Radevormwald Paten für junge Eltern gesucht

Radevormwald · Eine Geburt bringt meist große Belastungen mit sich und stellt Mütter und Väter vor neue Aufgaben. Ein Projekt im Rahmen der "Frühen Hilfen" soll Familien Menschen zur Seite stellen, die helfen, den Alltag zu bewältigen.

Die afrikanische Weisheit "Für die Erziehung eines Kindes braucht es ein ganzes Dorf" ist Leitmotiv für das neue Projekt "Familienpaten" als Bestandteil der "Frühen Hilfen". Die Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche in Wipperfürth, die Caritas Oberberg und der Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SkFM) im Oberbergischen Kreis suchen in Radevormwald Ehrenamtliche, die junge Familien in ihrem Alltag unterstützen.

Überfordert im Alltag

Denn das im Sprichwort geforderte Dorf gibt es vielfach nicht. Großeltern wohnen zu weit weg, Freunde sind beruflich stark eingebunden, Nachbarn will man nicht fragen. "Viele junge Familien sind überfordert in Alltags- und Erziehungssituationen", sagte Ansgar Nowak, Leiter der Psychologischen Beratungsstelle, im Jugendhilfeausschuss. In Lindlar sind sieben Familienpaten seit zwei Jahren erfolgreich im Einsatz. "Jetzt suchen wir auch Ehrenamtliche in Radevormwald, die sich nicht finanziell engagieren, sondern in der persönlichen Beziehung zu den Familien", sagte Nowak.

Profitieren sollen die jungen Eltern von der Erfahrung und Lebensweisheit der Paten. Auf ihre Aufgaben werden sie durch Fortbildungen vorbereitet. Hier geht es um Themen wie Kindeswohlgefährdung oder Erste Hilfe. Außerdem treffen sich die Paten in der Gruppe alle sechs bis acht Wochen zum Gedankenaustausch. "Wir wollen die Ehrenamtlichen gut kennen und in einen qualitativen Hintergrund einbinden", sagte Nowak.

Die Paten sollen unterstützend in den Familien wirken, nicht aber als Putzhilfen eingesetzt werden. Sie sollen die jungen Eltern zum Beispiel bei Behördengängen, Arztbesuchen oder zu Mutter-Kind-Gruppen begleiten, die Freizeit mit den Kindern gestalten, sie stundenweise betreuen oder den jungen Eltern helfen, Kontakt zu anderen Eltern und Kindern zu knüpfen. "Wer ständig versorgt, betreut und erzieht, braucht mal Zeit zum Durchschnaufen", sagt Maria Potthast vom SkFM. Wenn die Überforderung Überhand nehme, könnten Kinder gefährdet sein.

Jutta Schüler, Sozialpädagogin und Sozialarbeiterin, begleitet die Familien für den SkFM in Radevormwald und sucht jetzt sowohl Paten als auch Betroffene, die Hilfe benötigen. "Ich möchte jetzt die Institutionen vor Ort einbinden, mich dort vorstellen und bekanntmachen", sagte sie. Jutta Schüler will versuchen, Brücken zu den Menschen zu bauen, Wege aus der Krise zu finden und Mut zu machen, Hilfe anzunehmen. Die Paten müssten für ihre Aufgabe belastbar und tolerant sein, außerdem verlässlich und unvoreingenommen.

(RP)
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