Nagetiere in Radevormwald Wer Nutrias füttert, lockt auch Ratten an

Radevormwald · Viele Menschen möchten die possierlichen Nagetiere am Börkel-Teich sehen. Doch manche beginnen, sie mit Brot zu füttern. Das jedoch kann wiederum schlimme Folgen für die Tiere und das Gewässer haben, warnt Dietmar Fennel.

 Nutrias wurden in Europa zunächst in Pelzfarmen gehalten. Vor rund 100 Jahren büxten einige Exemplare aus. Inzwischen haben sie sich an Flüssen und Stillgewässern stark vermehrt.

Nutrias wurden in Europa zunächst in Pelzfarmen gehalten. Vor rund 100 Jahren büxten einige Exemplare aus. Inzwischen haben sie sich an Flüssen und Stillgewässern stark vermehrt.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Am Börkel-Teich in der Nähe des Kommunalfriedhofs haben sich Nutrias angesiedelt - unsere Redaktion hat darüber berichtet, nachdem einem Spaziergänger die großen Nagetiere aufgefallen waren. Viele Bürger haben sich mittlerweile die ursprünglich aus Südamerika stammenden Tiere angesehen, doch leider lassen es manche nicht damit bewenden, die Tiere in ihrem neuen Lebensraum zu beobachten. Dietmar Fennel, Vorsitzender des Bergischen Naturschutzvereins (RBN) und ausgewiesener Kenner der heimischen Fauna, muss nun feststellen, dass sich die Situation für die Nutrias und den Teich „sehr negativ“ entwickelt. „Viele Personen kommen, um die Nutrias zu fotografieren, das ist weder schlimm noch tragisch“, berichtet er. „Leider bringen jetzt viele Personen Brot mit, um die Nutrias zu füttern. Das sollte unbedingt unterlassen werden.“

Nun werden sich manche Bürger fragen, was daran schlimm sein soll, die possierlichen Tiere zu füttern. Doch hier kann Tierliebe tatsächlich verhängnisvoll werden. „Wenn in diesen Mengen weiterhin Brot dort ausgebracht wird, wird der Teich biologisch ,umkippen“, warnt Dietmar Fennel. „Außerdem werden durch die übermäßige Fütterung Wanderratten angelockt.“ Diese Ratten sind nicht nur für viele Menschen abstoßend, sie vermehren sich auch stark und übertragen gefährliche Krankheiten.

 Dietmar Fennel bittet die Menschen, die Nutrias nicht zu füttern.

Dietmar Fennel bittet die Menschen, die Nutrias nicht zu füttern.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Damit sich an Ort und Stelle, unmittelbar neben dem Kommunalfriedhof, somit keine Rattenplage entwickelt, müssten dann möglicherweise Giftmittel eingesetzt werden. Und diesen, befürchtet der Naturkenner, könnten dann auch die jungen Nutrias zum Opfer fallen. Fazit: Wer die Nutrias jetzt füttert, der tut ihnen nichts Gutes, sondern bringt sie in große Gefahr.

„Außerdem“, warnt Dietmar Fennel, „ist die Brotfütterung für die Nutrias nicht natürlich und kann auch die Nutrias schädigen, die im Umfeld des Teiches genügend Grünfutter finden.“ Ihm wäre es am liebsten, wenn das Brotfüttern rund um den Börkel-Teich sofort eingestellt und verboten wäre.

In vielen Parkanlagen in Nordrhein-Westfalen ist die Tierfütterung ein Problem, das auch von Naturschutzvereinen regelmäßig zur Sprache gebracht wird. Für manche Menschen ist es fast ein Hobby, Enten und andere Tiere an Parkteichen zu füttern. Da sich die Vögel sofort auf die Brotstücke stürzen, entsteht bei den Menschen der Eindruck, sie würden den Tieren etwas Gutes tun. Doch Naturschützer warnen: Enten und andere Tiere mit Brot zu füttern, ist quasi dasselbe, als würde man einen Menschen mit ungesundem Fastfood zwangsernähren – es senkt die Lebenserwartung massiv und ist in keiner Weise natürlich. Das „Umkippen“ eines Gewässers droht bei starker Befütterung der Tiere, wenn Brotbrocken und Kot dazu führen, dass das Wasser mit zusätzlichen Nährstoffen angereichert wird. Auf diese Weise kommt es zur verstärkten Bildung von frei schwimmenden Algen. Dieser Algenteppich verhindert schließlich das Vordringen des Sonnenlichtes in die tieferen Uferbereiche, und nach und nach erhalten die Unterwasserpflanzen nicht mehr genug Licht für die Photosynthese. Sie sterben ab. Und mit ihnen oft das ganze Gewässer – eine ökologische Katastrophe im Kleinen.

Daher der Rat der Radevormwalder Naturfreunde: Spaziergänger sollen sich unbedingt damit begnügen, die Nagetiere einfach nur zu beobachten. Wer meint, er muss Mutter Natur durch das Füttern und mit anderen Aktionen auf die Sprünge helfen, der richtet meistens nur Schaden an.

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