Radevormwald Kegler als Handwerker aktiv

Radevormwald · Weil der Kostenvoranschlag für den Neuschliff der vier Bahnen zu teuer war, griffen die Mitglieder des Sportkegelvereins selbst zu Hobel, Klinge und Wachs. Auch das Ambiente des Trainingsraums wurde verbessert.

Die Kugel leicht in der Hand hin- und herrollen, den Blick konzentriert auf die Bahn richten, mit Schwung aufsetzen, anschneiden — und perfekt die rechte Gasse treffen. Alle Neune! Zufrieden greift Guido Hartmann zur nächsten Kugel. Training beim Sportkegelverein (SKV) Radevormwald im Sport- und Seminar-Center (SSC).

Bislang spielten die Akteure gegen eine hässliche rot-braune Rückwand, jetzt erstrahlt alles in freundlichem Beige. Und auch die Bahnen sind top in Ordnung. Die 17 Mitglieder haben alles in Eigenregie auf Vordermann gebracht. Alle vier Bahnen mussten neu geschliffen werden. Der Kostenvoranschlag betrug 2400 Euro — "zu viel für einen kleinen Verein", sagt der Vorsitzende Jürgen Hageböcker, der seit 40 Jahren kegelt und seit 20 Jahren Sportkegler ist. In Absprache mit dem Sachverständigen des Deutschen Kegelbundes, Volker Baumeister, der selbst in der Bundesliga für Heiligenhaus spielt, griffen die Rader zu Bandschleifer, Hobel, Klinge und Wachs. Insgesamt dauerten die Arbeiten zwei Wochen. "160 Arbeitsstunden dürften es gewesen sein", sagt Hageböcker.

Alte Küchentür mit neuer Funktion

Richtige Handarbeit wurde den Keglern abverlangt, um die Vierbahn-Kunststoffanlage wieder konkurrenzfähig zu machen. Dabei gingen die Männer vorsichtig vor, Kegelbahnen sind empfindlich. Jeder Arbeitsschritt wurde durch Baumeister per Zwischenprüfung überwacht. Die Volksbank Oberberg unterstützte die Kegler mit 250 Euro. In der Mitte der Bahn wurde eine Tür eingebaut, damit die Kegler bei Technik-Problemen hinter die Bahn gelangen können und sich nicht wie bislang an der Wand entlang hangeln müssen. "Das ist meine alte Küchentür", lacht Hageböcker. Auf der Bahn erfüllt sie jetzt einen neuen Zweck.

"Seit Januar 2006 gibt es eine Nutzungsvereinbarung zwischen dem SSC und uns. Wir dürfen an zwei Tagen trainieren und Ligenspiele am Wochenende durchführen, dafür übernehmen wir die Wartung und Pflege der mechanischen und elektronischen Anlage, inklusive Reinigung", erklärt Hageböcker. Auch für Strom und die Nutzung der Duschen zahlt der Verein, ebenso wenn Kugeln defekt sind.

Die Bahnpflege übernehmen wöchentlich vier Gruppen. Jedes Mitglied ist alle vier Wochen an der Reihe. Es reinigt die Bahn, trägt Wachs auf, poliert, bearbeitet die Kegelstandorte mit Gleitmittel, reinigt die Kugeln, wischt Wände und Tische ab, saugt den Boden.

Bis Ende des Jahres möchte der Verein noch neue Kugeln und Hölzer kaufen, außerdem eine Schlagwandverkleidung anbringen. Zuschüsse sind beim Kreissportbund beantragt. Da die Trainingsmöglichkeiten jetzt optimal sind, möchten die Kegler auch sportlich wieder angreifen. "Wir sind zwei Jahre hintereinander abgestiegen, haben ein Durchschnittsalter von 50 Jahren und verfügen nur über drei bis vier Jugendliche", erklärt Hageböcker.

Wer Interesse am Kegeln hat, kann sich bei Jürgen Hageböcker, Tel. 02195 7394, melden. Der Jahresbeitrag beträgt 85 Euro für Erwachsene und 42,50 Euro für Jugendliche und passive Mitglieder.

(RP)
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