Festnahmen bei Razzia von "Pro-NRW"-Mitgliedern Junge Neonazis hatten riesiges Waffen-Lager

Radevormwald · Bei einer der größten Razzien gegen Rechtsextreme, die es je gab, hat die Polizei ein enormes Waffenarsenal in Radevormwald gefunden. Drei Personen wurden festgenommen. Im Visier der Ermittler sind die Gruppe "Freundeskreis Rade" und Mitglieder der Partei "Pro NRW".

April 2012: Razzia bei Neonazis und "Pro NRW"
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April 2012: Razzia bei Neonazis und "Pro NRW"

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Mit der großangelegten Razzia ist die Polizei am Mittwoch gegen eine Gruppe junger Neonazis vor allem im Bergischen Land vorgegangen. Drei Beschuldigte wurden verhaftet, 16 andere verhört. In Radevormwald, Wuppertal, Düsseldorf und Essen durchsuchte die Polizei insgesamt 22 Wohnungen. Auch das Fraktionsbüro der Splitterpartei Pro NRW in Radevormwald wurde durchsucht. "Pro NRW" wird unter Extremismusverdacht vom Verfassungsschutz beobachtet. Allein in Radevormwald wurden 17 Räume durchsucht.

Bei einer Pressekonferenz in Köln präsentierten Ermittler und Staatsanwaltschaft am Mittwochvormittag die sichergestellten Waffen: Darunter sind neben Gewehren und Pistolen auch diverse Messer und Schwerter, Schlagringe - und -stöcke, Reizgas, sowie rechtsextremes Propaganda-Material, Plakate und T-Shirts mit dem Aufdruck "Deutsche Jungs". Auch zahlreiche Aufkleber des Freundeskreises mit dem Slogan "Radevormwald ist unser Kiez" sind dabei.

Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers erklärte, dass eine solche Ansammlung von Waffen auch für die erfahrenen Beamten unbekannte Dimensionen hatte. Wolfgang Joest, Leiter der Kriminalinspektion Staatsschutz der Polizei Köln sagte, der Fund einer solchen Menge gefährlicher Waffen sei erschütternd.

Klare Strukturen und Verbindungen der Organisationen

Die Ermittler sehen inzwischen eine klare Verbindung zwischen dem rechtsextremen "Freundeskreis Rade" und "Pro NRW" - sowohl personell als auch finanziell. Gegen drei Verdächtige vom "Freundeskreis Rade" haben die Einsatzkräfte Haftbefehle vollstreckt, zwei von ihnen sind Mitglieder von "Pro NRW". Von den drei Verhafteten ist der eine 20 Jahre alt, die beiden anderen sind 18 Jahre. Auch im Büro der rechtspopulistischen Partei wurden Daten und Unterlagen sichergestellt.

Der "Freundeskreis Rade" hat insgesamt 20 bis 25 Mitglieder, die zwischen 15 und 22 Jahre alt sind. Die Gruppe gehören nach Angaben der Experten zur neuen Generation von Rechtsextremen, viele seien zwischen 15 und 17 Jahre alt. Organisationen wie diese gehören den "Autonomen Nationalisten" an. Dabei kopieren sie bewusst Auftreten und Symbole der politisch linken autonomen Bewegung.

"Pro NRW" hat in einer Presserklärung Stellung zu der Razzia genommen: Demnach sollen sich unbefugte Dritte Zugang zum Fraktionsbüro verschafft haben. Derart solle "zwei Wochen vor der Landtagswahl Pro NRW öffentlichkeitswirksam an den Pranger" gestellt werden", heißt es in dem Schreiben.


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