gesellschaftliche Diskussion zurück, die nicht ins Leere läuft, sondern tatsächlich umgesetzt wird. Nach einer Vereinbarung zwischen Handelsvertretern und Bundesumweltministerium vom 26. April 2016 sollen Plastiktüten nicht mehr kostenfrei und wenn möglich gar nicht mehr ausgegeben werden.

Die Bergische Buchhandlung gibt Plastiktüten nur noch im Notfall und dann gegen kleine Beträge von zehn bis 30 Cent raus. Roland Preußner, Teamleiter der Buchhandlung, bemerkt bei seinen Kunden eine erhöhte Sensibilität gegenüber Plastikmüll. "Diskussionen mussten wir wegen der Änderung noch nicht führen. Wir bekommen fast nur positive Rückmeldung", sagt er. Früher wurde beinahe jedes Buch in einer Plastiktüte über die Ladentheke gereicht. Heute verschwinden die gekauften Bücher meistens in der Handtasche oder einem Leinenbeutel. Wer keine eigene Tasche dabei hat, kann einen Pfand-Beutel für einen Euro kaufen. "Wer die Tasche zurückbringt, bekommt den Euro erstattet", sagt Preußner. Plastiktüten werden nach seiner Erfahrung nur noch im Notfall, zum Beispiel bei Starkregen, gekauft.

Ähnliche Erfahrungen hat Torsten Reinbott in seinem Sportgeschäft gemacht. Sportartikel werden nicht länger kostenfrei in Plastiktüten verpackt. "Wir ermutigen unsere Kundschaft dazu, die Ware einfach unter den Arm zu klemmen oder in der Handtasche zu verstauen. Das klappt erstaunlich gut", sagt der Geschäftsführer. Wenn Plastiktüten gekauft werden, läuft das im Sportgeschäft Reinbott über Spenden. "Wir wollen den Vorwurf, dass Einzelhändler sich an der Regelung bereichern, außer Kraft setzen. Die Einnahmen, die wir über Plastiktüten generieren, spenden wir. Zum Beispiel an ,Rade Integrativ'."

In den Supermärkten in Radevormwald ist die Sicht auf Plastiktüten bisher noch kontrovers. Während es in Rewe-Märkten (an der Poststraße unter der Leitung von Samet Salam) keine Plastiktüten mehr gibt, sondern nur noch Tüten aus Papier und Kartons, verzichtet Edeka Byhahn noch nicht auf den Verkauf von Plastiktüten. Samet Salam arbeitet gerade sogar an einer Lösung, wie man die dünnen Obsttüten ersetzen und ablösen kann. "Wir stehen noch am Anfang. In Supermärkten gibt es noch viele Posten, an denen zu viel Plastik in Umlauf gebracht wird", sagt der Filialleiter.

An einem ähnlichen Punkt steht auch der Buchhandel. Roland Preußner sind eingeschweißte Hardcover ein Dorn im Auge. "Ich hoffe, dass in Zukunft mehrere Verlage auf diese unnötige Verpackung verzichten", sagt er.

Dünne Plastiktüten werden häufig in Apotheken herausgegeben. Dr. Ralph Bültmann von der Bergischen Apotheke will sich in den nächsten Monaten von Plastiktüten trennen. "Wir haben noch Restbestände, aber danach soll die Müllproduktion drastisch reduziert werden. Es wird Papiertüten für die Bio-Tonne und Leinenbeutel geben, die wir kostenpflichtig abgeben", sagt Filialleiterin Lydia Moser.

(trei)
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