Bis 2005 wurde in Radevormwald sehr wenig gebaut Neubaunachfrage steigt, Einwohnerzahl sinkt

Radevormwald · Die Wohnraumbedarfsanalyse für Radevormwald zeigt, dass bis 2030 viel Leerstand entsteht. Eine Expertin bezeichnet den Wohnungsbestand als „alt“. Die Kaufpreise für Immobilien indes seien relativ hoch.

 Ein Blick auf Nordstadt von der Martinikirche.

Ein Blick auf Nordstadt von der Martinikirche.

Foto: Dörner, Hans (hdo)

Petra Heising hat die regionale Wohnraumbedarfsanalyse für den Oberbergischen Kreis auf Radevormwald konkretisiert und eine Sonderauswertung für die Stadt aus der Höhe gemacht. Die Mitarbeiterin des Empirica-Institutes aus Bonn präsentierte die Ergebnisse im Ausschuss für Stadtentwicklung. Die Volkswirtin stellte sich den Fragen, die den Ausschuss und die Stadtplaner der Stadt beschäftigen: Wer lebt in Radevormwald, wie viele Haushalte gibt es, was brauchen wir in Zukunft und wie wollen die Menschen im Bergischen Land wohnen?

Die Ist-Entwicklung zeigt, dass in Rade in den vergangenen Jahren Arbeitsplätze entstanden sind, die Einwohnerentwicklung aber trotzdem unterdurchschnittlich ist. Von 2001 bis 2005 sind zum Beispiel viele Familien in Nachbarstädte, wie Hückeswagen und Wipperfürth, abgewandert. Von 2011 bis 2014 verzeichnet die Stadt Zuzüge von jungen Familien aus den größeren Nachbarstädten wie Wuppertal und Remscheid. „Gründe für die Ab- und Zuwanderung ist unter anderem die Bauintensität der Städte. Bis 2005 wurde in Rade sehr wenig gebaut, in den Nachbarstädten aber mehr“, sagt Petra Heising. Der Zuzug in den späteren Jahren kann auf eine höhere Bauintensität und höhere Miet- und Kaufpreise in den Ballungsräumen zurückgeführt werden.

Der Wohnungsbestand in Radevormwald wird in der Studie insgesamt als alt bewertet. Die Kaufpreise für Immobilien sind in der Stadt relativ hoch und steigen mit dem Anstieg der Neubaunachfrage.

Die Modellrechnung von Petra Heising zeigt, dass der Bedarf an Neubauten 2020 gestillt seien wird. „Die Kinder der Babyboomer werden in den nächsten Jahren sesshaft und bauen ihr Haus. Danach wird die Nachfrage sinken, weil diese Generation deutlich weniger Kinder bekommt“, prognostiziert sie. Grundsätzlich ziehen Menschen über 40 nur noch selten um, junge Menschen ziehen für ihre Ausbildung meistens weg. Diese Abwanderung sei auch nicht aufzuhalten.

Interessant findet Petra Heising die Zukunft der Häuser, die heute von Ehepaaren im Alter von Mitte 50 oder 60 bewohnt werden. „Diese Häuser werden in den nächsten Jahrzehnten frei. Schon heute wird dieser Raum nur noch von Ehepaaren bewohnt, weil die Kinder bereits ausgezogen sind. Das Leerstandsrisiko ist absehbar und man muss eine Lösung für diesen alten Wohnraum finden. Dafür braucht man Vermarktungskonzepte“, sagt sie. Die heutige Leerstandsquote liegt bei 4,5 Prozent. Im schlimmsten Fall kann diese Quote in den nächsten zehn Jahren auf 18 Prozent ansteigen.

„Der Kaufpreis ist hoch, das Leerstandsrisiko steigt, und das gilt auch für die Neubaunachfrage, weil der Wohnraum der da ist, nicht den Ansprüchen von jungen Familien gerecht wird. Man muss sich deswegen der Frage stellen, wie man alte Immobilien vermarkten und wieder attraktiv machen kann. Es geht um Wiedernutzung.“

Die absehbare Entwicklung kann die Stadt nur bedingt beeinflussen. Es geht um die Entwicklung und Erschließung von Neubaugebieten sowie die Stadt für junge Familien attraktiv zu machen, denn das ist die Generation, die überhaupt mobil ist und umziehen möchte.

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