Kunst im öffentlichen Raum in Radevormwald Leuchtende Linien und Kreise im Kreisverkehr

Radevormwald · Der Fahnenkreisel mitten in der Innenstadt begrüßt das neue Jahr mit Kunst von Regine Schumann. Zusammen mit Fotografin Sabine Winnemuth sind die acht Fahnen entstanden.

 Die Kugeln auf den neuen Fahnen am Kreisel mitten in der Innenstadt wirken wie durchlässige Elemente, wie Moleküle, die durch die Sphäre schweben.

Die Kugeln auf den neuen Fahnen am Kreisel mitten in der Innenstadt wirken wie durchlässige Elemente, wie Moleküle, die durch die Sphäre schweben.

Foto: Jürgen Moll

Regine Schumann zeigt ihre leuchtende Kunst auf der ganzen Welt – und seit dieser Woche zum zweiten Mal in Radevormwald. Die Künstlerin, die in Köln lebt, war bereits 2006 mit der Ausstellung „Das Leuchten“ in der reformierten Kirche am Marktplatz zu Gast in der Bergstadt. Seit dieser Woche hängen nun acht Fahnen auf dem Kreisverkehr an der Kaiserstraße, die in Zusammenarbeit mit der Fotografin Sabine Winnemuth entstanden sind.

Bernd Freudenberg von der Kunst-Initiative hat den Kontakt zu Regine Schumann aufrecht gehalten und sie für die Fahnen-Installation angefragt, die seit Jahren renommierte Künstler in den öffentlichen Raum von Radevormwald holt. Die Lichtkünstlerin, die 1961 geboren ist, stimmte der Idee direkt zu und erarbeitete die Dateien für die Fahnen mit der Fotografin, die ihre Kunst 2018 während einer Ausstellung fotografiert hat.

Sabine Winnemuth lebt in Berlin und hat die Ausstellung der leuchtenden Kunst 2018 im historischen Keller der Alten Münze in Berlin mit ihrer Kamera festgehalten. „Die Künstlerin hat zusammen mit der Fotografin die Fahnen erarbeitet. Die acht Fahnen ergeben ein zusammenhängendes Kunstwerk, das aus jeder Perspektive anders aussieht“, erläutert Bernd Freudenberg den Hintergrund der Fahnen. Die leuchtenden Kugeln aus Acrylglas, die unter UV-Licht ihre volle Leuchtkraft entfalten, wurden vor vier Jahren im Zuge des „Light Art Weekends“ der Öffentlichkeit präsentiert.

Auf den Fahnen wirken die Kugeln wie durchlässige Elemente, wie Moleküle, die durch die Sphäre schweben. Die Fotografien erinnern, je nach Assoziation, an Seifenblasen oder leuchtende Meerestiere, die eigenes Licht produzieren. Am Fahnenkreisel in Radevormwald wirken die Fotografien, je nach Tageslicht, Sonnenstand und Windverhältnissen, von Tag zu Tag anders. „Die Motive der einzelnen Fahnen zeigen im Schwarzlicht fluoreszierende Acrylglaskugeln mit leuchtenden Linien und Kreisen. Die hellen Schnittkanten der Ringe lassen die Assoziation an sich fortbewegende Scheinwerfer und Rücklichter der umkreisenden Autos zu“, sagt Bernd Freudenberg.

Er erfreut sich nicht nur an den neuen Fahnen, sondern auch an den Reaktionen der flüchtigen Betrachter. „Die Radevormwalder freuen sich mittlerweile auf die wechselnden Fahnen und geben positive Rückmeldungen. In der Kunstszene hat sich das Projekt längst etabliert“, sagt er.

Regine Schumann wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet und hatte in den vergangenen Jahren auch Einzelausstellungen in New York, Paris, Mailand, Madrid oder Tokio. Dass ihre Fahnen bis zum Sommer an der Kaiserstraße wehen, ist eine Aufwertung des Stadtbildes und eine Freude für jeden, der die Kunst aktiv oder passiv wahrnimmt.

Bernd Freudenberg ist es somit erneut gelungen, moderne Kunst in das Stadtbild zu integrieren und den Blick für das Neue zu öffnen. „Zeitgenössische, ungegenständliche Kunst, die oft mit Ablehnung und Unverständnis zu kämpfen hat, trifft auf eine zufällige Öffentlichkeit und gibt eventuell Anlass zur Auseinandersetzung und zum Gespräch“, sagt er über den Fahnenkreisel. Ermöglicht wird die wechselnde Fahnenausstellung nicht nur durch Bernd Freudenberg und die Mitarbeiter des Betriebshofs, sondern auch durch die Firma Aurich. Gedruckt werden die Kunstwerke des Kreisels nämlich auf Fahnenstoffen der Firma aus Radevormwald, die das Kunstprojekt seit seinem Anfang unterstützt.

Im Sommer werden die Fahnen von Regine Schumann dann durch Fahnen des Künstlers Christoph Dahlhausen ersetzt. Er war 2020 an der leuchtenden Ausstellung in der reformierten Kirche beteiligt und plant bereits seine Fahnen für den Kreisel in Radevormwald. Die Fahnen, die nach ihrer Ausstellungszeit abgenommen werden, gehen oft an die Künstler, oder an die örtlichen Schulen, die sie dann für neue Kunstprojekte verwerten.

„Die wechselnden Ausstellungen ‚Acht Fahnen‘ dienen dazu, zeitgenössische Kunstäußerungen aus dem Bereich der gegenstandslosen Kunst im allgemeinen visuellen Bewusstsein zu verankern“, erläutert Bernd Freudenberg den Hintergrund der Fahnenaktion.

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