Verpackungsmüll Pappkartons füllen Altpapier-Tonnen

Radevormwald · Online-Bestellungen lassen die Müllmengen rasant steigen. Das Tonnenvolumen müsste eigentlich erhöht werden.

 So sieht es immer häufiger an den Abfuhrtagen auch im Radevormwalder Stadtgebiet aus.

So sieht es immer häufiger an den Abfuhrtagen auch im Radevormwalder Stadtgebiet aus.

Foto: ja/Armin Fischer ( arfi )

Die Radevormwalder haben im vergangenen Jahr durchschnittlich rund 60 Kilogramm Altpapier über die blaue Tonne entsorgt. Diese Zahl ist der aktuellen Abfuhrstatistik der auch für Radevormwald zuständigen Bergischen Wertstoff-Sammel-GmbH (BWS) zu entnehmen. Eigentlich eine gute Zahl, denn vor acht Jahren waren es noch rund sechs Kilogramm je Bürger durchschnittlich mehr. Es sind nicht nur Zeitungen oder Papiermagazine, die entsorgt werden. Der Anteil der Verpackungskartons steigt – um fünf Prozent. Oft landen die Versandkartons - so wie sie sind – in der Papiertonne, ohne zerrissen oder zusammengefaltet zu werden. Die Folge: Die Tonne ist schneller voll, obwohl weniger Mengen eingefüllt sind. Mehr Volumen, weniger Gewicht also.

Das beobachtet auch die BWS. Auch wenn dies aus der Statistik nicht im Detail zu entnehmen ist. Denn Pappe wird nicht extra ausgewertet. Andrea Theuer-Gronenborn von der BWS: „Früher waren wir von einem Verpackungsanteil von 25 Prozent ausgegangen. Heute sind es über 30 Prozent.“ Das Volumen beträgt aber zwischen 64 und 71 Prozent. Diese Zahlen gibt der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) heraus, der eine Studie für die städtischen Entsorger in Auftrag gegeben hatte, um die Zusammensetzung des Papier- und Pappeanteils untersuchen zu lassen.

In der Abfuhrstatistik wird alles unter dem Begriff Papier aufgewogen. In Radevormwald wurden im vergangenen Jahr 1267,8 Tonnen abgefahren. 2010 lag diese Zahl noch bei 1517,1 Tonnen. An der Einwohnerzahl kann das nicht gelegen haben – die Einwohnerzahl ist in den vergangenen acht Jahren nur um 567 Personen gesunken. Theuer-Gronenborn nennt einen Grund: „Es gibt weniger Printmedien und weniger Zeitschriften.“ Das Volumen aber werde trotzdem weiter benötigt. Sie empfiehlt, unbedingt die Kartons zusammenzulegen. Denn: Sonst müsste das Tonnenvolumen je Bürger erhöht werden. Das aber würde bedeuten: Die Abfallgebühren für Altpapier müssten erhöht werden.

Die Bergische Wertstoff-Sammel-GmbH mit Sitz in Engelskirchen betreut 20 Kommunen schwerpunktmäßig im Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis. Andrea Theuer-Gronenborn: „Es gibt inzwischen Kommunen, die überlegen, mehr Volumen zur Verfügung zu stellen. Und die Kosten dafür würden über den Behälteranteil in die Gebühren einfließen.“ Aber das seien nur erste Gedanken, Details dazu gebe es noch nicht.

Hier liegt nun der Knackpunkt: Laut dem Verband der kommunalen Unternehmer zahlen die Bürger aktuell doppelt für die Entsorgung von Verpackungen aus Papier und Pappe.

Die Kommunen sind verantwortlich für die Entsorgung von Zeitungen, Zeitschriften und Druckpapieren, die dualen System für die Entsorgung von Verpackungen, also die Kartonagen. Für die Entsorgung der Verpackungen zahlen die Kunden bereits mit dem Kauf der Produkte. Die Hersteller geben diesen Beitrag weiter an die dualen Systeme, die die Entsorgung der Verpackungen organisieren. Die Kosten für die Papierentsorgung teilten sich Kommunen und duales System. Der VKU vertritt nun den Standpunkt, dass die dualen Systembetreiber im Durchschnitt nur 15 bis 20 Prozent an Lizenzgebühren zahlen – viel zu wenig in Anbetracht des enorm gestiegenen Verpackungsanteils. Die VKU fordert deshalb einen viel höheren Anteil. Doch eine Abstimmung von dualen Systembetreibern und der VKU sind gescheitert. Andrea Theuer-Gronenborn: „Das ist derzeit alles sehr schwammig.“ Laut VKU soll aber weiter verhandelt werden.

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