Hausarztmangel auf dem Land Bundesgesundheitsminister macht sich ein Bild

Oberberg · Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich bei seinem Besuch der Akademie Gesundheitswirtschaft und Senioren (AGewiS) über Herausforderungen und Zukunft der gesundheitlichen Versorgung im Oberbergischen Kreis informiert.

 Im Austausch über die medizinische Versorgung: Carsten Brodesser, MdL (2.v.l.) und Gesundheitsminister Jens Spahn (3.v.l.).

Im Austausch über die medizinische Versorgung: Carsten Brodesser, MdL (2.v.l.) und Gesundheitsminister Jens Spahn (3.v.l.).

Foto: OBK

(s-g) Am gemeinsamen Fachgespräch beteiligten sich Vertreter des Kreises vieler politischer Ebenen: Carsten Brodesser als Mitglied des Bundestages, Peter Biesenbach und Bodo Löttgen als Landtagsmitglieder sowie der stellvertretende Landrat Friedrich Wilke, wie der Kreis mitteilt.

Landrat Jochen Hagt stellte Gesundheitsminister Spahn Strategien und Projekte des Gesundheitsmanagements vor. Insbesondere die Angebote an Ausbildung, Weiterbildung und Studium der AGewiS in der Altenpflege und im Bereich des Rettungsdienstes prägten die Akademie als innovative Bildungseinrichtung. „Davon profitieren die vielen überwiegend jungen Fachkräfte, die sich hier qualifizieren lassen. Wir haben erkannt, dass der drohende Pflegenotstand gerade in ländlich geprägten Regionen eine Herausforderung darstellt“, sagte Hagt.

Um Versorgungslücken zu schließen und insbesondere Unter- und Fehlversorgung zu vermeiden, habe der Oberbergische Kreis das Projekt Oberberg – FAIRsorgt beantragt. Hagt sehe in dem Projekt eine große Chance, die Lebensqualität pflegebedürftiger Senioren zu verbessern und effektivere Beratung und Unterstützung zu ermöglichen. So organisiere und steuere der Oberbergische Kreis die Versorgung seiner Bürger in Zusammenarbeit mit den Kommunen.

Mit Oberberg – FAIRsorgt solle auch die Digitalisierung vorangebracht werden, alle Partner würden technisch vernetzt. „Vorhandene Lücken werden geschlossen und das perspektivisch überforderte System wird entlastet, um den Bedürftigen optimale Versorgungsdienstleistungen anbieten zu können“, sagte Gesundheitsdezernent Ralf Schmallenbach. Mit Hilfe des Projekts werde der Oberbergische Kreis auch für ärztlichen und pflegerischen Nachwuchs attraktiver. „Der Oberbergische Kreis möchte seine Angebote an junge Mediziner verbessern, um dem drohenden Landärzte-Mangel entgegenzuwirken“, sagte Hagt.

So richte sich der Oberbergische Kreis aktuell mit einer Befragung zur landesweit geplanten Landarztquote an alle, die Medizin studieren möchten. Die Landarztquote und mehr Medizinstudienplätze könnten helfen die Lücken in der ärztlichen Versorgung zu reduzieren. Weitere Aktivitäten seien mit regionalen Partnern wie der Kassenärztlichen Vereinigung geplant.

Landrat Hagt nutzte den Ministerbesuch auch, um auf den steigenden Bedarf an Telemedizin hinzuweisen. Der Lindlarer Hausarzt Thomas Aßmann hat bereits ein Konzept für eine Tele-Notfallpflege entwickelt, das bei Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf großes Interesse stößt. „Es ist jetzt an uns, dafür auch vernünftige Abrechnungsmöglichkeiten zu schaffen“, sagte der Minister.

Angesichts der Herausforderungen bei Gesundheit, Alter und Pflege, zeigte sich Spahn beeindruckt. Auch die AGewiS bezeichnete Spahn als „deutschlandweit wohl ziemlich einmalig.“ Mit Blick auf den drohenden Ärztemangel sagte Spahn, dass er die Kassenärztliche Vereinigung in die Pflicht nehmen will: „Wenn eine Region dauerhaft unterversorgt ist, müssen medizinische Versorgungseinrichtungen oder mobile Angebote aufgebaut werden.“

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