Katholische Kirchengemeinde In der Osterzeit beichten mehr Menschen

Radevormwald · Die Beichte ist ein Sakrament, das immer weniger von katholischen Christen genutzt wird. In Radevormwald gehen aber immer noch regelmäßig Gläubige zur Beichte. Pfarrvikar Michael Weiler berichtet über seine Erfahrungen.

 Diese Bild haben viele Menschen vor Augen, wenn sie an die Beichte denken – ein Holzgitter mit einem nur schemenhaft sichtbaren Pfarrer dahinter.

Diese Bild haben viele Menschen vor Augen, wenn sie an die Beichte denken – ein Holzgitter mit einem nur schemenhaft sichtbaren Pfarrer dahinter.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Für Katholiken gilt die Regel: Mindestens einmal im Jahr soll man zur Beichte gehen. Traditionell tun das viele vor hohen Festtagen – zum Beispiel dem Osterfest. Doch allerorten stellen Geistliche fest, dass das Beichtsakrament immer weniger Anziehungskraft für die Gläubigen hat. Doch wie steht es in Radevormwald?

Michael Weiler, Vikar der katholischen Kirchengemeinde St. Marien, wird in dieser Woche wieder Menschen die Beichte abnehmen. Drei Mal haben die Gemeindemitglieder in den Tagen vor Ostern die Gelegenheit, gegenüber den Geistlichen ihr Gewissen zu erleichtern. „Vor Ostern und anderen Festen kommen tatsächlich mehr Menschen zur Beichte“, sagt Weiler. Das Sakrament lebt also noch. „Aber es kommen keine Massen mehr“, stellt Weiler klar. Ein fester Kreis innerhalb der Gemeinde nutze die Möglichkeit der Beichte, und es seien durchaus nicht nur ältere Menschen, die die traditionellen Bräuche treu befolgen. Der Frauenanteil ist unter den Beichtenden ein wenig höher als der der Männer, sagt der Vikar aus seiner Erfahrung.

Aus Filmen kennen auch Nicht-Katholiken die klassische Beichtsituation: Ein düsteres Holzgehäuse, ein Pfarrer hinter einem Holzgitter, dem angesichts der Taten, die ihm sein Gegenüber beichtet, die in Ehren ergrauten Haare zu Berge stehen. So dramatisch geht es freilich nur selten zu. Den Beichtstuhl gibt es freilich noch. Doch wem dies zu düster, zu unpersönlich oder beengend ist, der kann auch ein normales Beichtgespräch mit dem Pfarrer führen. „Das ist Geschmackssache“, sagt Weiler. Manchen ist der traditionelle Beichtstuhl immer noch lieber. Bei den Jüngeren ist das Beichtzimmer allerdings die erste Wahl. Was er als Geistlicher so zu hören bekommt, unterliegt natürlich dem Beichtgeheimnis, das die Kirche sehr ernst nimmt. Die Art, wie Menschen beichten habe sich aber schon geändert, meint Weiler. „Es ist meist nicht mehr so, dass die einzelnen Verfehlungen tabellarisch vorgetragen werden“, berichtet er. Vielfach sprechen Menschen über ihre Lebenssituation. Solche Gespräche können manchmal sehr lang werden – buchstäblich zu „Lebensbeichten“ werden.

„In einem Fall dauerte das Gespräch mit einem älteren Herrn so lange, dass ich um eine Unterbrechung bitten musste, weil ich noch andere Pflichten hatte“, erinnert sich Michael Weiler.

Katholische Kindern werden üblicherweise im Kommunionunterricht an das Beichtsakrament herangeführt. Als Erwachsener fragt man sich, ob Themen wie Schuld und Sünde Kindern in diesem Alter schon vermittelbar sind. Zumal in der kirchlichen Lehre die berüchtigten „Todsünden“ immer noch gelten. Diese sieben schweren Sünden, die im Kontrast zu den „lässlichen Sünden“ stehen, sind Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit. Nun hat wohl jeder Menschen schon einmal einem Laster aus dieser Liste gefrönt. Ist es da überhaupt möglich, sich mit Gott zu versöhnen?

„Ich denke, es geht da um die Haltung“, meint Michael Weiler. Eine einmalige Verfehlung sei weniger das Problem als eine zur festen Gewohnheit, zum Teil der Persönlichkeit werdenden Sünde. Für den Pfarrvikar ist die Beichte vor allem eine regelmäßig Gelegenheit, sich selber zu fragen: „Wo stehe ich eigentlich?“ Und dazu sei das Beichtsakrament, zu dem auch die vorangehende Gewissenserforschung gehört, eine gute Möglichkeit.

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