Radevormwald Justizminister Maas trifft Ehrenamtler

Radevormwald · Auf Einladung der SPD-Bundestagsabgeordneten Michaela Engelmeier kamen etwa 30 Ehrenamtler aus Hückeswagen und Radevormwald ins Hückeswagener Heimatmuseum. Sie diskutierten mit dem prominenten Gast über ihre Sorgen.

 Justizminister Heiko Maas (mit Mikrofon) stellte sich den Fragen der Ehrenamtler. Rechts von ihm Michaela Engelmeier und Bürgermeister Dietmar Persian, links von ihm Regina Billstein.

Justizminister Heiko Maas (mit Mikrofon) stellte sich den Fragen der Ehrenamtler. Rechts von ihm Michaela Engelmeier und Bürgermeister Dietmar Persian, links von ihm Regina Billstein.

Foto: wolfgang weitzdörfer

Hoher Besuch in Hückeswagen: Draußen auf dem Schlossplatz wurden noch die restlichen Stände des Altstadtfests abgebaut, als zwei schwarze Limousinen die Marktstraße erreichten. In einer saß Bundesjustizminister Heiko Maas. Der SPD-Politiker war auf Einladung der Bundestagsabgeordneten für Oberberg, Michaela Engelmeier, eingeladen, um sich vor Ort über das Ehrenamt in Rade und Hückeswagen zu informieren.

Engelmeier selbst ist ehrenamtlich engagiert und hatte jüngst ein Erlebnis - von dem sie im Heimatmuseum erzählte, um die verspätete Ankunftszeit des Justizministers zu überbrücken. "Beim ATV-Triathlon war ich mit der DLRG auf der Bever und durfte die Start-Sirene bedienen. Dort habe ich Mohammad Hasan kennengelernt, der sich rührend um mich gekümmert hat." Der junge Syrer kam als Flüchtling nach Hückeswagen und hat bei der DLRG Anschluss gefunden. "Das ist gelebtes Ehrenamt und gelungene Integration", sagte Engelmeier. Moderiert wurde die Veranstaltung, zu der 30 ehrenamtlich Aktive aus Hückeswagen und Radevormwald gekommen waren, von der zweiten Bürgermeisterin aus Wipperfürth, Regina Billstein. Hückeswagens Bürgermeister Dietmar Persian begrüßte den Berliner Politiker nach dessen Eintrag ins Goldene Buch und wies auf die Überreste des Altstadtfests hin. "Hückeswagen ist traditionell, fleißig und engagiert - wie Sie sehen können, arbeiten viele Menschen hier im Ehrenamt mit, gerade auch bei Veranstaltungen wie dem von den Vereinen begründeten Altstadtfest", sagte Persian.

Maas zeigte sich interessiert. Das zeigte sich auch daran, dass er nachfragte und versprach, sich über Engelmeier mit Ergebnissen zu vorgebrachten Punkten zu melden. "Mich interessiert, wofür Sie stehen, was Sie machen. In einer Gesellschaft, in der immer mehr Menschen dem Individualismus frönen, wird das Ehrenamt immer wichtiger", sagte Maas. Dabei sind einige Sorgen existenzbedrohend. So brachte es der TBH-Vorstand Michael Wolter auf den Punkt: "Uns treiben die Sorgen um die Nachfolge im Vorstand um. Es ist extrem schwierig, neue Vereinsmitglieder zu finden, die sich auch im Vorstand engagieren möchten." Dabei sei das bürokratisierte Vereinswesen nicht hilfreich.

Dem stimmte Hans-Georg Breidenbach, Vorsitzender des Stadtsportverbands, zu und sprach die Haftung an: "Das ist die größte Schwierigkeit. Aber wenn man als Kassenwart Finanzexperte sein muss und immer mit einem Bein im Gefängnis steht, dann ist klar, warum das keiner machen will." Maas sagte, dass das Thema Bürokratie im Vereinswesen von Berlin aus schwer zu steuern sei. Er stimmte Breidenbach zu, der anmerkte, dass die schwindende Bereitschaft, sich zu engagieren, ein gesamtgesellschaftliches Problem sei. Ein weiteres seien die Kosten. Detlef Förster aus Rade, im Verein Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft aktiv, sagte: "Das Thema geht mir unter die Haut. Wenn ich Menschen frage, ob sie sich im Verein engagieren wollen, bekomme ich zur Antwort: Das Ehrenamt muss man sich leisten können. Das kann und darf nicht sein!" Maas betonte, dass das Ehrenamt gestärkt werden müsse. Er sage das auch, weil er aus dem Saarland stamme, dem Bundesland mit der höchsten Vereinsdichte: "Es ist wichtig, vor Ort zu hören, wie es um das Ehrenamt bestellt ist. Ohne Ihren Einsatz wäre das Land ärmer", sagte er und ergänzte, dass er mit nahezu allen angesprochenen Themen konform gehe. "Aber gegen gesellschaftliche Probleme kann man keine Gesetze erlassen. Man kann aber sehr wohl darüber reden, auch in Berlin."

(RP)
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