Neues Baugebiet in Radevormwald Karthausen – nur Wohnen für Reiche?

Karthausen · Die SPD-Fraktion kritisiert, dass Grundstücke in Karthausen nun größere Zuschnitte bekommen. Damit werde für manche Familien die Chance vertan, im Grünen zu bauen. Die Stadt argumentiert, es gebe für kleine Parzellen kaum Nachfrage.

 Die Schilder für die Vermarktung des Baugebietes sind bereits seit langem auf der Fläche in Karthausen zu sehen. So mancher wird allerdings den Traum vom Wohnen im Grünen aufgeben müssen.

Die Schilder für die Vermarktung des Baugebietes sind bereits seit langem auf der Fläche in Karthausen zu sehen. So mancher wird allerdings den Traum vom Wohnen im Grünen aufgeben müssen.

Foto: Joachim Rüttgen

Es war lange ruhig um das geplante Baugebiet Karthausen. Hatten manche Fraktionen im Vorfeld das Vorhaben entschieden abgelehnt, so schien sich nach dem Mehrheitsbeschluss im Rat allmählich auch unter den Gegnern der neuen Siedlung eine resignierte Akzeptanz breit zu machen. Nun allerdings kommt angesichts neuer Entwicklungen deutliche Kritik von den Sozialdemokraten im Rat.

Der Hintergrund: Die Verwaltung hat beschlossen, den Zuschnitt der Baugrundstücke zu ändern. „Die Parzellen sind in einem bestimmten Bereich größer geworden“, erläutert Burkhard Klein, Leiter der Ämter für Stadtplanung und Bauaufsicht bei der Stadt. So seien beispielsweise aus ursprünglich vier Parzellen drei Grundstücke geworden, aus drei wurden zwei und so fort. Natürlich sind die Flächen damit auch teurer geworden.

Und hier setzt die Kritik der SPD-Fraktion an. Deren Vorsitzender Dietmar Stark befürchtet, dass das Baugebiet sich nun genau so entwickelt, wie die SPD es nicht wollte: „Wir verpassen auf diese Weise eine große Chance. Ursprünglich sollten in Karthausen auch andere Formen von Eigentum einen Platz finden.“ Nun jedoch drohe aus dem hoffnungsvollen Projekt wieder eine jener Siedlungen zu werden, in denen gut Betuchte sich große Flächen an Eigentum sichern, während das Wohnen im Grünen den anderen versagt bleibt.

Freilich hat die Entwicklung auch damit zu tun, dass das Bauen seit Beginn der Planung des Gebietes viel teurer geworden ist. Wer jeden Cent umdreht, muss den Traum vom Eigenheim daher vermutlich aufgeben. Und so hatte die Stadt, um die Vermarktung der Flächen nicht zu gefährden, einen neuen Weg eingeschlagen – schließlich kalkuliert man im Rathaus mit den hohen Einnahmen aus dem Grundstücksverkauf.

„Diese klassische Form der Vermarktung tut unserer Stadt nicht gut“, ist Dietmar Stark überzeugt. „Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, in denen junge Familien sich Eigentum leisten können.“ Das große Einfamilienhaus mit üppiger Fläche drum herum sei kein Modell mehr für alle. Warum solle es nicht möglich sein, auf kleiner Fläche ein kleines Haus zu bauen?

Fachbereichsleiter Burkhard Klein ist skeptisch, was das Interesse an den kleinen Flächen angeht – zumindest nach den Erfahrungen, die man bei der aktuellen Vermarktung von Karthausen mache. „Den Bewerbern waren die Grundstücke zu klein“, erklärt er. Was den Schluss zulässt: Wer nur das Geld für ein kleines Grundstück hat, kann angesichts der herrschenden Preise erst einmal gar nicht ans Bauen denken. Der erste Bauabschnitt von Karthausen ist, wie der Grundstücksaufteilungsplan zeigt, in mehrere Bereiche aufgeteilt. So liegen nördlich Flächen für Mehrfamilienhäuser, von denen der größte Teil bereits vergeben ist.

Ebenfalls schon fast vollständig vergeben sind die kleineren Parzellen im südlichen Bereich. In der Mitte des Baugebietes befinden sich die meisten jener Grundstücke, deren Zuschnitt nun vergrößert wurde. Außerdem gibt es noch zwei Parzellen für Mehrgenerationenwohnen, hier ist bislang ein Grundstück vergeben.

Die Radevormwalder SPD hatte in den vergangenen Jahren wiederholt dafür plädiert, in der Stadt auch neue Baugrundstücke für Menschen mit kleinerem Geldbeutel zu schaffen. Auch hatten Dietmar Stark und die anderen sozialdemokratischen Ratsmitglieder gewarnt, dass das Auslaufen der Sozialbindung vieler Wohnungen das Problem verschärfen werde.

Zwei weitere Bauabschnitte für Karthausen sind theoretisch möglich, die Umsetzung des zweiten gilt als sehr wahrscheinlich. Bei dessen Vorbereitung, kündigt der SPD-Fraktionschef Dietmar Stark an, werde seine Fraktion in der politischen Debatte Wert darauf legen, dass nicht nur Wohlhabende ihren Traum vom Eigenheim auf dem Land verwirklichen können.

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