Radevormwald Kinder stärken ihr Selbstwertgefühl
Radevormwald · Zum vierten Mal lud die Armin-Maiwald-Schule zu zwei Bewegungstagen ein. Mehr als 400 Gäste von Kindergärten und Grundschulen aus Radevormwald wurden in Bergerhof erwartet, um sich spielerisch sportlich zu betätigen.
Die Gäste profitieren von dem besonderen Sportangebot der Armin-Maiwald-Schule. Die Schüler der Gastgeber hingegen erleben Situationen, die sie im Leben nicht so oft erfahren. "Jedes Kind unserer Schule ist hier, weil es ein bestimmtes Handycap hat", erläutert Förderschulleiterin Gina Hellerling. "Für sie ist dieser Tag eine riesige Belohnung, denn auf einmal stehen sie gut da, man merkt ihr Handicap weniger als an anderen Tagen. Sie können etwas besser als andere und können ihr Wissen weitergeben."
Auch Kai Kruschinski, Sportbeauftragter der Armin-Maiwald-Schule und mit Zusatzqualifikation in Erlebnispädagogik, weiß, wie sehr seine Schüler von diesem Tag profitieren: "Wir machen an unserer Schule ohnehin viel mit Bewegung. Denn im Sport erleben die Kinder, die oftmals viele Negativerlebnisse mit dem Thema Schule haben, dass sie doch etwas können. Und dieses Selbstbewusstsein nehmen sie dann in den anderen Unterricht mit."
Der offene Bewegungstag, dessen Einladung alle Radevormwalder Grundschulen und neun Kindergärten gefolgt sind, bietet den Armin-Maiwald-Schülern die Gelegenheit, zu zeigen, was sie können. Bei der Kletter-AG haben sie nicht nur gelernt, selber zu klettern und zu balancieren, sie wurden auch darin ausgebildet, andere Sportler zu sichern und anzuspornen. Diese Kenntnisse setzen sie jetzt ein.
Die siebenjährige Emely aus der ersten Klasse der Grundschule Bergerhof traute sich zwar mutig auf das in fünf Metern Höhe gespannte Seil, aber auf der Mitte der Strecke wollten ihre Füße sie nicht weiter tragen. Hazal (14), die als Hilfe am Boden stand und Emely mit einem Sicherungsseil hielt, half ihr mit guten Tipps und einigem Zureden dann doch, die ganze Seillänge zu überqueren. "Sie hat mir gesagt, dass sie mich ganz doll festhält", berichtet die Grundschülerin, "dann hatte ich gar keine Angst mehr." Diese Erlebnisse, die den Gästen helfen, Ängste abzubauen und den Gastgebern die Möglichkeit öffnen, als Helfer zu arbeiten, sind der Sinn der zweitägigen Veranstaltung.
"So können wir uns als Förderschule öffnen und die Hemmschwelle für Kinder, Eltern, Lehrer und Betreuer senken", sagt auch Jennifer Dufner, Klassenlehrerin der M1. "Für unsere Kinder ist es wichtig, Erlerntes mit anderen zu teilen, ihr Selbstvertrauen zu stärken und Verantwortung zu übernehmen."
Deshalb helfen auch alle Schüler ab der fünften Klasse mit. Sie wechseln sich alle zwei Stunden mit den Klassenkameraden ab, die, solange sie keinen Helferdienst leisten, Unterricht haben. "Am Schluss des Tages dürfen unsere Schüler auch alle Stationen ausprobieren", sagt Jennifer Dufner.
Auch die Gäste sind begeistert. So sagt Sylwia Wilczek, Leiterin der Kindertagesstätte Regenbogen: "Unsere Vorschulkinder können neue Erfahrungen sammeln. Vieles, was hier angeboten wird, kennen die Kinder noch nicht." Die Kita hat schon lange engen Kontakt zur Armin-Maiwald-Schule. "Kontaktschwierigkeiten gibt es keine, denn unsere Kinder kennen keine Vorurteile. Zur nächsten Veranstaltung kommen wir wieder", sagt Wilczek.
Das bestätigt auch den 14-jährigen Giovanni, der mit seiner O1 den Waffelverkauf übernommen hat, um die Klassenkasse für die anstehende Fahrt nach Holland aufzubessern. "Wir haben auch an der Kletterwand geholfen", erzählt er. "Wir haben die Kinder gesichert und ihnen erklärt, wie sie hoch kommen. Manche haben es nicht gleich geschafft, denen haben wir Mut gemacht. Beim zweiten Mal hat es geklappt. Da haben sie sich gefreut."
