Radevormwald Nach 50 Jahren im Krankenhaus in Ruhestand verabschiedet

Radevormwald · Seit ihrem 15. Lebensjahr hat Hannelore Viebranz im Radevormwalder Krankenhaus gearbeitet, zuerst über Jahrzehnte bei den Johannitern und zuletzt fast vier Jahre bei der Sana AG. Gestern verabschiedete sie sich nach 50 Jahren von ihren Arbeitskollegen und einigen Patienten, um ihren Ruhestand zu genießen.

 Hannelore Viebranz (rechts) verabschiedete sich von Patientin Lieselotte Ronge (96) und Mitarbeitervertrterin Dr. Nele Bendick.

Hannelore Viebranz (rechts) verabschiedete sich von Patientin Lieselotte Ronge (96) und Mitarbeitervertrterin Dr. Nele Bendick.

Foto: Jürgen Moll

Obwohl der Abschied schwer fiel, ist die 65-Jährige froh, jetzt in Rente gehen zu können. "Die letzten Jahre waren anstrengend", sagt sie. Obwohl ihre Eltern ihr von einem Beruf im Krankenhaus wegen der hohen Belastung abrieten, trat Hannelore Viebranz ihren ersten Tag im Krankenhaus mit großer Vorfreude an. "Die ersten Jahre habe ich als Kellermädchen gearbeitet. Ich habe geputzt und die Wäsche gewaschen. Damals habe ich 127 Mark und zehn Pfennige verdient." 1970 absolvierte sie die Ausbildung zur Schwesternhelferin in Wuppertal, um im Rader Krankenhaus zuerst auf der Station 2 weiterzuarbeiten. Den größten Teil ihrer Arbeitszeit verbrachte sie allerdings auf Station 3. "Seit Gründung der Station bin ich hier und geblieben", sagt Hannelore Viebranz. Mit viel Geduld und der Liebe zu den Menschen hat sie die 50 Jahre hinter sich gebracht. "Natürlich gab es helle und dunkle Tage, aber eigentlich habe ich meine Arbeit gerne gemacht", sagt sie.

Für Dr. Nele Bendick, Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, war die Verabschiedung von Hannelore Viebranz eine Ausnahmesituation. "Obwohl wir viele langjährige Mitarbeiter haben, kenne ich niemanden, der 50 Jahre ohne Unterbrechung hier gearbeitet hat", sagt Bendick. "Pflege gehört zu den härtesten Berufen, die ich kenne. Mit Kondition und Tatkräftigkeit hat Hannelore Viebranz uns unterstützt."

Neben dem Tagesgeschäft sind der Neu-Rentnerin besonders die vielen Nachtschichten in Erinnerung geblieben, die sie oft gemeinsam mit Lothar Wolter und Marlies Siebert verbracht hat. "Mit diesen Kollegen habe ich so viel erlebt. Zum Beispiel eine Bombendrohung. Damals ist ein Anruf im Krankenhaus eingegangen. Wir standen alle unter Schock." Am Tag des Zugunglücks im Mai 1971 hatte sie keinen Dienst. "Am nächsten Tag hat mich das Unglück im Krankenhaus aber natürlich eingeholt. Die Trauer war groß, aber es gab natürlich auch sehr viel für uns zu tun."

Die Nachtschichten und das frühe Aufstehen wird Hannelore Viebranz nicht vermissen. Wie sie ihren Alltag neu gestaltet, weiß sie aber noch nicht. Ihre Station und das Sana Krankenhaus wollen ihr den Start in den Ruhestand verschönern und haben ihr eine üppige Balkonbepflanzung geschenkt.

In ruhigen Stunden kann die Ruheständlerin außerdem in einem Buch blättern, das Nele Bendick gestaltet hat. Darin findet man nicht nur viele Fotos, sondern auch das originale Namensschild. Für den Einband hat die Vorsitzende der Mitarbeitervertretung einen Wäscheschutz und einen Arbeitskittel zweckentfremdet. "Über diese Erinnerungsstücke freue ich mich sehr", sagt Hannelore Viebranz.

Sie verabschiedete sich auch von einigen Radevormwalder Patienten, die sie in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder einmal im Dienst getroffen hatte.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort