Radevormwald "Oberste Mühle" ist jetzt Bodendenkmal

Radevormwald · Im Ülfetal hat das Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in den vergangenen Monaten geforscht. Die Gemeinde muss den Bereich in die Denkmalliste eintragen. Zurzeit gibt es in Radevormwald somit 115 Bau- und Bodendenkmäler.

 Die Einfahrt zur "Obersten Mühle" – hier lockt ein Gastronomiebetrieb in historischen Bruchsteingebäuden hungrige und durstige Wanderer und Ausflügler zu einer Rast. Hier liegt ein Bodendenkmal.

Die Einfahrt zur "Obersten Mühle" – hier lockt ein Gastronomiebetrieb in historischen Bruchsteingebäuden hungrige und durstige Wanderer und Ausflügler zu einer Rast. Hier liegt ein Bodendenkmal.

Foto: nico hertgen

Im Bereich Oberste Mühle hat das Amt für Bodendenkmalpflege ein Bodendenkmal entdeckt. Deshalb haben die Fachleute beantragt, das Denkmal in "Oberste Mühle" in die Denkmalliste der Stadt eintragen zu lassen. Der Bauausschuss erfährt Details in der Sitzung am Donnerstag, 17 Uhr, im Haus Burgstraße. Laut Denkmalschutzgesetz besteht eine Pflicht für Gemeinden, solche Denkmäler eintragen zu lassen. Einen Ermessenspielraum gibt es nicht.

Das Bodendenkmal liegt im oberen Ülfetal. Dort steht eine alte Wassermühle, die Obere Mühle oder auch Henzenmühle genannt wird. Die historischen Bruchsteingebäude werden heute als Gastronomiebetrieb genutzt. An der Ostseite unterhalb des Hanges verläuft der alte Obergraben und Mühlenteich, der heute kein Wasser mehr führt, heißt es im Bodendenkmalblatt des Landschaftsverbandes Rheinland.

Von dem Untergraben, der das Wasser der Mühle zurück in die Ülfe führte, gibt es keine Reste mehr. Der Mühlengraben wurde 340 Meter entfernt von der Ülfe abgezweigt. Von dem alten Wehr sind keine Reste mehr erhalten. Der Obergraben erweiterte sich zum Teich und erreichte nach 170 Metern den Querdamm und das Schütz, mit dem der Wasserzulauf reguliert wurde. Die Breite des Teiches beträgt acht Meter, der Graben ist 3,50 Meter breit. Der Schutzbereich umfasst den Bereich des alten Wehres mit Ableitung von der Ülfe, den Obergraben mit Teich und die ehemalige Mühle sowie den Untergraben.

Fachleute gehen davon aus, dass die Geschichte der Oberen Mühle bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann — auch wenn die Überlieferung erst im 18. Jahrhundert beginnt. "Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit", so steht es im Bodendenkmalblatt, existieren im Schutzbereich der Mühle umfangreiche Funde und Befunde im Boden, die wertvolle Informationen zu Umfang und Ausmaß über den dort stattgefundenen Mühlenbetrieb beinhalten. "Dabei ist von baulichen Hinterlassenschaften der Mühle und der Wohn- und Arbeitsgebäude auszugehen", schreiben die Fachleute. Vor allem aber der umfangreiche Obergraben und Mühlenteich mit Dämmen und Grabenbefestigungen beinhalte Informationen über Aufbau, Ausbau oder Reparaturen.

Die Fachleute glauben, dass sich im Boden, in den Gräben und Teichen Sedimentschichten finden, die ein archäologisches Archiv der Entwicklung und Geschichte der Anlage darstellen. "Eingelagerte Abfallschichten mit Pflanzenresten, zerbrochener Keramik und Geräten dokumentieren die Lebens- und Arbeitsweise der Bewohner", heißt es im Bodendenkmalblatt. In ihrer Gesamtheit würden die Funde Bodendenkmäler darstellen, weil sie das Arbeiten und Wirtschaften des Menschen, der sich die Wasserkraft als Energiequelle zunutze machte, um Getreide und andere Feldfrüchte zu mahlen, dokumentieren. Deshalb bestehe an der Unterschutzstellung auch aus sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Bei der Stadt ist man sich der enormen Bedeutung des Denkmals bewusst: Burkhard Klein, Leiter des Fachbereichs Bauverwaltung, hat die Eigentümer der betroffenen Flächen ausfindig gemacht. "Es gab keine Bedenken und negativen Reaktionen. Alle haben die Information zur Kenntnis genommen", sagte er.

Für die Eigentümer und den Gastronomiebetrieb ändert sich nichts. Nur Neubauten sind ab sofort schwierig. Radevormwald verfügt nach Angaben von Klein über einige Bodendenkmäler. Das seien vor allem Hügel als Grenz- und Schutzwälle sowie Schlackhalden, die auf die industrielle Nutzung hindeuten. Auch der Obergraben in Vogelsmühle ist ein Bodendenkmal.

Klein arbeitet seit 1996 im Bauamt. Seitdem wurden drei Denkmäler eingetragen: die Eisenbahnstrecke, die katholische Kirche St. Gangolf in Bergerhof und einige Gartenbereiche in Oberkarthausen. "Das Denkmal in Oberste Mühle ist etwas sehr Besonderes. Durch den Eintrag in die Denkmalliste verhindern wir, dass Funde einfach weggebaggert werden können", sagte Klein.

(RP)
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