Radevormwald Nach Brand schlägt Spürhund sechsmal an

Radevormwald · Zwei Brandermittler der Polizei, ein Sachverständiger, ein Versicherungsvertreter, einige Mitarbeiter und ein Hundeführer mit zwei Tieren trafen sich gestern an der Brandruine der Schreinerei Starker.

 Juka hat die Arbeit erfolgreich beendet: Diensthundeführer Ralph Busse ist zufrieden und hat das Tier entsprechend belohnt.

Juka hat die Arbeit erfolgreich beendet: Diensthundeführer Ralph Busse ist zufrieden und hat das Tier entsprechend belohnt.

Foto: jürgen moll

Kaum hat Juka die ausgebrannten Verwaltungs- und Produktionsgebäude der Schreinerei Starker an der Robert-Bosch-Straße betreten, geht die Spurensuche los. Mit dem feinen Riechorgan kann der sechsjährige belgische Schäferhund 300 Mal pro Minute ein- und ausatmen, um Gerüche aufzunehmen. Konditioniert ist das Tier auf Brandbeschleuniger.

Radevormwald: Nach Brand schlägt Spürhund sechsmal an
Foto: kollmann

Um die Ursache für den Großbrand in der Schreinerei in der Nacht zu Montag (Schaden: fünf Millionen Euro) herauszufinden, hatte die Landesleitstelle der Polizei Brandermittlungsspürhunde aus Schloss Holte-Stukenbrock angefordert. In NRW gibt es zwei Diensthundeführer mit jeweils zwei Tieren, die bei Brandbeschleunigern anschlagen. "Sie bellen nicht, sondern werden passiv und legen sich hin", erklärte Polizeipressesprecherin Monika Treutler.

Radevormwald: Nach Brand schlägt Spürhund sechsmal an
Foto: kollmann

In der Schreinerei, in der das Feuer stundenlang gewütet und fast alles vernichtet hat, schlug Juka gestern sechsmal an. "Unsere Brandermittler Frank Jäger und Jörg Braun markieren diese Stellen, nehmen Proben und schicken sie ans Landeskriminalamt zur Analyse. Außerdem fertigen sie Fotos an", sagte Treutler. Bis Ergebnisse vorliegen, könne es bis zu zwei Wochen dauern. Auch die Feuerwehr wurde von der Polizei nochmals zum Brandort gebeten, um über die Drehleiter Fotos von oben zu machen.

Radevormwald: Nach Brand schlägt Spürhund sechsmal an
Foto: jürgen moll

Nach dem Einsatz erhielt Juka eine Belohnung und durfte sich ausruhen, denn die Spurensuche ist Schwerstarbeit. "Der Hund kann maximal 20 Minuten arbeiten, braucht dann 20 Minuten Pause, um erneut loszulaufen", sagte Polizeihauptkommissar Ralph Busse, Diensthundeführer von der Landespolizei. Zur Not hatte er gestern einen zweiten Hund im Wagen: Kodo, einen achtjährigen belgischen Schäferhund, ebenfalls aus der Zucht in Stukenbrock. Die hohe Atemfrequenz des Hundes bei der Spurensuche sorge dafür, dass das Tier einen Marathon laufe.

Radevormwald: Nach Brand schlägt Spürhund sechsmal an
Foto: moll

Dass Juka gestern sechsmal angeschlagen hat, will Busse nicht überbewerten. "Immerhin ist das eine Schreinerei. Da gibt es viele Gerüche nach Lack und Farben", sagte er. Auch Treutler ist vorsichtig: Dass der Spürhund etwas gefunden habe, heiße nicht, dass Brandbeschleuniger tatsächlich zum Einsatz kamen und es sich um Brandstiftung handelt. "Es könnte aber ein Indiz und ein Puzzleteil bei der Suche nach der Ursache sein", sagte die Pressesprecherin. Es sei jedenfalls ein völlig normaler Vorgang, dass nach einem Großbrand Spürhunde eingesetzt werden.

Gespannt verfolgte Betriebsleiter Gerd Schlegel das Geschehen in der Brandruine. "Wir wollen gerne ein Ergebnis haben. Davon ist abhängig, ob wir weiter agieren können", sagte er. Man wolle so schnell wie möglich die betroffenen Kunden informieren. "Wenn die Versicherung mit im Boot ist, machen wir auf jeden Fall weiter", kündigte Schlegel gestern an.

Monika Treutler berichtete, dass bei der Ursachenforschung auch die Mitarbeiter des Unternehmens befragt werden, außerdem mögliche Anwohner und andere Zeugen. "Brandermittlung nach so einem großen Feuer ist eine langwierige Sache. Da es aber um einen Schaden von fünf Millionen Euro geht, müssen wir vernünftig ermitteln", sagte sie. Immerhin gehe es langfristig um die Zahlung der Versicherung und die Zukunft der Mitarbeiter und deren Arbeitsplätze.

(RP)
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