Radevormwald Mit Zeugnisausgabe schloss die Schule

Radevormwald · Klassentreffen 50 Jahren nach der Entlassung aus der Gemeinschaftsschule Dahlhausen. Letzter Schultag: 31. März 1966.

 Diese Damen und Herren schrieben Stadtgeschichte. Nachdem sie als Abschlussschüler ihre Zeugnisse erhalten hatten, wurde die Gemeinschaftsschule Dahlhausen am Raderberg geschlossen.

Diese Damen und Herren schrieben Stadtgeschichte. Nachdem sie als Abschlussschüler ihre Zeugnisse erhalten hatten, wurde die Gemeinschaftsschule Dahlhausen am Raderberg geschlossen.

Foto: Nico Hertgen

Die Wiedersehensfreude war groß. Viele der ehemaligen Schüler aus den Wupperortschaften Dahlhausen, Dahlerau und Wilhelmstal hatten sich über Jahre hinweg nicht gesehen. "Unser letztes Klassentreffen liegt nun auch schon zehn Jahre zurück", sagte Bernd Knefel. Zusammen mit Gerhard Möller und Jürgen Oelschläger hatte er das Jubiläumstreffen organisiert. "Wir konnten 16 Einladungen verschicken. Leider fehlt uns von fünf Mitschülern die Anschrift, und vier sind leider schon verstorben", bilanzierte Knefel.

An den Tag ihrer Schulentlassung, den 31. März 1966, können sich die Schüler der einstigen Gemeinschaftsschule Dahlhausen noch sehr gut erinnern. "An diesem Tag erhielten wir die Abschlusszeugnisse von unserem Lehrer Otto Sieper. Mit unserer Entlassung schloss damals die Schule ihren Türen für immer. Der Umzug zur Brede stand an. Otto Sieper wurde einen Tag später, am 1. April 1966, Rektor der neuen Grundschule auf der Brede", erinnert sich das Organisationstrio. Die Schüler scheinen stolz darauf zu sein, durch die Schulschließung in Dahlhausen in die Stadtgeschichte eingegangen zu sein. "Heute sind in dem Gebäude Mietwohnungen und die Kita Wuppermäuse", sagte Bernd Knefel.

Die Schulzeit sei von einigen Lehrerwechseln geprägt gewesen. Anfangs unterrichtete die Klasse Heinrich Thor, später Wolfgang Moritz und vertretungsweise auch Lehrer Deyersberg, bis Otto Sieper die gemischte Klasse übernahm. Bei der Nennung des Namens Deyersberg wurde Jutta Satic, (geborene Lipa, ehemalig aus Wilhelmstal) munter. Ihr fiel sogleich eine Anekdote ein. "Ein Schulkamerad, der auf einem Bauernhof lebte, schaffte es, Lehrer Deyersberg zu schocken. Er band sich eine Plastiktüte mit Schweinsblut an den Oberschenkel und provozierte den Lehrer im Unterricht. Da Schläge mit dem Stock noch praktiziert wurden, gab es kräftige Hiebe und das versteckte Blut lief dem Schüler am Bein entlang", erzählte sie.

Viele ihrer ehemaligen Mitschüler nickten und schienen sich sehr gut an diesen Schabernack zu erinnern. Im großen Raum des Restaurants Schnitzelstube wurde es lebhaft. Jetzt kamen kleine Geschichten - schon vor dem Essen - auf den Tisch. Gerhard Möller meldete sich zu Wort. Ihn hatten es offensichtlich die letzten Schultage besondern angetan. "Wir waren im Grunde immer recht lieb. Nur kleine Späße wagten wir, denn wir mussten leider immer mit heftigen Strafen wie dem Abschreiben von Texten rechnen", erzählte er. So habe sich das "Strafringbuch" mit all den vielen Strafarbeiten doch schon über die Jahre stattlich füllen können. "Am letzten Tag haben wir alle diese dicht beschriebenen Seiten herausgerissen, daraus kleine Schiffchen gefaltet und diese auf die Wupper an der Brücke in Dahlhausen gesetzt", erinnert er sich. Dabei lacht er spitzbübisch, und auch seine ehemaligen Mitschüler fielen mit ein. So gingen an diesem Tag unzählige Schiffchen zu Wasser, ja, eine ganze Flotte, erzählen die Schüler. Es habe dadurch im Wupperabschnitt Vogelsmühle technische Probleme bei der Firma Schürmann und Schröder gegeben.

"Aber das alles ich so lange her. Im Grunde waren unsere Höhepunkte die zahllosen Wanderungen durch den Grunewald", sagte Bernd Knefel. Dabei wanderten die Schüler ans "Schwarze Tor" ins umzäunte Waldgebiet hinter Dahlerau. Dort gab es regelmäßig ein Picknick in einer Jägerhütte. "Dann wanderten wir wieder zur Schule zurück. Das war schon eine weite Strecke", so Möller. Die Fußmärsche jener Zeit sind allen noch gut im Gedächtnis. "Wir mussten durch Regen und hohem Schnee lange Strecken zur Schule zurücklegen. Auch durch Dunkelheit frühmorgens. Schulbusse fuhren noch nicht. Das war für die Schüler aus Wilhelmstal sehr anstrengend", sagte Bernd Knefel.

Auch an einem Ausflug nach Schloss Burg kann sich die Gruppe erinnern und an die Abschlussfahrt nach Bremen. Einige hatten dazu Fotos mitgebracht, andere Zeitungsausschnitte. In gemütlicher Runde wurden noch viele kleine Geschichtchen erzählt. "Das nächste Treffen der letzten Dahlhauser Gemeinschaftsschüler soll nicht so lange auf sich warten lassen", war sich das Organisationstrio einig.

(sig)
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