Interview mit Autorin Martina Kempff Der Weg zum eigenen Buch
Radevormwald · Martina Kempff ist Bestseller-Autorin und lebt in Radevormwald. Die Autorin spricht über ihren Werdegang und gibt Tipps.
Martina Kempff hegte bereits mit sechs Jahren den Wunsch, Schriftstellerin zu werden. 42 Jahre später wurde ihr erster Roman veröffentlicht und ein Bestseller. Wie sie Autorin geworden ist, wie man ein Buch veröffentlicht und welche Tipps sie jungen Schriftstellern gibt, verrät sie im Interview.
Wie sind Sie Schriftstellerin geworden?
Martina Kempff Mit 16 Jahren habe ich mein erstes Buch einem Verlag angeboten, das zum Glück abgelehnt wurde. Ich bin Journalistin geworden und habe unter anderem in Griechenland und Amsterdam gelebt. Meinen ersten historischen Roman „Die Marketenderin“ habe ich 1997 geschrieben, und er wurde dank meines Cousins verlegt. Es haben viele Zufälle dazugehört, aber dieser Roman wurde ein Bestseller. Bis mein erstes Werk veröffentlicht wurde, hatte ich einige Bücher geschrieben, die ich heute als Fingerübung bezeichne. Wer schreiben will, muss Durchhaltevermögen beweisen, Spaß an der Sache haben und Scheitern ertragen. Scheitern gehört dazu.
Wie finden unerfahrene Autoren einen Verlag, wenn sie ein Buch geschrieben haben?
Kempff Manuskripte blind an einen Verlag zu schicken, empfehle ich niemandem. Das Buch sollte von einem Fachmann, also von einem Agenten, betreut werden, der es Verlagen vorstellt. Bücher im Selbstverlag zu veröffentlichen ist auch möglich, hat aber große Nachteile. Besonders unerfahrene Autoren brauchen einen Lektor. Mit meinem streite ich mich oft, aber ich möchte ihn nicht missen.
Wie läuft der Schreibprozess eines Buches bei Ihnen ab?
Kempff Es gibt zwei Arten von Autoren. Die einen machen einen genauen Plan und halten sich daran, die anderen lassen sich während des Schreibens überraschen. Ich gehöre zu der zweiten Sorte. Nach der ersten Idee fange ich an zu schreiben, lasse mein Unterbewusstsein mitarbeiten und mich von mir selbst, meinen Protagonisten und dem Verlauf der Geschichte überraschen. Jungen Schriftstellern empfehle ich, sich eine erste Struktur aufzuschreiben. Dazu gehören ein Thema, ein Handlungsablauf sowie Biografien, Aussehen und Eigenheiten der Protagonisten und erste Kapiteleinteilungen. Das gibt Halt beim Schreibprozess.
In welcher Umgebung entstehen Ihre Bücher?
Kempff In meinem Arbeitszimmer, an meinem Schreibtisch. Im Garten kann ich nicht schreiben, weil ich mich ablenken lasse. In meinem Arbeitszimmer sind außerdem alle wichtigen Nachschlagewerke und Sekundärliteratur griffbereit.
Mit welchen Hürden müssen junge Schriftsteller rechnen?
Kempff Jedem, der ein Manuskript geschrieben hat, rate ich, es zunächst zwei Wochen liegen zu lassen und dann noch mal mit einem frischen Blick zu lesen. Sobald man das Buch einem Lektor zeigt, muss man Kritik ertragen können und bereit sein, unter Umständen sehr viel zu überarbeiten. Auch ich verliebe mich oft in Formulierungen und Handlungsstränge, die ich später schweren Herzens rausstreiche, weil sie die Story nicht vorantreiben. Wer schreiben möchte, sollte einfach anfangen und bei diesem Prozess seinem Instinkt vertrauen. Man muss sich für die Geschichte, die man schreibt, begeistern. Wichtig ist auch zu wissen, dass die wenigsten Schriftsteller von ihren verlegten Büchern leben können. Der Autor verdient am wenigsten an einem Buch. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass Menschen, die viel lesen, besser schreiben.