Radevormwald Konfirmanden verbringen Nacht in der Kirche

Radevormwald · Pfarrer Dieter Jeschke macht die Jugendlichen mit der Bedeutung von Gebeten vertraut.

 Pfarrer Dieter Jeschke traf sich am späten Freitagabend mit den Konfirmanden in der reformierten Kirche. Gemeinsam sprachen sie über das Thema "Gebete".

Pfarrer Dieter Jeschke traf sich am späten Freitagabend mit den Konfirmanden in der reformierten Kirche. Gemeinsam sprachen sie über das Thema "Gebete".

Foto: M. Schütz

Freitagabends in die Kirche zu gehen, finden Philipp, Luis und Fynn komisch. Die Konfirmanden der reformierten Gemeinde nehmen aber natürlich trotzdem an der Unterrichtseinheit teil, zu der Pfarrer Dieter Jeschke eingeladen hat. Die "Nacht des Gebetes" ersetzt einen Unterrichtstag und macht die Jugendlichen in einer spirituellen Atmosphäre mit der Bedeutung von Gebeten vertraut.

Seitdem Dieter Jeschke die Gemeinde leitet, hat er immer wieder neue Methoden und Gottesdienstformen ausprobiert, die untypisch, aber umso wirksamer sind. Philipp findet das gut. "Das ist mal was anderes. Ich war so spät abends noch nie in einer Kirche. Unheimlich ist es eigentlich nicht", sagt der Zwölfjährige. Zusammen mit seinen zwei Freunden betrachtet er das dunkle Kirchenschiff, bevor der erste Workshop der Gebetsnacht beginnt.

Nach kurzem Zögern ziehen alle Mädchen und Jungen ihre Schuhe aus und setzen sich zu Jeschke auf den Kirchenboden, der mit kuscheligen Decken gepolstert ist. In der Mitte steht eine Taufschale. Jeder Konfirmand bekommt eine Aussage über Gebete zugeteilt und muss dazu Stellung beziehen. "Ich finde, man sollte beten, wenn man etwas bewegen will", sagt Fynn. "Man muss sich aber auch mit Problemen auseinandersetzen. Nur beten reicht nicht", meint Luis. Die Gruppe lässt diese Aussagen unkommentiert stehen und tastet sich auf diesem Weg langsam an die persönliche Beziehung zu Gebeten heran.

Der erste Unterrichtsteil endet in Kleingruppen. Der Aufgabe, ein Gebet als Denkmal darzustellen, stellen sich alle mit viel Hingabe. Steffie und Laura versuchen, die Gefühle eines Gebetes in Körperposen auszudrücken. "Ich habe das so verstanden, dass derjenige betet, weil er keine Worte findet, Hilfe braucht und seine Sinne nicht richtig funktionieren", sagt Laura. Mit der Hilfe der anderen Teilnehmer setzt die Zwölfjährige diese Aussage erfolgreich mit einem Standbild um, denn alle anderen deuten die Botschaft beim ersten Versuch richtig.

Es folgen drei weitere Einheiten zum Thema Gebete. Beim Gesellschaftsspiel "Tabu" lernen die Mädchen und Jungen, dass man Tabus in Gebeten Raum geben und offen reden kann. "Wenn man Dinge ausspricht, verlieren sie die Macht über einen", sagt Pfarrer Jeschke. Mit einem Vertrauensspiel lernen die Konfirmanden zudem, wie man durch Gebete eine Beziehung zu Gott aufbaut.

Die Nacht des Gebetes endet hoch über dem Altar. Die Konfirmanden steigen in den Glockenturm, um einen wichtigen Teil des Betens kennenzulernen. "Mit den Glocken können wir uns anderen mitteilen und zeigen, dass wir an sie denken." Einige Konfirmanden, die ihre Schlafsäcke mitgebracht haben, machen es sich dann in der Kirche bequem. "Wer will, kann heute in der Kirche schlafen", sagt Jeschke.

(RP)
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