Radevormwald Knausert das Amt bei Nachhilfe-Förderung?

Radevormwald · Eine Pädagogin wundert sich über die Sparsamkeit der Behörden bei sozial schwachen Familien.

Stefanie Brink arbeitet bei einem Nachhilfeinstitut in Radevormwald. "In jüngster Zeit habe ich mehrfach gehört, dass Kinder nicht mehr kommen, weil das Amt keine Zuschüsse gewährt." Für die sozial schwachen Familien sei das dann zu kostspielig. "Die Kosten hätten sich auf zehn Euro pro Unterrichtseinheit belaufen."

Brink wunderte sich - und war noch verwunderter, als sie hörte, für Grundschulkinder genüge nach Auffassung der Behörden der Unterricht durch ältere Schüler. "Die Weisung, nur auf dieser Basis zu genehmigen, stammt angeblich von der Kreisbehörde."

Der Kreis weist allerdings eine Verantwortung für diese Entscheidung von sich. "Eine Weisung wie angesprochen gibt es nicht", teilt die Kreis-Sprecherin Iris Trespe mit. "Für die SGB-II-Kinder entscheidet das Jobcenter über die Leistungen, für die anderen die örtlichen Sozialämter in den Rathäusern." Die gesetzliche Grundlage für die Behörden seien die "Hinweise des Oberbergischen Kreises zu den Bildungs- und Teilhabeleistungen", informiert Trespe.

Anke Schröder, die Leiterin des Sozialamtes in Radevormwald, verweist auf das Job-Center als Ansprechpartner, das es sich um Kinder aus Familien handle, die SGB-II-Mittel beziehen. "Zuständig ist der Sozialträger, der die Leistung gewährt", erklärt die Amtsleiterin.

Sandra Pilgram ist die zuständige Bereichsleiterin beim Job-Center Oberberg in Gummersbach. "Es ist nicht so, dass bei Kindern aus den genannten Familien keine Unterstützung für professionelle Hilfe mehr gewährt wird", erklärt sie. "Wir entscheiden immer nach den Einzelfällen." Die entscheidende fachliche Einschätzung komme natürlich nicht von den Mitarbeitern des Job-Centers, die dafür nicht qualifiziert sind, sondern durch die jeweiligen Lehrer. "Manche von ihnen haben bereits einen Oberstufenschüler zu Hand, der den Kindern Nachhilfe erteilen könnte."

Stefanie Brink hält das für bedenklich. "Ich zweifle nicht daran, dass ältere Schüler den Lernstoff beherrschen können", sagt die Pädagogin mit erstem Staatsexamen. "Aber bei vielen Kindern, gerade aus diesen Familien, braucht es noch andere Qualifikationen, pädagogischer und psychologischer Art." Und der Nachhilfelehrer bzw. die -lehrerin müsse die Augenhöhe haben, um mit den Eltern auch über Lernprobleme zu reden, die aus dem Familienleben resultieren. Stefanie Brink bezweifelt, dass Schüler alles das leisten können.

(s-g)
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