Die Fische sollen wieder heimisch werden 8000 neue Junglachse in der Wupper

Radevormwald · Mitglieder des Bergischen Fischereivereins, in dem sich auch Rader engagieren, haben Jungfische in die Wupper bei Beyenburg ausgesetzt. Sie sollen sich zur Nordsee aufmachen, um hoffentlich einmal zurückzukehren.

 Georg Wulf (links, Wupperverband), Helmut Wuttke (BFV) und Heike Oberlüneschloss (Stadt Wuppertal) beim Aussetzen der ersten Lachse in die Wupper.

Georg Wulf (links, Wupperverband), Helmut Wuttke (BFV) und Heike Oberlüneschloss (Stadt Wuppertal) beim Aussetzen der ersten Lachse in die Wupper.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Ein Gewimmel kleiner grauschwarzer Fischerleiber herrscht in dem Behälter, der ans Ufer der Wupper gefahren worden ist. Es ist 8.30 Uhr, über der Ortschaft Beyenburg strahlt bereits die Sonne, doch die Hitze ist noch erträglich. Helmut Wuttke und Michael Pannek kommen dennoch rasch ins Schwitzen. Mit einem Handnetz heben sie einen Teil der kleinen Lachse in eine weiße Kunststoffwanne, die sie vorher mit ausreichend Wasser befüllt haben. Es ist die erste Reisegruppe, die ihren Weg in die Wupper und hoffentlich weit darüber hinaus machen wird.

Rund 8000 Junglachse werden an diesem Freitagvormittag in den Fluss gesetzt. Ihre Kinderstube war das Bruthaus des Bergischen Fischerei-Vereins 1889 (BFV) Wuppertal, der zur Fischereigenossenschaft Mittlere Wupper gehört. „Sie sind jetzt in sogenannter Smörtgröße, also etwa zehn Zentimeter lang“, sagt der Vorsitzende des Vereins, Andreas Karl aus Radevormwald. Aus dem Bruthaus des BFV kommen in diesem Jahr etwa die Hälfte des Gesamtbesatzes an Lachsen, hinzu kommen 100.000 Exemplare aus dem Lachszentrum Hasper Talsperre.

Georg Wulf, Vorstand des Wupperverbandes ist ebenso zu diesem Termin gekommen wir Heike Obenlüneschloss von der Naturbehörde der Stadt Wuppertal. Fußgänger bleiben auf der Brücke über die Wupper stehen und sehen zu, wie die Fische ausgesetzt werden.

Einst war der Lachs in der Wupper häufig. Dann, als der Fluss durch die Entwicklung der Industrie im 19. und 20. Jahrhunderts stark verschmutzt wurde, zogen sich die Lachse zurück. Nun jedoch ist die Wupper wieder ein Fluss, der gute Bedingungen für Fische bietet. Seit einigen Jahrzehnten bemühen sich der Wupperverband, die Anrainerstädte und nicht zuletzt viele ehrenamtliche Naturfreunde, den Lachs und auch die Meerforelle wieder in der Wupper heimisch zu machen. Die Erfolge sind ermutigend.

Helmut Wuttke, Michael Pannek und Reinhard Przigode, allesamt Mitglieder des BFV, sind nun mit dem zweiten Behälter zum Ufer unterwegs. Sie stiefeln ins Wasser, gehen ein Stück stromaufwärts, in Richtung des Stausees, wo sich die Fischtreppe befindet, die vor einigen Jahren eingeweiht wurde und den Tieren ermöglichst, die Barriere des Stauwehrs zu überwinden.

„Im Herbst fahren wir den Fluss ab und entnehmen dem Fluss Elterntiere“, erläutert Andreas Karl. Der Laich wird abgestreift und befruchtet. Die erwachsenen Lachse kommen nach einer Zeit der Erholung wieder in den Fluss. In den vier Becken des Bruthauses an der Öden Schlenke werden die Baby-Lachse dann aufgezogen. „Wir machen das alles ehrenamtlich“, betont der Mann aus Rade.

Die Sonne ist inzwischen höher gestiegen und es wird sehr warm. „Die Hitze, die im Augenblick herrscht, ist für die Fische in den Flüssen nicht ungefährlich“, sagt Reinhard Przigode. „Aber hier in unserer Region sind die Verhältnisse noch erträglich, weil die Talsperren Wasser liefern.“

 Die Junglachse wurden im Bruthaus des Bergischen Fischerei-Vereins aufgezogen.

Die Junglachse wurden im Bruthaus des Bergischen Fischerei-Vereins aufgezogen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Mit schwungvollen Würfen verteilen die Naturfreunde die Fische auf die Wasserfläche, im Sonnenlicht glänzen die kleinen Lachse kurz auf, bevor sie in der Wupper verschwinden. Ihre Reise hat begonnen. Bis zum nächsten Frühjahr werden sie in ihrem Heimatfluss bleiben. Dann brechen sie auf zum Rhein und schließlich in die Nordsee. Eines Tages werden sie hoffentlich in die Wupper zurückkehren, um dort zu laichen. Doch Helmut Wuttke schätzt die Chancen realistisch ein: „Nur 0,1 bis ein Prozent werden zurückkommen.“ Trotzdem lohnt sich der Einsatz, um eine Art wieder heimisch zu machen.

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