Oberbergischer Kreis will Modellregion werden Hoffnung ruht auf dem „Tübinger Modell“

Radevormwald/Hückeswagen · Erste Reaktionen auf den Vorstoß der bergischen Kommunen zum Thema Corona-Modellregionen sind positiv. Die FDP-Kreistagsfraktion unterstützt die Bewerbung vorbehaltlos. Der Radevormwalder SPD-Landtagsabgeordneter Sven Wolf ist der Meinung, dass die Öffnungen rascher umgesetzt werden könnten.

 Dieser SARS-CoV-2-Antigentest ist negativ – nach dem „Tübinger Modell“ wäre dies das Ticket zu Läden und Gastronomie. 

Dieser SARS-CoV-2-Antigentest ist negativ – nach dem „Tübinger Modell“ wäre dies das Ticket zu Läden und Gastronomie. 

Foto: dpa/Britta Pedersen

Die Ankündigung von Landrat Jochen Hagt (CDU), dass der Oberbergische Kreis sich als Modellregion für Corona-Lockerungen bewerben wird, stößt auf unterschiedliche Reaktionen. Erfreut zeigt sich die FDP-Kreistagsfraktion: „Der Oberbergische Kreis hat somit die Chance, den Alltag der Oberberger unter klaren Rahmenbedingungen zu normalisieren. Mit Verweis auf das Tübinger Modell begrüßen wir Liberale ausdrücklich diese Chance, durch neue Möglichkeiten die Pandemie zu bewältigen“, erklärt Ina Albowitz-Freytag, die Kreisvorsitzende der Liberalen. Der Kreis biete als Flächenkommune optimale Möglichkeit Kenntnisse für die ländlichen Regionen zu gewinnen. „Durch diese Möglichkeit gewinnen wir gleich mehrfach. Auch dem Einzelhandel, der Gastronomie, der Kultur und weiteren Soloselbstständigen bietet dies einen Lichtstreif am Horizont“, erklärt Albowitz-Freytag. Daher appeliere sie an alle Bundes- und Landtagsabgeordneten der oberbergischen Region, sich für diesen Vorstoß einzusetzen: „Lassen Sie uns gemeinsam an einem Strang ziehen, für die Oberbergerinnen und Oberberger.“

Der SPD-Landtagsabgeordnete für Radevormwald, Sven Wolf, steht den Bewerbungen der bergischen Kommunen – darunter auch des Bergischen Städtedreiecks Remscheid-Solingen-Wuppertal – durchaus positiv gegenüber. Auch er nennt das „Tübinger Modell“ als Vorbild. In der Universitätsstadt in Baden-Württemberg sind Geschäfte und Gastronomie aktuell geöffnet. Möglich macht dies eine umfassende Teststrategie in der Stadt: Nur Bürger, die einen tagesaktuellen negativen Corona-Test vorweisen können, dürften Läden, Gaststätten etc. besuchen.

„Genau das ist bereits seit Wochen der Vorschlag der SPD-Landtagsfraktion, den wir in Düsseldorf gemeinsam mit Wissenschaftlern erarbeitet haben“, erklärt Sven Wolf. „Allerdings ist es für uns nicht nachvollziehbar, dass die Landesregierung diesen Weg nur für ausgewählte Modellkommunen gehen will. Vielmehr sollte das Land jetzt allen Kommunen und Regionen diesen Weg ermöglichen und nicht nach unklaren Kriterien nur einzelne auswählen.“

Leider dränge sich auch hier der parteipolitische Eindruck auf, dass die Landesregierung einmal mehr mit zweierlei Maß messe. „Das ist ungerecht und, schlimmer noch, sogar kontraproduktiv. Denn bei diesem Vorgehen werden wir mit enormen Verkehrsflüssen rechnen müssen“, meint der SPD-Politiker. „Viele Menschen werden sich in wenigen Städten ,knubbeln’. Und das wäre auch kein Wunder: Wer wünscht sich denn nicht den Besuch des Theaters, eines Konzerts oder das Abendessen im Restaurant?

Anstelle von ausgewählten Modellkommunen fordern die Sozialdemokraten daher „einen landesweiten Roll-out für eine funktionierende Test-Infrastruktur, um das öffentliche Leben im gesamten Land wieder möglich zu machen.“

Es sei jetzt an der Landesregierung, endlich flächendeckend für die nötigen Voraussetzungen zu sorgen, bekräftigt der Abgeordnete für Radevormwald. „Aber nicht nur für ein paar Modellkommunen, sondern umgehend für das gesamte Land.“

(s-g)
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